Das KGV ist eine der wichtigsten Kennzahlen zur Beurteilung der Ertragskraft und -entwicklung in der Regel eines Unternehmens im Vergleich zu einem oder mehreren Wettbewerbern. Im anglo-amerikanischen Raum wird es auch Price-Earning-Ratio (PER) oder P/E Ratio) genannt. Auf volkswirtschaftlicher Ebene lassen sich damit auch Branchen, Marktsegmente oder Regionen (beispielsweise, wenn diese in Indizes zusammengefasst sind) miteinander vergleichen.
Das KGV stellt den Reingewinn und den Kurs einer Aktie in Relation. Die Berechnung des KGVs ist relativ einfach: Der aktuelle Aktienkurs wird durch den Gewinn je Aktie dividiert. Beispiel: Der Kurs einer Aktie liegt bei 50 Euro. Das Unternehmen erwirtschaftet 3 Euro Gewinn pro Aktie. Daraus ergibt sich (50/3 = 16,67) ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,67.
Das KGV bezeichnet also die Kennziffer, „wie-viel-mal“ eine Aktie mit dem auf sie entfallenden Gewinn bewertet wird. Eine andere Erklärung ist: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bezeichnet die Anzahl der Jahre, in denen das Unternehmen bei konstanten Gewinnen ihren aktuellen Börsenwert verdient hätte. Daraus ergibt sich: Je niedriger das KGV, desto preisgünstiger ist die Aktie.
Unternehmensmanager, Experten und Privatanleger legen bei der Berechnung normalerweise den geschätzten Gewinn des laufenden oder des/der nächsten Jahre/s zugrunde. Dadurch wird der Versuch unternommen, die zu erwartenden Gewinnentwicklung in die Überlegungen einzubeziehen, denn Informationen aus dem aktuellen zeitlichen Ablauf sind an den Aktienmärkten in den Preisen in der Regel bereits vorweggenommen. Auch bei der Betrachtung des KGVs gilt die alte Börsenweisheit: "An der Börse wird die Zukunft gehandelt."
Beispiel: aktuelle KGVs der Daimler-Aktie
2017 | 2018e | 2019e | 2020e | 2021e | 2022e | |
Gewinn pro Aktie | 9,84 | 7,71 | 7,71 | 7,72 | 8,15 | 8,39 |
KGV | 7,19 | 6,67 | 7,19 | 7,18 | 6,80 | 6,61 |
Am Beispiel der Daimler-KGVs wird auch das größte Problem der Kennzahl deutlich: Die Gewinnschätzungen der Manager oder Analysten sind mit großen Unsicherheiten behaftet und in bestimmten Marktphasen oder kurz vor der Einführung weitreichender Innovationen (wie dem Elektroauto) relativ unzuverlässig bzw. unbrauchbar. Wirklich gesicherte Daten liefern nur Kurs-Gewinn-Verhältnisse, die auf dem Gewinn vergangener oder aktueller, gerade beendeter Geschäftsperioden beruhen.
Allerdings – und deshalb ist die Kennzahl auch für private Anleger so wichtig – lassen sich mithilfe des KGVs Rückschlüsse in Bezug auf die Über- oder Unterbewertung einer Aktie ziehen. Umso niedriger ein KGV ausfällt, desto günstiger erscheint eine Aktie im Vergleich zu Konkurrenten oder auch zum Gesamtmarkt.
Auch für Investoren, die Aktienfonds oder ETFs bevorzugen, hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis eine große Bedeutung. Wer beispielsweise sein Geld einem Investmentfonds mit Schwerpunkt deutscher Leitindex DAX anvertrauen möchte, kann sich am durchschnittlichen KGV des Index orientieren. Dieses beträgt derzeit (Stand: 04.04.2019) 12,43 (siehe boerse.de).
Das durchschnittliche KGV des Index im Hinblick auf die zurückliegenden 30 Jahre wird mit 19 beziffert. Unter dem Blickwinkel der Bilanzanalyse signalisieren günstigere Bewertungen als die des Durchschnitts ein Börsenumfeld, in dem es sich zu investieren lohnt. Auch wenn heutzutage viel von Rezession die Rede ist, sprechen die anlegerfreundlichen Kennzahlen eine andere Sprache.