Nach Schließung der zentralen Pipeline zwischen Russland und Deutschland bleibt die Wiederaufnahme der Öl-Lieferungen vollkommen offen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Der russische Vize-Energieminister Pawel Sorokin zeigte sich am Freitag zwar optimistisch, bald wieder qualitativ hochwertiges Öl durch die Druschba-Pipeline pumpen zu können. Einen genauen Zeitplan nannte er aber bei einem Krisentreffen der Transitländer Weißrussland, Ukraine und Polen nicht.
Der russische Vize-Ministerpräsident Dimitri Kosak hatte die Wiederaufnahme für Montag in Aussicht gestellt. Die russische Staatsbahn bot einen Öl-Transport mit Kesselwagen an. Das deutsche Wirtschaftsministerium betonte erneut, angesichts gut gefüllter Tanklager sei die Versorgung gesichert.
Der ukrainische Pipeline-Betreiber Ukrtransnafta warnte vor der Gefahr eines "vollständigen Stillstands" der Pipeline. Der Vizechef des weißrussischen Unternehmens Belneftekhim, Wladimir Sizow, erklärte am Donnerstag, die Raffinerien des Konzerns liefen derzeit nur auf einem Niveau von 50 Prozent, verglichen mit den gelieferten Mengen vor Beginn der Verschlechterung des Öls. Er bezifferte die geschätzten Verluste auf rund 100 Millionen Dollar (knapp 90 Millionen Euro)
Der Rohölpreis war wegen der Qualitätsprobleme und der Sperrung der Pipeline auf den höchsten Stand in diesem Jahr gestiegen. Polen hatte am Mittwochabend den Import über die Druschba-Pipeline gestoppt, da Raffinerien das Öl in diesem Zustand nicht verarbeiten können. Die Pipeline läuft durch Weißrussland, Polen und bis ins brandenburgische Schwedt.
Offenbar hat ein noch unbekannter russischer Produzent Öl mit überhöhten Mengen an organischem Chlorid eingespeist. Dieses wird bei der Ölförderung eingesetzt. Es muss aber vor dem Transport wieder herausgefiltert werden.
Inzwischen wurde bekannt, dass auch der südliche Abzweig der Pipeline auf dem Weg nach Europa gesperrt wurde. Damit erhalten auch die Slowakei, Tschechien und Ungarn kein Öl über Druschba("Freundschaft"). Indirekt betroffen waren auch geplante Öl-Verschiffungen über Ostsee-Häfen, da Käufer die Abnahme unter Hinweis auf mögliche Verunreinigungen verweigerten.
Nach einem Bericht der russischen Agentur RIA bot unterdessen die Staatsbahn an, die Exporte mit 5000 Kesselwagen zu unterstützen. Dies könnte die Pipeline allenfalls teilweise ersetzen, die etwa eine Million Fass pro Tag transportieren kann.