Finanzen

Ifo-Institut: Bund soll Altersarmut mit neuartigem Investitionsfonds abfedern

Lesezeit: 1 min
12.05.2019 06:51
Das Münchner Ifo-Institut fordert die Gründung eines staatlichen Investitionsfonds, um der drohenden Altersarmut breiter Schichten vorzubeugen.
Ifo-Institut: Bund soll Altersarmut mit neuartigem Investitionsfonds abfedern

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das ifo Institut stellt mit dem „Deutschen Bürgerfonds“ ein neues Instrument zur Stärkung der Vermögensbildung und der Altersversorgung für die gesamte Bevölkerung vor. Es könnte die Versorgungslücke bei Geringverdienern verringern.

Die hervorragende Bonität der Bundesrepublik Deutschland als Schuldner ermöglicht es, Kredite günstig aufzunehmen und bei einer Reinvestition eine erhebliche Renditedifferenz zu erzielen. Eine aktuelle ifo-Simulation zeigt: Legte der Bund ab heute 0,5% des BIP pro Jahr für alle Erwerbsfähigen an, finanziert durch langsameren Staatsschuldenabbau, ergäbe sich nach 50 Jahren bei einer durchschnittlichen Renditedifferenz von zwei Prozentpunkten ein Ertrag von gut 16 000 Euro pro Kopf, der mit dem Erreichen von 67 Jahren ausgezahlt werden könnte.

[newsletter-signup-telegram]

„Wegen des seit Jahren niedrigen Zinsniveaus fällt es vielen Menschen heute schwer, privates Vermögen aufzubauen. Gleichzeitig werden bei vielen die Leistungen der umlagefinanzierten Rentenversicherung kaum ausreichen, um eine gute Versorgung im Alter zu sichern. Hier könnte das Instrument eines ‚Deutschen Bürgerfonds‘ einspringen“, sagt Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts und einer der Autoren der Studie. „Da die Bürger selbst keine zusätzlichen Einzahlungen aus ihrem Einkommen leisten müssten, um das Vermögen aufzubauen, ist der ‚Deutsche Bürgerfonds‘ vor allem für Menschen interessant, die wenig verdienen“, ergänzt Fuest.

Die deutschen Staatsschulden haben mittlerweile die europäische Verschuldungsgrenze von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts unterschritten. Für die Dauer hoher Renditedifferenzen zwischen Bundesanleihen und anderen Kapitalmarktanlagen könnte der Bund im Rahmen der geltenden Verschuldungsregeln Schulden aufnehmen bzw. den Schuldenabbau verlangsamen, um die Mittel international breit diversifiziert anzulegen. Dabei wird der Umstand genutzt, dass für Aktien und Immobilien weiterhin ansehnliche Renditen erzielbar sind, wenngleich aufgrund von Kurs- und Wertschwankungen nicht in jedem Jahr.

Die Differenz zwischen Schuldendienst und Anlagerendite fließt in eine Kapitalleistung – analog zu einer Lebensversicherung. Simulationen mit verschiedenen Szenarien und Annahmen zu den erzielbaren Renditen gehen von einer kreditfinanzierten Investition in Höhe von 0,5% des BIP pro Jahr und einer durchschnittlichen Renditedifferenz von zwei Prozentpunkten aus. Der Fonds erreicht nach 50 Jahren seinen Reifezustand mit dem ersten Altersjahrgang, für den im gesamten Erwerbsalter Erträge im Fonds angesammelt worden sind.

Die Kapitalleistung beträgt in diesem Fall pro Kopf im Alter von 67 Jahren gut 16.000 Euro (in Preisen von 2020). Bei einer durchschnittlichen Renditedifferenz von drei Prozentpunkten würde die Kapitalleistung sogar auf etwa 30.000 Euro steigen. In den rentennäheren Jahrgängen fallen die Auszahlungen geringer aus.

Die Verwaltung des „Deutschen Bürgerfonds“ sollte dem politischen Tagesgeschäft entzogen sein und beispielsweise durch die Bundesbank erfolgen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
27.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU blockiert Übernahme von ITA Airways und schützt Lufthansa vor sich selbst
27.03.2024

Brüssel hat neue Hürden für die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways aufgestellt. Die dänische EU-Kommissarin...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold verkaufen: So geht's und so erhalten Sie den besten Preis
27.03.2024

Der Goldpreis-Rekord liegt bei über 2.200 US-Dollar, erst kürzlich erreichte das Edelmetall dieses historische Hoch. Viele Goldbesitzer...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsschulden steigen - Ende 2023 bei fast 2,5 Billionen Euro
27.03.2024

Die öffentlichen Staatsschulden sind im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent gestiegen. Die Verschuldung des Bundes nahm überdurchschnittlich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Douglas-Börsengang: Was nach dem IPO für Anleger zu beachten ist
27.03.2024

Douglas wurde zum Börsenstart bei der Rückkehr auf das Frankfurter Parkett mit einer Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden Euro...