Die Türkei stellt sich wegen ihres geplanten Kaufs russischer S-400-Flugabwehrraketen auf US-Sanktionen ein. Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar sagte am Dienstagabend, die Türkei bereite sich auf Sanktionen unter dem US-Caatsa-Gesetz vor, das Geschäfte mit russischen Rüstungsfirmen unter Strafe stellt. Sein Land werde aber an dem umstrittenen Geschäft festhalten und könnte im Juni oder Juli die ersten S-400 erhalten, berichtet AFP.
Die USA und ihre Verbündete sehen den Kauf des russischen Flugabwehrsystems durch den Nato-Partner Türkei kritisch. Es besteht die Sorge, dass Russland über das System Informationen über Nato-Flugzeuge erhält. Wegen dieser Bedenken haben die USA bereits Ankaras Teilnahme an der Produktion der F-35-Kampfflugzeuge ausgesetzt, zu dem türkische Firmen mehrere Bauteile beisteuern. Ankara wollte selbst hundert Flugzeuge erwerben.
Die Bundesregierung rief die Türkei auf, das Geschäft "mit Blick auf ihre Stellung im transatlantischen Bündnis erneut zu überprüfen". Für die Nato sei die Interoperabilität der Streitkräfte sehr wichtig, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Wenn ein Partner ein russisches System anschaffe, stellten sich "schwierige Fragen". Die Verhängung von US-Sanktionen sei außerdem weder "im wohlverstandenen Interesse" der Türkei noch der Nato.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Samstag gesagt, die Türkei werde nach dem Kauf der S-400 mit Russland bei der Herstellung des Nachfolgemodells S-500 zusammenarbeiten. Akar sagte nun, die Türkei habe genug davon, immer nur Waffen zu kaufen. Sie wolle an der Produktion beteiligt werden und selbst die Technologie erhalten. Akar sagte, die Türkei prüfe noch ein Angebot der USA zum Kauf von US-Patriotraketen.