Politik

Deutschland nützt der EU-Binnenmarkt weniger als anderen Ländern

Lesezeit: 1 min
06.07.2019 09:01
Deutschland profitiert vom Binnenmarkt weniger als andere EU-Länder. Am wenigsten nützt der gemeinsame Markt Großbritannien, am meisten Luxemburg.
Deutschland nützt der EU-Binnenmarkt weniger als anderen Ländern
Bundeskanzlerin Angela Merkel in der slowakischen Hauptstadt Bratislava. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der Europäische Binnenmarkt ist wirtschaftlich gesehen ein Erfolgsmodell. Im Jahr 2018 haben die vier Säulen, auf denen er ruht - freier Warenverkehr, Personenfreizügigkeit, Dienstleistungsfreiheit sowie freier Kapital- und Zahlungsverkehr - die 28 EU-Mitgliedsstaaten um 643 Milliarden Euro reicher gemacht (das entspricht 4,05 Prozent des EU-Bruttosozialprodukts von 15,87 Billionen Euro). 132 Milliarden davon entfielen auf Deutschland (das entspricht 3,90 Prozent des deutschen Bruttosozialprodukts von 3,385 Billionen Euro).

Der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel), Gabriel Felbermayr, kommentiert diese Zahlen folgendermaßen: „Der Binnenmarkt ist das Kronjuwel der EU-Integration.“

Felbermayr hat die Auswirkungen des Binnenmarkts in einer ausführlichen Studie untersucht. Diese zeigt, dass alle EU-Mitglieder aus dem gemeinsamen Markt Nutzen ziehen. Sie zeigt aber auch, dass dieser Nutzen nicht auf alle Länder gleichermaßen verteilt ist. Tendenziell lässt sich sagen, dass kleine Länder sowie die seit 2004 der EU beigetretenen Länder Ost- und Mitteleuropas vom Binnenmarkt besonders profitieren.

Besonders hohen Gewinn bringt der Binnenmarkt Luxemburg - das Großherzogtum würde durch die Abschaffung des Markts 19,7 Prozent seines Pro-Kopf-Einkommens verlieren. Schlimm wären die Folgen auch für Malta - auf der Mittelmeerinsel betrüge der Verlust 14,3 Prozent. Auch die ehemals kommunistischen Staaten Ost- und Mittel-Europas würden von der Abschaffung des Marktes stark in Mitleidenschaft gezogen werden - hier eine Auswahl: Ungarn 10,6 Prozent, Tschechien 9,5 Prozent, Slowakei 9,5 Prozent, Estland 7,8 Prozent, Slowenien 7,7 Prozent und Polen 5,9 Prozent.

Die Einkommenseffekte für die vier größten Volkswirtschaften der EU würden weitaus geringer ausfallen: Für Deutschland würden sie - wie oben bereits erwähnt - 3,9 Prozent betragen, für Frankreich 2,9 Prozent und für Italien 2,5 Prozent. Am wenigsten stark wäre tatsächlich EU-Austrittskandidat Großbritannien betroffen (2,3 Prozent).

Die Studienautoren nehmen dies zum Anlass, die europäische Politik dazu aufzufordern, „durch ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten auch den Ländern einen Zugang dazu (zum Binnenmarkt - Anm. der Red.) zu ermöglichen, denen die Kompetenzverlagerung auf die supranationale Ebene zu weit oder zu schnell geht. Dies gilt nicht zuletzt mit Blick auf das Vereinigte Königreich und den Brexit.“


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...