Deutschland

Anleger bewerten Konjunktur so schlecht wie seit neun Jahren nicht mehr

Anleger bewerten die deutsche Konjunktur inzwischen so schlecht wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die Anzeichen für eine Rezession mehren sich.
16.07.2019 12:40
Lesezeit: 1 min

Anleger schätzen die deutsche Konjunkturlage angesichts des Auftragsschwunds in der Industrie so schlecht ein wie seit über neun Jahren nicht mehr. Das Barometer fiel im Juli um 8,9 auf minus 1,1 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 189 Analysten und Anlegern mitteilte. Das Barometer für ihre Erwartungen für das nächste halbe Jahr sank zugleich um 3,4 auf minus 24,5 Punkte. Das ist der schwächste Wert seit Oktober 2018. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf minus 22,3 Zähler gerechnet.

"Insbesondere die Fortsetzung des Negativtrends bei den Auftragseingängen der deutschen Industrie dürfte die Finanzmarktexperten in ihrem Konjunkturpessimismus bestätigt haben", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. "Eine nachhaltige Eindämmung der Unsicherheitsfaktoren für die exportorientierten Branchen der deutschen Wirtschaft ist derzeit nicht in Sicht." Der Iran-Konflikt scheine sich eher zu verschärfen, während der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China eine Belastung nicht nur für die chinesische Wirtschaftsentwicklung darstelle. "Auch bei der Ausgestaltung des Brexits ist kein Fortschritt zu erkennen", sagte Wambach.

"Der nun schon seit längerem anhaltende Auftragsschwund in der Industrie hinterlässt langsam aber sicher tiefe Kerben in der Wirtschaftsentwicklung", erklärte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Vor allem in den deutschen Schlüsselindustrien Automobil- und Maschinenbau sowie in der Chemiebranche nehmen die Sorgenfalten zu." Die Hoffnungen der exportabhängigen Wirtschaft ruhten nun auf den von der chinesischen Regierung lancierten Konjunkturmaßnahmen. "Steuer- und Gebührensenkungen in Kombination mit einer steigenden Kreditvergabe versprechen im zweiten Halbjahr eine steigende asiatische Nachfrage nach deutschen Industriegütern – zumindest theoretisch", sagte Gitzel. Ermutigend sei auch, dass sich Frankreich gut halte, das Deutschlands zweitwichtigster Exportkunde nach den USA ist.

Die Bundesregierung rechnet mit einem schwachen Abschneiden der Wirtschaft im zu Ende gegangenen zweiten Quartal. "Nach einer überraschend starken Entwicklung im ersten Quartal deuten die aktuellen Konjunkturindikatoren auf eine verhaltene Entwicklung im zweiten Vierteljahr hin", heißt es im aktuellen Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. Zu Jahresbeginn war das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent gewachsen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobshadowing: Einblicke und neue Perspektiven schaffen
20.07.2025

Im Rahmen von Job Shadowing können Interessierte von erfahrenen Mitarbeitern lernen und Einblicke in die Arbeitsabläufe innerhalb des...

DWN
Technologie
Technologie Drohnen: Warum Europa beim Luftraum ein Problem hat
20.07.2025

Spionagedrohnen überfliegen ungehindert Militärstützpunkte, kooperative Kampfdrohnen fehlen – und beim Einsatz ziviler Drohnen...

DWN
Technologie
Technologie Huawei schlägt zurück: Chinas Tech-Gigant lässt Apple & Co. alt aussehen
20.07.2025

Totgesagt und sanktioniert – doch jetzt ist Huawei zurück an der Spitze. Mit eigener Chiptechnologie und ohne Android zeigt Chinas...

DWN
Immobilien
Immobilien Mängel beim Immobilienkauf: So setzen Käufer ihre Rechte durch
20.07.2025

Wasser im Keller, Schimmel hinter der Tapete – und im Vertrag steht „gekauft wie gesehen“. Doch wer Mängel verheimlicht, verliert...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Tesla: Wie Elon Musk seine eigene Konkurrenz großzog
19.07.2025

Elon Musk wurde in China gefeiert, hofiert und mit Privilegien überschüttet – doch während Tesla half, Chinas E-Auto-Industrie...

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...