Politik

US-Regierung plant Aufhebung der Schulden-Obergrenze

Lesezeit: 2 min
23.07.2019 13:33
Die Schuldensituation der USA verschärft sich. Nun versucht die Regierung in Washington, die eigenen gesetzlichen Restriktionen deutlich zu lockern.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

US-Präsident Donald Trump hat verkündet, dass ein parteiübergreifendes Abkommen zur Aussetzung der Schulden-Obergrenze für zwei Jahre abgeschlossen worden sei. Um Gesetz zu werden, muss der Kongress es genehmigen und Präsident Trump muss dieses unterschreiben. Das Repräsentantenhaus unterbricht seine Sommerpause am Freitag. Wenn das Abkommen verabschiedet wird, wie es wahrscheinlich erscheint, wird das Risiko vermieden, dass die USA mit ihren Schuldenzahlungen in Verzug geraten, bevor der Kongress nach der Sommerpause zurückkehrt.

Der Finanzdienstleister Solvecon kommentiert das Vorhaben folgendermaßen:

US-Präsident Trump verkündete eine Einigung mit dem Demokraten, die US-Schuldengrenze bis zum 31. Juli 2021 auszusetzen. Damit werden automatische Einschnitte über 126 Mrd. US-Dollar im Fall zu hoher Staatsausgaben in den nächsten Jahren verhindert. Die Budgetobergrenze für sogenanntes discretionary spending, also Ausgaben, die im freien Ermessen der Regierung liegen, wurden von 1,32 auf1,37 Billionen US-Dollarfür 2020 und 1,375 Billionen USD für 2021 erhöht.

Der getroffene Kompromiss zwischen Republikanern und Demokraten beruht auf dem gegenseitigen Zugestehen für Ausgaben der eigenen Klientel. Die Republikaner können u.a. eine Ausweitung der Militärausgaben auf der Habenseite verbuchen, die Demokraten erfreuen sich an höheren staatlichen Konsumausgaben und mehr Mittel für die Volkszählung im nächsten Jahr. Auf der Sollseite steht die Ausweitung des bisherigen Schuldenstands von 22 Billionen USD. Die Ausweitung des Budgetdefizits von 747 Mrd. USD (+23 % zum Vorjahr) geht munter weiter.

Damit handeln die USA weiter nach dem Motto: the dollar is our curreny, but your problem. Diesen berühmt gewordenen Satz entgegnete 1971 der US-Finanzminister Connally den europäischen Finanzministern, die sich um eine importierte US-Dollarinflation sorgten. En passant konstatieren wir, dass US-Egoismus keine Erfindung der Trump Administration ist, konzentrieren wollen wir auf die rückläufige Bedeutung dieser Aussage.

Es hat sich nicht nur durch den Euro eine Konkurrenzwährung zum US-Dollar gebildet, sondern ein Trend in den wachstumsstarken Ländern alternative Strukturen zum US-Dollar aufzubauen. So hat sich Russland dem chinesischen Zahlungssystem CIPS angeschlossen, China handelt Öl in Yuan und Indien hat ebenfalls bei Rüstungsgeschäften begonnen, den US-Dollar zu umgehen. Die steigenden Schuldenstände werden für die USA immer mehr zum Problem, je mehr die Vorherrschaft des US-Dollar zurückgeht. Ein Umsteuern zu nachhaltiger Politik ist nicht zu erkennen. Die Folgen werden in der Notenbankpolitik zu spüren sein. Um die Zinslast für den Haushalt nicht zu groß werden zu lassen, wird die Fed die Zinsen weiter niedrig halten und damit langfristig den Dollar schwächen. Den gleichen Anreiz sehen wir auch in Europa. Die expansive Grundausrichtung der Fed, wie auch der EZB, wird auf absehbare Zeit gegeben sein. Beide Notenbanken sind die geldpolitische Feuerwehr für Politiker mit einem Hang zur fiskalpolitischen Pyromanie.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...

DWN
Finanzen
Finanzen Quality Investing: Von der Kunst des klugen Investierens
21.12.2024

Luc Kroeze, Autor des Buches „Die Kunst des Quality Investing“, erläutert im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, wie...