Politik

Deutsch-britischer Handel seit Jahresbeginn deutlich zurückgegangen

Lesezeit: 2 min
24.07.2019 17:04
Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Großbritannien ist im laufenden Jahr deutlich zurückgegangen.
Deutsch-britischer Handel seit Jahresbeginn deutlich zurückgegangen
Der Brexit ist bereits jetzt eine große Belastung für die deutsche Wirtschaft. (Foto: Gregor Fischer/dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Angesichts der Unsicherheit über den Austritt Großbritanniens aus der EU ist der deutsch-britische Handel seit Jahresbeginn deutlich zurückgegangen. Nach Zahlen des DIHK exportierten deutsche Unternehmen von Januar bis Mai Waren im Wert von rund 35 Milliarden Euro nach Großbritannien - im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang von 2,3 Prozent. Die Importe aus Großbritannien sanken noch deutlich stärker, und zwar um 6,1 Prozent auf 15 Milliarden Euro.

Das geht aus neuen Zahlen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur hervor. Mit einem Handelsvolumen von 50 Milliarden Euro in den ersten fünf Monaten des Jahres liegt das Vereinigte Königreich demnach aktuell nur noch auf Rang 7 der wichtigsten deutschen Handelspartner - 2017 war es noch Rang 5, 2018 Rang 6.

DIHK-Präsident Eric Schweitzer und andere Vertreter der deutschen Wirtschaft hatten den künftigen britischen Premierminister Boris Johnson bereits vor einem ungeordneten Brexit gewarnt.

Johnson will das Abkommen über den EU-Austritt seines Landes mit Brüssel neu verhandeln. Seine Vorgängerin Theresa May war mit dem Deal im Parlament drei Mal gescheitert. Die Europäische Union lehnt aber jegliche Änderung an dem Abkommen ab. Johnson will daher notfalls am 31. Oktober ohne Austrittsvertrag aus der EU ausscheiden.

Der Brexit sei bereits jetzt eine große Belastung für die deutsche Wirtschaft, sagte Schweitzer. 70 Prozent der Betriebe mit Geschäft in Großbritannien erwarteten 2019 schlechtere Zahlen. Jeder achte Betrieb mit Geschäft dort wolle seine Investitionen auf andere Märkte verlagern - vor allem in die Länder des EU-Binnenmarkts. "Die neue britische Regierung hat immer noch die Chance, die negativen Folgen des Brexit für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Kanals zu begrenzen. Die Unternehmen benötigen endlich einen klaren Fahrplan."

Solvecon kommentiert die Schwäche der britischen Wirtschaft:

Für diejenigen von Ihnen, die sich für den Datenfehler entschieden haben, bietet sich jetzt eine Überleitung zu Boris Johnson an. Der Premierminister in spe, der seinen ersten Job bei der Times wegen Zitatfälschung verloren hat, will das Vereinigte Königreich unter allen Umständen zum 31.10.2019 aus der EU führen. Wir wünschen ihm eine erfolgreiche Umsetzung dieses Ziels.

Dass die britische Wirtschaft dringend Planungssicherheit benötigt, hat zuletzt die von der Confederation of British Industry (CBI) erhobene Umfrage zu den Auftragseingängen für das Verarbeitende Gewerbe gezeigt. Ein deutlicher Rückgang von -15 auf -34 Punkte hat den Index auf den tiefsten Stand seit 2010 fallen lassen. Im Einklang sank der vom CBI erhobene Optimism Indikator von -13 auf -32 Punkte. Auch die Vertreter der sich lange Zeit in Zweckoptimismus übenden Bank of England reden mittlerweile offen über Zinssenkungen. Der Rückgang in den Renditen der 10y-Gilts von 1,20 % im März auf aktuell 0,69 % spricht Bände. Die selbst verursachten Schwierigkeiten sollten jedoch kein Grund für die EU sein, die bisherige Verhandlungsposition zu ändern. Wenn Großbritannien aus der EU austreten will, muss es das zu den ausgehandelten Bedingungen tun. Die neue EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen wird festlegen, wer die Verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich weiterführt. Es bleibt zu hoffen, dass sie die bisherige harte Haltung der EU nicht aufgibt.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...