Finanzen

Russland treibt Unabhängigkeit vom US-Finanzsystem voran

Lesezeit: 2 min
28.07.2019 21:44
Russland ist bereit, bei der Umgehung des Swift-Systems mit der EU zu kooperieren. Die internationale Gemeinschaft müsse sich aus der Abhängigkeit vom US-Finanzsystem befreien.
Russland treibt Unabhängigkeit vom US-Finanzsystem voran
Ein Dollar-Schein und eine Rubel-Münze. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow hat die internationale Gemeinschaft dazu aufgefordert, sich aus der Abhängigkeit vom internationalen Finanzsystem zu befreien, das von den USA kontrolliert werde.

"Wir müssen uns vor politischem Missbrauch mit Hilfe des US-Dollars und des amerikanischen Bankensystems schützen", sagte er am Sonntag auf einem Ministertreffen der Bewegung der Blockfreien Staaten in der venezolanischen Hauptstadt Caracas.

"Wir müssen unsere Abhängigkeit in diesem Bereich in Unabhängigkeit umwandeln. Lassen Sie uns in den Bereichen Finanzen und Währung multipolar sein", zitiert ihn die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS.

Der russische Vize-Außenminister führte die Situation in Venezuela als ein Beispiel für "unverhohlene Veruntreuung von Vermögenswerten" an, die bei westlichen Banken verwahrt werden.

Vor dem Hintergrund der politischen Krise in dem Land seit Jahresbeginn haben westliche Banken Vermögenswerte der Regierung von Präsident Nicolas Maduro eingefroren. Zuletzt hatte die Deutsche Bank im Juni deren Gold beschlagnahmt.

Laut Ryabkov ist Venezuela aber "nur eines der Beispiele für eine breitere Politik der bewussten Anstiftung von Krisen zum Regierungswechsel, um legitim gewählte Politiker durch amerikanische Handlanger zu ersetzen".

Behauptungen der USA und ihrer Verbündeten, sie wollten eine regelbasierte Weltordnung schaffen, wies er zurück. "Wir denken, dass es sich nicht um eine regelbasierte Weltordnung handelt, sondern um eine unterdrückte und durchgesetzte Weltordnung."

Die Äußerungen des russischen Vizeministers folgen Signalen Russlands in der vergangenen Woche, möglicherweise dem Zahlungsvehikel Instex beizutreten. Dieser Mechanismus verfolgt das Ziel, die US-Sanktionen bei Geschäften mit dem Islam zu umgehen, und ist seit drei Wochen online.

In einer ersten Phase sollen über Instex nur humanitäre Güter in den Iran geliefert werden, später dann auch normale Produkte. Der Bedarf nach einem System, das den Handel mit dem Iran ermöglicht, ist groß. Denn infolge der US-Sanktionen sind die Iran-Geschäfte auch deutscher Firmen stark zurückgegangen.

Als Mechanismus zur Umgehung des globalen Zahlungsnetzwerks Swift stellt Instex die bisher größte Bedrohung für den Dollar als Weltreservewährung dar und damit für die Dominanz der USA im globalen Finanzsystem. Die gilt insbesondere, falls Russland dem Mechanismus tatsächlich beitreten sollte.

"Russland ist an einer engen Koordination mit der Europäischen Union bei Instex interessiert", sagte das russische Außenministerium letzte Woche gegenüber der Financial Times. "Je mehr Länder und Kontinente beteiligt sind, desto effektiver wird der Mechanismus als Ganzes sein."

Brüssel ist daran interessiert, Russland in Instex einzubinden, sagten zwei EU-Beamte der Financial Times. Und Federica Mogherini, die Leiterin der Außenpolitik der EU, sagte letzte Woche, dass der Handelsmechanismus "immer so konzipiert wurde, dass er für Drittländer offen ist".

Noch diskutiere man darüber, ob Instex auch für den Ölhandel genutzt werden soll, fügte sie hinzu. Der Iran sein Öl über Instex nach Europa verkaufen und mit den Einnahmen seine Importe von Rohstoffen und Medikamenten bezahlen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...