Die anhaltende Konjunkturschwäche wirft immer längere Schatten auf den deutschen Arbeitsmarkt und sorgt für ein Ende des jahrelangen Stellenbooms. So sei die Nachfrage nach Arbeitskräften im Juli weiter zurückgegangen, berichtete die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg. Die Zahl der offenen Stellen sei inzwischen so niedrig wie zuletzt im September 2017. Seinen Höhepunkt hatte der Stellenboom Ende vergangenen Jahres erreicht.
Die Bundesagentur beruft sich dabei auf ihren Stellenindex BA-X. Der monatlich auf Basis betrieblicher Stellenmeldungen errechnete Arbeitsmarktfrühindikator habe im Juli bei 243 Punkten gelegen; das seien vier Punkte weniger als im Juni und 13 weniger als vor einem Jahr, berichtete die Nürnberger Bundesbehörde. Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern befinde sich damit zwar auf hohem Niveau, «wird aber merklich schwächer».
Branchenbezogen verlaufe die Entwicklung allerdings sehr uneinheitlich. Besonders konjunkturabhängige Wirtschaftsbereiche wie der Verkehr und die Logistikbranche, die Industrie, der Handel und die Zeitarbeitsbranche hätten den Arbeitsagenturen im Juli weniger freie Stellen gemeldet als vor einem Jahr. Dagegen sei die Nachfrage nach Arbeitskräften in konjunkturunabhängigen Sektoren wie der öffentlichen Verwaltung, dem Erziehungs- und Bildungswesen sowie bei Gesundheits- und Sozialberufen zuletzt weiter gestiegen.
Von einem Jobboom wie die Jahre zuvor kann auch aus Sicht von Volkswirten deutscher Großbanken keine Rede mehr sein. Das zeige bereits der Blick auf die aktuellen Juli-Arbeitslosenzahlen. Für den Ferienmonat haben sie einen Anstieg um rund 60 000 auf 2,276 Millionen Erwerbslose errechnet, berichteten sie in einer monatlichen Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Der Juli-Anstieg würde damit deutlich stärker ausfallen als im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. Vor einem Jahr hatten die Arbeitslosenzahlen allerdings noch um knapp 50 000 höher gelegen. Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch veröffentlichen.
Nach Ansicht der Bankökonomen kann auch beim Blick auf die derzeitige wirtschaftliche Lage nicht mehr von einer «Konjunkturdelle» gesprochen werden. Die deutsche Wirtschaft durchlebe derzeit vielmehr eine «anhaltende Schwächephase». «Angesichts des verhaltenen Ausblicks für Welthandel und Automobilbranche sowie der anhaltenden erhöhten politischen Unsicherheit rund um Handel ist in der zweiten Jahreshälfte 2019 bestenfalls mit einem Mini-Wachstum zu rechnen. Das Risiko einer Rezession ist mittlerweile recht hoch», urteilt etwa Allianz-Ökonomin Katharina Utermöhl.