Finanzen
Überrollt vom Crash in Argentinien

Star-Investor von Franklin Templeton verliert 1,8 Milliarden Dollar an einem Tag

Michael Hasenstab, der Star-Manager von Franklin Templeton, hat infolge des Markteinbruchs in Argentinien innerhalb eines Tages 1,8 Milliarden Dollar für seine Investmentfonds verloren.
14.08.2019 14:31
Lesezeit: 2 min

Anleihenfonds unter der Leitung von Michael Hasenstab, einem der größten Investoren auf dem Rentenmarkt, haben an einem einzigen Tag fast 1,8 Milliarden Dollar verloren. Grund dafür war die Flucht aus argentinischen Vermögenswerten am Montag, nachdem die Opposition bei einer wichtigen Testwahl einen klaren Sieg errungen hatte.

Der Oppositionskandidat Alberto Fernandez, der zusammen mit der ehemaligen Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner antritt, war deutlich vor dem Amtsinhaber Mauricio Macri gelandet. Investoren fürchten bei einem Wahlsieg von Fernandez eine Abkehr vom wirtschaftsfreundlichen Kurs Macris.

"Der Markt denkt, dass Fernandez wahrscheinlich die Staatspleite erklären wird, Kapitalkontrollen einführt und ein neues Paket mit dem Internationalen Währungsfonds verhandelt. Kurz gesagt: der Markt denkt, Fernandez ist die Rückkehr des Populismus", sagte Claudio Irigoyen von der Bank of America.

Michael Hasenstab, der Star-Manager von Franklin Templeton mit Sitz in Kalifornien, war einer der größten Käufer argentinischer Schulden. Berechnungen der Financial Times zufolge verzeichneten sechs seiner Fonds mit den größten Anlagen in Argentinien am Montag massive Wertverluste.

Hasenstabs Templeton Emerging Markets Bond Fund, der ein verwaltetes Vermögen von 11,3 Milliarden Dollar umfasst und laut Morningstar zu mehr als 10 Prozent in argentinischen Schulden investiert ist, fiel am Montag um 3,5 Prozent. Dies bedeutet einen Verlust von rund 400 Millionen Dollar.

Der Templeton Global Total Return Fund Class A mit einem verwalteten Vermögen von 17,4 Milliarden Dollar verzeichnete einen Rückgang um 2,5 Prozent. Der Fonds ist laut Morningstar mit etwas mehr als 6 Prozent am argentinischen Anleihemarkt investiert und verlor demnach rund 440 Millionen Dollar.

Hasenstabs Templeton Global Bond Fund mit einem Vermögen von 33,1 Milliarden Dollar verlor 1,8 Prozent, was zu Verlusten von rund 592 Millionen Dollar führte. Drei der anderen Fonds, die er mit einem starken Engagement in argentinischen Schulden mitverwaltet, verzeichneten Verluste von zusammen knapp 362 Millionen Dollar.

Diese Berechnungen der Financial Times basieren auf Asset-under-Management-Zahlen und Portfoliogewichten Stand 31. Juli dieses Jahres. Franklin Templeton lehnte es ab, einen Kommentar abzugeben.

Neben Franklin Templeton mussten auch die von der Londoner Ashmore Group und dem Investment-Riesen Fidelity verwalteten Fonds erhebliche Verluste hinnehmen. Weitere Top-Inhaber von argentinischen Dollar-Schulden sind BlackRock, T Rowe Price und Pimco, wie Daten von Bloomberg zeigen.

Die Landeswährung Peso ging dagegen erneut auf Talfahrt. Am Ende des offiziellen Handels lag der Kurs bei 55,9 Peso. Zu Wochenbeginn war der Peso auf ein Rekordtief gefallen. Das Minus hatte zeitweise 30 Prozent betragen, was 65 Peso für einen Dollar entsprach. Zudem stiegen die Rendite für argentinische Staatsanleihen mit kürzeren Laufzeiten auf ein extrem hohes Niveau. Die Wahrscheinlichkeit eines Forderungsausfalls in den nächsten fünf Jahren stieg auf 75 Prozent.

Die argentinischen Turbulenzen verstärkt die Turbulenzen bei den Währungen und Anleihen der Schwellenländer, die am Montag um über 1 Prozent nachgaben, was die Verluste mehrerer Franklin-Templeton-Fonds noch verschärfte.

Michael Hasenstab hat sich im Zuge der Finanzkrise dank großer, mutiger Investitionen in krisengeschüttelten Ländern wie Ungarn, Irland und Nigeria einen Namen gemacht und mitunter milliardenschwere Wetten platziert, dass sie ihre Wirtschaft auf die Beine stellen würden.

Diese ungewöhnlich aggressiven Wetten für einen Anleiheinvestor wurden sehr profitabel und brachten den Fondsmanager in die oberen Ränge der Investmentbranche. Sein Templeton Global Bond Fund verzeichnete 2012 eine Rendite von 16,2 Prozent, das verwaltete Vermögen stieg 2014 auf einen Höchststand von 73 Milliarden Dollar.

Doch voreilige Wetten, dass die Zinsen höher steigen und die Rallye am Anleihemarkt nach der Krise beenden würden, haben auch die Performance des Templeton Global Bond Fund belastet. Die verwalteten Vermögen haben sich mehr als halbiert und in den letzten fünf Jahren nur 1,5 Prozent erzielt.

Franklin Templeton verzeichnete in der ersten Jahreshälfte Abflüsse von 11,7 Milliarden Dollar aus seinen Investmentfonds. Bereits im vergangenen Jahr büßte man 44,6 Milliarden Dollar ein, da Investoren kostengünstige Indexfonds gegenüber seinen aktiv verwalteten Investmentfonds bevorzugen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...