Politik

Bundesbehörden sehen in Chemnitz Anzeichen für Terror und IS

Bundesregierung und Bundespolizei sehen im Sprengstofffund von Chemnitz Parallelen zu Groß-Terror von Paris und Brüssel sowie Hinweise zum IS. Objektiv überprüfbare Beweise für diese Thesen legten weder Innenminister noch Polizei vor. Der Fall bleibt ein Rätsel.
10.10.2016 15:33
Lesezeit: 1 min

Bundesinnenminister Thomas de Maizière sieht im Fall des Chemnitzer Terrorverdächtigen Parallelen zu den Anschlägen von Frankreich und Belgien. "Die Vorbereitungen in Chemnitz ähneln nach allem, was wir heute wissen, den Vorbereitungen zu den Anschlägen in Paris und Brüssel", sagte de Maizière am Montag zur Festnahme eines Mannes, der möglicherweise einen Anschlag vorbereitet hat.

Was genau den Anschlägen ähnelt, sagte der Innenminister nicht.

Der 22-Jährige war in der Nacht in Leipzig gefasst worden. Er soll Syrer sein und wurde merkwürdigerweise angeblich ebenfalls von einem Syrer gefesselt der Polizei übergeben.

Ob die beiden Männer wirklich aus Syrien stammen und was sie wirklich geplant haben, ist unbekannt. Wie gefährlich der Verdächtige ist ist ebenfalls unklar. Offenbar ist es einem mutmaßlichen Landsmann gelungen, den Verdächtigen ohne Schusswaffen dingfest zu machen.

Ebenso unklar ist, wie gefährlich der gefundene Sprengstoff ist. Zum einen behaupteten die Behörden am Wochenende, der Sprengstoff sei wesentlich gefährlicher als TNT. Dann allerdings muss man sich fragen, warum der Sprengstoff noch in der Wohnung mit einer kontrollierten Sprengung unschädlich gemacht werden konnte - und zwar offenbar so, dass es außerhalb der Wohnung keine Schäden gegeben habe.

De Maizière sagte, Deutschland stehe unverändert im Zielspektrum des internationalen Terrorismus', sagte der Innenminister. "Die Ermittlungen zeigen, dass solche Taten, wie wir sie in Frankreich und Belgien gesehen haben, auch in Deutschland nicht auszuschließen sind."

Die Polizei sieht lauter Reuters Hinweise auf einen Zusammenhang mit der radikal-islamischen Miliz Islamischer Staat (IS). "Vorgehensweise und Verhalten des Verdächtigen sprechen derzeit für einen IS-Kontext", sagte der Präsident des Landeskriminalamtes Sachsen, Jörg Michaelis, am Montag vor Journalisten. "Das sind Erkenntnisse der Bundesbehörden." Welche Erkenntnisse das sind, ist unbekannt. Es ist auch unbekannt, ob sich der IS zu der nicht ausgeführten Tat bekannt hat oder ob die Behörden Hinweise haben, die auf eine konkrete Tat hinweisen.

In einer Chemnitzer Wohnung, in der der Tatverdächtige am Samstag vermutet worden war, wurden demnach mehrere hundert Gramm einer sprengstoffverdächtigen Substanz in kristalliner Form gefunden. Experten des LKA vor Ort hätten daraus geschlossen, dass es sich um die Substanz TATP handeln könnte. "Diese Art würde dem verwendeten Sprengstoff bei den Attentaten von Paris und Brüssel entsprechen", sagte Michaelis.

Dem LKA-Chef zufolge wurde der in der Nacht in Leipzig festgenommene Verdächtige derzeit dem Haftrichter am Amtsgericht Dresden vorgeführt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...