Finanzen

HeidelbergCement sieht Vorteile mit US-Präsident Trump

Der Zementkonzern HeidelbergZement sieht in den USA unter Präsident Trump gute Geschäftsmöglichkeiten. Es werde zu verstärkten Investitionen in die Infrastruktur kommen.
09.11.2016 13:42
Lesezeit: 2 min

HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele kann dem Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl auf den zweiten Blick positive Seiten abgewinnen. Kurzfristig werde die Unsicherheit von Investoren groß sein und bis zum kommenden Jahr einen Bremseffekt auf die amerikanische Wirtschaft haben, sagte Scheifele am Mittwoch laut Reuters. „Mittelfristig bin ich positiv gestimmt.“ Es sei damit zu rechnen, dass der Staat unter Trump mehr in Infrastruktur investieren und für Beschäftigung sorgen werde. Sollte Trump tatsächlich die Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen lassen, könnte HeidelbergCement als Lieferant in Texas und Arizona davon profitieren.

Für den Dax-Konzern ist Nordamerika - einschließlich Kanada - ein wichtiger Markt mit einem Umsatzanteil von einem Viertel. Sollte der Dollar angesichts der Unsicherheit an den Weltfinanzmärkten steigen, hätte der Zement- und Betonhersteller auch Währungsgewinne. „Das spült ordentlich in die Kasse“, sagte Scheifele.

Rückenwind von der Währung können die Kurpfälzer gut gebrauchen, denn sie müssen die 3,7 Milliarden Euro teure Übernahme des italienischen Zementherstellers Italcementi stemmen. Diese belastete die Bilanz des Baustoffkonzerns im dritten Quartal. Mit der Integration des Zukaufs brach der Nettogewinn der Gruppe von Juli bis September um 29 Prozent auf 339 Millionen Euro ein, unter anderem wegen der Kosten des Personalabbaus bei Italcementi. Die Nettoverschuldung belief sich wegen der Zahlung des Kaufpreises und der Übernahme der Schulden von Italcementi zum Ende des dritten Quartals auf 8,87 Milliarden Euro und lag damit rund 2,9 Milliarden Euro über dem Stand zum Ende des Vorjahresquartals. Dies soll jedoch rasch wieder abgebaut werden, erklärte Finanzvorstand Lorenz Näger.

Nach der letzten großen Übernahme des britischen Baustoffkonzerns Hanson 2007 hatte der Dax-Konzern über Jahre hinweg mit mehreren Sparprogrammen die Verschuldung abgebaut. So kündigte Vorstandschef Scheifele auch jetzt Kostensenkungen an. In der Sparte Beton sollen die Logistik und die Rezeptur verbessert werden, wodurch das Ergebnis über drei Jahre um 120 Millionen Euro steigen soll. Zudem wollen die Kurpfälzer mit der Italcementi-Übernahme höhere Synergien heben als die bisher angekündigten 400 Millionen Euro. In diesem Jahr beliefen sich die Einsparungen auf 135 Millionen Euro.

Scheifele hatte angekündigt, das Familienunternehmen aus dem norditalienischen Bergamo auf Effizienz zu trimmen. Für einen Teil der Beschäftigten bedeutet dies Arbeitsplatzbau, der schneller vorangehe als geplant. „Wir haben einen Restrukturierungsfall übernommen“, sagte Scheifele. Angekommen sei es HeidelCement aber auf die Marktanteile in Südeuropa. Insgesamt sollen mindestens 2500 der mehr als 17.000 Stellen weltweit wegfallen, bis Ende dieses Jahres schon 1500 und damit mehr als geplant. Dafür fielen bereits 63 Millionen Euro an Restrukturierungskosten an. In Italien geht der Stellenabbau dem Manager zufolge geräuschlos von statten.

Das operative Geschäft mit Zement, Beton oder Sand und Kies kam auf vergleichbarer Basis im Quartal kaum vom Fleck: Bei einem Umsatzrückgang um zwei Prozent auf 4,52 Milliarden Euro stieg der operative Gewinn um ein Prozent auf 1,01 Milliarden Euro. HeidelCement blieb damit leicht hinter der Erwartung der von Reuters befragten Analysten zurück. Den Ausblick für 2016 bestätigte der Konzern mit Blick auf Umsatz, operatives Ergebnis und Überschuss, nun einschließlich Italcementi: Vor Steuern und Abschreibungen soll der Gewinn moderat bis deutlich, das heißt hoch einstellig bis niedrig zweistellig, wachsen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
USA
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.