Donald Trumps Wahlsieg ist Thema der Kommentatoren in den deutschen Zeitungen.
Die Zeit kommentiert online (bietet den Kommentar auch auf Englisch an):
Ein totalitärer Blender und betrügerischer Dilettant hat es geschafft, sich ins Weiße Haus wählen zu lassen. Donald Trump ist ein epochales Desaster, das nicht nur dieses große Land und seine Demokratie auf Jahre hinaus verändern wird. Die ganze Welt wird die Auswirkungen dieses Fehlers spüren.
Viele hielten es für einen Scherz, als Trump im vorigen Jahr seine Kandidatur ankündigte: Soll er doch, solange es ihm Spaß macht – und uns. Fast eineinhalb Jahre ist das her, heute lacht niemand mehr. Jetzt steht ein sexuell übergriffiger Rassist, pathologischer Lügner und nervöser Egomane an der Spitze der Vereinigten Staaten: Indiskutabel für alle, die an Demokratie und Menschenrechte oder wenigstens an den gesunden Verstand der Menschen im Allgemeinen, der Amerikaner im Besonderen glauben. Verdammt, sie hatten nur einen Job: diesen Mann zu verhindern!
Die FAZ urteilt:
Nach allen Regeln einer zivilisierten Gesellschaft hätte dieser Kandidat ja nicht gewinnen dürfen. Er hat im Wahlkampf gelogen, dass sich die Balken bogen. Er hat gedroht, seine Gegnerin ins Gefängnis zu werfen und – einmalig in der amerikanischen Geschichte – das Ergebnis der Wahl nicht anzuerkennen. Er hat Minderheiten beleidigt, sich als rüpelhafter und ungebildeter Flegel präsentiert, als Chauvinist der Extraklasse.
In der Süddeutschen schreibt Heribert Prantl:
Sein Wahlerfolg macht Trump zu einer globalen Leitfigur des neuen Aggressivpopulismus. Sein Rassismus, sein Nationalismus, seine Xenophobie und seine Verfassungsverachtung sind aufreizend und ansteckend. Der Erfolg, den Trump damit gehabt hat, stachelt Nationalisten und Rassisten auch in Europa an - dazu, jede Zurückhaltung fallen zu lassen, bisherige Grenzen des Anstands zu durchbrechen und den Tabubruch als politisches Rezept zu verkaufen.
Der Spiegel schreibt:
Trump ist ein Zerstörer, ein Spalter. Wer seine Biografie und diesen Wahlkampf studiert, sieht: Er bemüht sich nicht um konstruktive Lösungen, er sucht nicht den Ausgleich, er will nur egoistisch und selbstgerecht seine nationalistischen Interessen und die seiner Unterstützer durchsetzen.
SPD-Chef Sigmar Gabriel warnt laut AFP vor den Folgen für Europa:
Trump ist der Vorreiter einer neuen autoritären und chauvinistischen Internationalen. Er ist auch eine Warnung an uns. Wir finden sie nicht nur mit Putin in Russland oder mit Erdogan in der Türkei, sondern auch mitten in Europa in Frankreich mit Le Pen aber auch mit Sarkozy, in Polen mit Kaczynski, in den Niederlanden mit Wilders oder in Deutschland mit der AfD.
In Wahrheit geht es dieser neuen autoritären Internationale um viel mehr: Es geht ihnen um ein echtes Rollback in die schlechten alten Zeiten. In denen Frauen an den Herd oder ins Bett gehörten, Schwule in den Knast und Gewerkschaften höchstens an den Katzentisch. Und wer das Maul nicht hält, wird öffentlich niedergemacht.