Technologie

Angela Merkel will Datenschutz in Deutschland lockern

Lesezeit: 2 min
19.11.2016 01:48
Bundeskanzlerin Angela Merkel will wegen der Konkurrenz amerikanischer Internet-Konzerne eine Lockerung der Datenschutz-Regeln in Deutschland.
Angela Merkel will Datenschutz in Deutschland lockern

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Angela Merkel dringt laut Reuters angesichts der Konkurrenz amerikanischer Internetkonzerne auf eine Lockerung der Datenschutzregeln in Deutschland. Das bislang gültige Prinzip, wonach deutsche Firmen möglichst wenige Daten speicherten, sei an seine Grenzen gestoßen, sagte die CDU-Chefin am Donnerstag auf dem IT-Gipfel in Saarbrücken. "Datensparsamkeit kann heute nicht die generelle Leitlinie für neue Produkte sein." Es gebe auf europäischer Ebene neue und vernünftige Datenregeln, doch dürften diese hierzulande nicht so restriktiv ausgelegt werden, dass am Ende viele Big-Data-Anwendungen dann doch verboten würden. Angela Merkel: "Wir Europäer sind dafür bekannt, dass wir gerne Dinge verbieten."

US-Konzerne wie Google und Facebook verdienen mit Werbung, die auf der Auswertung von Daten ihrer Nutzer basiert, Milliarden. Bei Big Data werden Datenberge mit Hilfe von spezieller Software nach verwertbaren Mustern durchsucht. Supermarktketten können so etwa herausfinden, zu welcher Tageszeit und in welchen Läden bestimmte Produkte verkauft werden und die Lager dementsprechend aufstocken. Kritiker fürchten jedoch, dass zu viele vertrauliche Informationen von Verbrauchern preisgegeben werden.

Neben der Regulierung sei auch wichtig, dass der Staat selbst seine IT-Infrastruktur verbessere. Angela Merkel:  "Wir haben die paradoxe Situation, dass wir vom Bund bis zur Kommune ein einheitliches Datensystem für Flüchtlinge haben." Für Bürger die viele Jahre hier lebten, sei etwas Vergleichbares aber nicht verfügbar. Wichtig sei es, dass diese Informationen auch hierzulande gespeichert werden, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere. "Keine Daten in Deutschland zu speichern heißt, dass die Daten woanders verwertet werden."

Um bei der Digitalisierung international führend zu sein, sind in Deutschland nach Merkels Worten raschere politische Entscheidungen notwendig. Die Bundesrepublik habe im Bereich Digitales zwar eine gute Ausgangsposition, "aber wir sind weit davon entfernt, in allen Bereichen nun Weltspitze zu sein". Der Wettbewerb sei interessant und schnell. "Politik muss lernen, auch schneller Entscheidungen zu treffen, sich schneller auf Veränderungen einzustellen." Bestimmte Regelungen könnten "auch mal zeitweise in Kraft" gesetzt werden, um dann zu überlegen, ob sie sich bewährt hätten oder nicht, regte Merkel an.

Aus Sicht der Deutschen Telekom muss die Bundesregierung zügig die Weichen für die Datennetze der Zukunft stellen. "Wir brauchen dafür andere Rahmenbedingungen", sagte Konzernchef Tim Höttges. Die Politik müsse sich jetzt schon damit befassen, wie der Ausbau von Glasfaseranschlüssen bis in die Haushalte (FTTH) gefördert und die Funkfrequenzen für den nächsten Mobilfunkstandard 5G verteilt werden. Insbesondere letzterer sei unverzichtbar für selbstfahrende Autos und die Ausrüstung von Fabriken und Maschinen mit internetgestützten Sensoren (Industrie 4.0).

Das 5G-Netz werde nicht nur schneller sein als die derzeit zum Einsatz kommende LTE-Technologie, sondern auch wesentlich schneller auf Eingaben reagieren. Schnelle Internet-Anschlüsse per Festnetz dürften vor dem Hintergrund an Bedeutung verlieren. "Wir gehen davon aus, dass künftig zwei Drittel des gesamten Internet-Verkehrs über den Mobilfunk laufen werden", sagte Höttges. Derzeit steckt der Standard aber noch in der Entwicklung.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...