Henkel setzt unter seinem neuen Chef Hans Van Bylen stärker auf den Internet-Handel und auf seine Kernmarken um Pritt und Persil. Henkel wolle bis 2020 beim Umsatz wachsen, kräftiger investieren und profitabler arbeiten, kündigte Van Bylen am Donnerstag in Düsseldorf an. Zudem wolle der Konzern „weiße Flecken“ von seiner Landkarte entfernen - in China oder Indien biete Henkel bislang etwa keine Waschmittel an, sagte Van Bylen laut Reuters. In den kommenden vier Jahren will Henkel so ein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum von zwei bis vier Prozent erreichen. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie soll um sieben bis neun Prozent pro Jahr zulegen.
Im letzten Vier-Jahres-Plan war der Konzern ehrgeiziger und peilte hier noch zehn Prozent an. Die Anleger konnte Henkel mit der neuen Strategie nicht überzeugen. Die im deutschen Leitindex Dax notierten Aktien fielen um bis zu 2,1 Prozent auf 107 Euro und notierten so tief wie seit mehr als vier Monaten nicht mehr.
„Henkel ist in einer hervorragenden Ausgangsposition, um in den kommenden Jahren weiter nachhaltig profitabel zu wachsen“, betonte der seit Anfang Mai amtierende Van Bylen. „Bis zum Jahr 2020 und darüber hinaus will Henkel weiter profitables Wachstum erzielen.“ Dabei will der Konzern seine Produkte verstärkt über Internet-Plattformen verkaufen - in China geschieht dies etwa mit Kosmetika über den Online-Anbieter Alibaba. Direkt bei Henkel können Verbraucher aber weiterhin nicht zugreifen - eigene Online-Stores seien derzeit kein Thema, sagte Van Bylen. Insgesamt wolle Henkel den digital erzielten Umsatz bis 2020 auf mehr als vier Milliarden Euro verdoppeln. Zudem setzen die Düsseldorfer noch stärker auf ihre Kernmarken: Der Umsatz mit Persil, Loctite, Schwarzkopf und Pril soll gesteigert werden. Der Anteil der zehn größten Marken am Gesamtumsatz solle bis 2020 auf 75 Prozent steigen.
Die mittelfristigen Prognosen seien ehrgeizig, begeisterten die Marktteilnehmer aber nicht sonderlich, urteilten die Analysten von Baader Helvea. Bei den meisten Kennziffern habeHenkel keine klare Zahlenspanne ausgegeben. Die neue Strategie sei keine Revolution, erklärte Kepler-Cheuvreux-Analyst Christian Faitz. Das passe aber zu den Düsseldorfern - diese setzten eher auf das Prinzip der Evolution, also graduelle Veränderungen.
Den letzten Vier-Jahres-Plan hatte Henkel unter dem damaligen Chef Kasper Rorsted im November 2012 vorgelegt. Damals hatte sich der Konzern für 2016 ein Umsatzziel von 20 Milliarden Euro auf die Fahnen geschrieben, zehn Milliarden Euro davon sollte Henkel in Wachstumsmärkten einfahren. Das bereinigte Ergebnis je Aktie sollte im Mittel um zehn Prozent pro Jahr zulegen. Rorsted ist zu Adidas gewechselt, der Belgier Van Bylen hat das Ruder übernommen. Das strategische Umsatzziel von 20 Milliarden Euro werde Henkel nicht erreichen können, hatte Rorsted bei seinem Abschied angedeutet. Inzwischen wird erwartet, dass Henkel in diesem Jahr einen Umsatz von rund 18,6 Milliarden Euro einfährt.