Deutschland

Siemens soll gegen Osram-Übernahme einschreiten

Lesezeit: 2 min
23.11.2016 16:09
Die Osram-Beschäftigten wollen einen Verkauf des Lichttechnik-Konzerns an chinesische Investoren verhindern. Von Großaktionär Siemens wird eine klare Absage gefordert.
Siemens soll gegen Osram-Übernahme einschreiten

Mehr zum Thema:  
China >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
China  

Siemens soll sich gegen eine drohende Übernahme von Osram durch die Chinesen stellen. In einem beispiellosen Schritt hat nach der IG Metall jetzt auch der Betriebsrat Widerstand angekündigt und von der Politik ein klares Wort gefordert. Die Betriebsratsvorsitzende des größten deutschen Osram-Werks Regensburg, Irene Weininger, rief den Vorstand und den Großaktionär Siemens am Mittwoch zu einer klaren Absage an jeden Übernahmeversuch auf.

Als unabhängiges Unternehmen habe Osram bessere Wachstumschancen, eine Übernahme wäre nicht im Interesse der Arbeitnehmer, so die dpa. "Wir werden uns daher gegen jeden "feindlichen" Übernahmeversuch vehement zur Wehr setzen", kündigte Konzern-Betriebsratschef Werner Leyer an.

Siemens hält noch 17,5 Prozent der Aktien und soll Verkaufsabsichten hegen. Ein chinesisches Unternehmen hat bereits öffentlich Interesse bekundet. Osram-Chef Olaf Berlien hatte Anfang November Gespräche mit potenziellen Anlegern aus China bestätigt und gesagt, er halte auch eine Komplettübernahme für möglich. Osram beschäftigt nach dem Verkauf seiner Lampensparte noch 6400 Mitarbeiter in Deutschland, davon 3500 in Regensburg.

Die Regensburger Betriebsratschefin Weininger forderte den Siemens-Vorstand auf, "zu seinem Wort zu stehen und im besten Interesse von Osram und seiner Belegschaft zu handeln". Das habe Siemens bei der Abspaltung versprochen. Berlien forderte sie auf, "diese leidige Diskussion zu beenden" und "weiteren Gesprächen eine klare Absage zu erteilen. Es ist wichtig, dass bei Osram und seiner Belegschaft wieder Ruhe einkehrt." Trotz hervorragender Geschäftszahlen seien viele verunsichert und befürchteten langfristig eine Abwanderung der Arbeitsplätze.

Leyer verwies auf schlechte Erfahrungen mit einem chinesischen Leuchtstoffhersteller vor drei Jahren: Der Zugang zum chinesischen Markt sei nicht besser geworden, "nur unser Know-How ist abgeflossen", sagte der Konzern-Betriebsratschef. "Diese Firma tritt heute als direkter Konkurrent von uns auf."

Osram halte viele Patente in wichtigen Zukunftstechnologien, "auch in militärischen Anwendungsgebieten", sagte Leyer und verwies auf das Veto der US-Regierung gegen die Übernahme von Philips Lumileds durch chinesische Investoren. Deshalb "sollten alle Beteiligten - inklusive der Politik- ein Interesse daran haben, jetzt für Klarheit zu sorgen", sagte Leyer mit Blick auf Bundeswirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel. Gabriels Staatssekretär Matthias Machnig sagte dem Handelsblatt: "Stellungnahmen von der Arbeitnehmerseite und den Gewerkschaften werden wir sehr ernst nehmen."

Bei einer Übernahme könnte auch der ein oder andere wichtige Kunde abspringen, um sein Know-How zu schützen, hieß es aus informierten Kreisen. Vor zwei Wochen hatte schon der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler Front gegen eine Übernahme gemacht. "Aufgrund der Risiken einer Übernahme und möglicher negativer Folgen für die Mitarbeiter werden wir uns einem Übernahmeversuch vehement widersetzen," hatte er im "Handelsblatt" angekündigt.

Formell hat die Arbeitnehmerseite kein Vetorecht - praktisch aber könnte es schwer werden, wenn ein Investor die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, den Betriebsrat und die IG Metall geschlossen gegen sich hat. Zudem sei fraglich, ob alle Kapitalvertreter im Aufsichtsrat für einen Verkauf stimmen würden, hieß es aus Unternehmenskreisen. Damit sei fraglich, ob ein Investor vor dem Kauf überhaupt Einblick in die Bücher bekäme.


Mehr zum Thema:  
China >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...