Wirtschaft

SGL Carbon: Krise der Stahlbranche steigert Schulden

Der Spezialist für Leichtbau mittels Kohlefasern macht mehr Schulden. Durch Aktionäre wie BMW soll frisches Kapital beschafft werden.
29.11.2016 14:39
Lesezeit: 1 min
SGL Carbon: Krise der Stahlbranche steigert Schulden
Graphitelektroden von SGL Carbon. (Foto: SGL Carbon)

SGL Carbon will bei seinen Aktionären noch in diesem Jahr 180 Millionen Euro frisches Kapital einsammeln. Die beiden größten Anteilseigner, die BMW-Großaktionärin Susanne Klatten und der Münchener Autobauer selbst, wollen bei der Kapitalerhöhung voll mitziehen, wie das Unternehmen am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. BMW -Rivale Volkswagen und der schwäbische Anlagenbauer Voith wollten dagegen keine neuen Aktien zeichnen und ihre Anteile lieber verwässern lassen.

Die Papiere sollen mit einem Abschlag von mehr als einem Drittel zum Aktienkurs ausgegeben werden: zu je sechs Euro. An der Frankfurter Börse fielen SGL am Dienstag um vier Prozent auf 9,72 Euro.

Mit dem frischen Geld will der Kohlefaser-Spezialist eine in zwei Jahren fällige Wandelanleihe tilgen oder zurückkaufen und eine weitere Anleihe vorzeitig zurückzahlen. Letztere läuft noch bis Januar 2021. Es gehe darum, die Verschuldung von SGL drastisch zu senken und damit „eine solide finanzielle Grundlage für unsere Wachstumsbereiche“ zu schaffen, sagte Vorstandschef Jürgen Köhler. SGL Carbon hat insgesamt 620 Millionen Euro Schulden. Auch die mindestens 200 Millionen Euro, die SGL Anfang 2017 aus dem Verkauf des ehemaligen Kerngeschäfts mit Grafitelektroden kassiert, sollen für die Rückzahlung der Bonds verwendet werden. Die niedrige Eigenkapitalquote von sechs Prozent soll damit auf knapp 15 Prozent steigen.

„Die zukünftige SGL Group beabsichtigt, zusammen mit ihren Kunden Entwicklungen in den Bereichen Mobilität, Energieversorgung und Digitalisierung voranzutreiben. Durch den Fokus auf zukunftsträchtige Industrien und Märkte erwarten wir, die Volatilität in unseren Geschäften besser ausgleichen zu können“, erklärte Köhler. SGL schreibt derzeit tiefrote Zahlen. Das Grafitelektroden-Geschäft, das stark von der schwächelnden Stahlindustrie abhängt, geht an den japanischen Chemiekonzern Showa Denko.

Die neuen Aktien werden den Aktionären von Mittwoch an bis zum 13. Dezember zum Kauf angeboten. Für je 40 Anteilsscheine können sie 13 neue zeichnen. Allein die mit 27,5 Prozent an SGL beteiligte Susanne Klatten kauft dabei für 49 Millionen Euro zu, BMW (18,4 Prozent) lässt sich das Engagement 33 Millionen Euro kosten. Der Volkswagen-Anteil von 9,8 Prozent schmilzt dagegen auf 7,4 Prozent. Die Autobauer hatten beim Einstieg bei SGL vor allem auf die Nutzung der Kohlefaser-Technik für den Leichtbau gesetzt.

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