Politik

Aleppo: Russland will mit den USA über Abzug der Söldner verhandeln

Moskau will mit Washington über den Abzug der islamistischen und internationalen Söldner aus Ost-Aleppo verhandeln. Die Russen bieten den Kämpfern freies Geleit an.
05.12.2016 17:43
Lesezeit: 2 min

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Russland strebt laut Reuters Verhandlungen mit den USA über den Abzug der internationalen und islamistischen Söldner aus der syrischen Stadt Aleppo an, obwohl die Eroberer die Metropole nicht kampflos aufgeben wollen. Die Gespräche sollten am Dienstagabend oder Mittwochmorgen in Genf aufgenommen werden, kündigte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Montag in Moskau an. Von den USA - die laut Reuters "einige Rebellengruppen unterstützen" - war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Die Söldner haben es bislang abgelehnt, unter freiem Geleit Aleppo zu verlassen, obwohl die syrische Armee mit Unterstützung der russischen Luftwaffe seit Tagen immer mehr Bereiche in Ost-Aleppo einnehmen konnte.

"Kein Mensch, der noch ganz bei Trost ist, der Verantwortungsgefühl hat und patriotisch ist, wird seine Stadt verlassen", sagte der Vertreter der Söldner, Sakaria Malahifdschi. Die Russen täten alles, um die Menschen zum Verlassen der Stadt zu bewegen, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters von der Türkei aus. "Das ist weit entfernt von der Wirklichkeit." Malahifdschi ist einer der Anführer der sogenannten Levante-Front. Diese umfasst einige Verbände von Söldnern, zu denen unter anderem die Asala wa-Tanmiya Front gehört. Diese wird von Saudi-Arabien, dem engsten Verbündeten der USA und der EU in der Region unterstützt. Laut dem Carnegie Middle East Center "unterstützt" die Asala wa-Tanmiya Front "die saudische Regierung und lehnt jede andere islamistische Gruppe an, die die saudische Regierung herausfordert".

Saudi-Arabien hatte zuletzt gefordert, die Söldner mit Boden-Luft-Raketen auszustatten. 

Laut Reuters sagte ein "Oppositioneller, der namentlich nicht genannt werden wollte" mit der Aussage "am Ende könne den Rebellen nichts anderes übrig bleiben, als aus der Stadt abzuziehen, damit das Leben von Zivilisten geschont werde". Tatsächlich haben Söldner-Gruppen in den vergangenen Monaten die Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde verwendet.

Am Montag waren die Kämpfe bis auf einen Kilometer an die historische Zitadelle im alten Teil Aleppos herangerückt. Die Soldaten Assads zogen damit mit Hilfe libanesischer und iranischer Milizionäre den Ring um die Rebellengebiete ein weiteres mal enger. Heftige Feuergefechte waren zu hören, über den Gebäuden lag der Rauch von Mörser-Einschlägen, berichtete ein Reuters-Reporter, der das Geschehen von West-Aleppo aus beobachtete. Vertreter der "Rebellen" gaben laut Reuters an, Fortschritte bei einem Gegenangriff gemacht zu haben, nachdem Regierungstruppen am Sonntag in den Stadtteil al-Schaar eindringen konnten.

Lawrow warnte die Söldner und Milizionäre davor, das Abzugsangebot auszuschlagen: "Jene bewaffneten Gruppen, die sich weigern, Ost-Aleppo zu verlassen, werden als Terroristen angesehen. Wir werden sie als solche behandeln."

Die Regierungstruppen und die mit ihnen verbündeten Milizen haben bereits mehr als 60 Prozent des zuvor von den Aufständischen kontrollierten Ostteil Aleppos zurückerobert. Die Armee geht davon aus, dass die vollständige Einnahme der Stadt nur noch eine Frage von Wochen ist. Lawrow erklärte, Russland werde das Militär weiter bei seinem Vorgehen gegen die Extremisten unterstützen.

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