Politik

Mord in Freiburg: Merkel warnt vor Verurteilung aller Flüchtlinge

Bundeskanzlerin Merkel warnt laut dpa nach dem Mord an einer Studentin in Freiburg, alle Flüchtlinge zu verurteilen. Der Mord sei ein „tragisches Ereignis“.
05.12.2016 23:54
Lesezeit: 2 min

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Angela Merkel hat, so die dpa «im Zusammenhang mit dem Mordverdacht gegen einen jungen Afghanen in Freiburg vor einer Verurteilung aller Flüchtlinge gewarnt». Merkel sagte demnach: «Wenn es sich herausstellen sollte, dass es ein afghanischer Flüchtling war, dann ist das absolut zu verurteilen, genauso wie bei jedem anderen Mörder, aber auch ganz deutlich zu benennen», sagte Merkel am Montagabend in einem Interview der ARD-«Tagesthemen». «Und dann sage ich, dass damit aber nicht die Ablehnung einer ganzen Gruppe verbunden sein kann, so wie wir auch sonst nicht von einem auf eine ganze Gruppe schließen können.»

Der Fall bleibe «ein tragisches Ereignis, das aufgeklärt werden muss, und über das man ganz offen sprechen muss», ergänzte die Kanzlerin in dem Interview, das in Teilen auch in der «Tagesschau» um 20.00 Uhr ausgestrahlt wurde. Zum Vorwurf aus Teilen der Gesellschaft, ihre Flüchtlingspolitik sei mitverantwortlich für die Tat, sagte Merkel: «Ich sage erst einmal, dass dieser Mord schrecklich ist und dass meine Gedanken bei den Eltern, bei den Angehörigen sind.»

Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) sagte der Bild-Zeitung: «So bitter es ist: Solche abscheulichen Morde gab es schon, bevor der erste Flüchtling aus Afghanistan oder Syrien zu uns gekommen ist. Wir werden nach solchen Gewaltverbrechen - egal, wer sie begeht - keine Volksverhetzung zulassen.»

AfD-Bundeschef Jörg Meuthen meinte hingegen: «Wir sind erschüttert über diese Tat und erleben gleichzeitig, dass unsere Warnungen vor der ungesteuerten Einreise Hunderttausender junger Männer aus patriarchalisch-islamischen Kulturkreisen als populistisch abgewertet wurden.» Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt meinte in der «Bild»: «Dieses und viele andere Opfer würde es nicht geben, wäre unser Land auf die Gefahren vorbereitet gewesen, die mit massenhafter Zuwanderung immer verbunden sind.»

Die ARD-«Tagesschau» als Deutschlands meistgesehene Nachrichtensendung verteidigte sich gegen Kritik, auf eine Berichterstattung über den Kriminalfall verzichtet zu haben.

Die in sozialen Medien heftig kritisierte Entscheidung der «Tagesschau», in der 20-Uhr-Ausgabe vom Samstag den Mordfall nicht zu melden, schlug weiter Wellen. Die Sendung berichte nur «sehr selten über einzelne Kriminalfälle», schrieb ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke in einem Blogeintrag. Die Herkunft des mutmaßlichen Täters habe mit dieser Entscheidung nichts zu tun. Bei einer Veranstaltung der Uni Hamburg sagte Gniffke am Montagabend, der Fall habe nicht in das Portfolio der Nachrichtensendung gepasst.

Die ARD-Nachrichten griffen den Fall am Montagabend dann aber doch auf. Er kam in dem Merkel-Interview zur Sprache, das «Tagesthemen»-Moderator Ingo Zamperoni mit der Kanzlerin und CDU-Vorsitzenden geführt hatte. Auszüge wurden auch in der 20-Uhr-«Tagesschau» gezeigt.

Die Studentin Maria L. war nachts mit ihrem Fahrrad auf dem Heimweg von einer Uni-Party, als sie dem Verbrechen zum Opfer fiel. Todesursache war Ertrinken. Die Polizei kündigte an, weitere mögliche Zeugen zu befragen, um den Verdacht gegen den Festgenommenen zu erhärten. Ein 18,5 Zentimeter langes blondiertes schwarzes Haar von ihm am Tatort hatte die Ermittler auf seine Spur gebracht.

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