Politik

Istanbul: Opferzahl von Anschlägen auf 38 gestiegen

Nach den Terroranschlägen in Istanbul hat sich die Zahl der Toten erhöht. Noch ist unklar, wer für die Anschläge verantwortlich ist.
11.12.2016 10:56
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Opferzahl der Anschläge in Istanbul ist auf 38 gestiegen. Wie der türkische Innenminister Süleyman Soylu am Sonntagvormittag mitteilte, wurden bei dem Doppelanschlag auf die Polizei nach einem Fußballspiel im zentralen Stadtteil Besiktas 30 Polizisten, sieben Zivilisten sowie ein Mensch getötet, dessen Identität noch ungeklärt sei. Zudem habe es 166 Verletzte gegeben, von denen sich 14 auf der Intensivstation befänden. Zuvor war die Rede von 29 Toten gewesen, darunter 27 Polizeibeamte.

Am Samstagabend war zunächst eine Autobombe nahe einem Polizeibus am Stadion explodiert, bevor sich knapp eine Minute später ein Selbstmordattentäter im angrenzenden Macka-Park inmitten von Polizisten in die Luft sprengte, die das Spiel zwischen den Erstligaklubs Besiktas und Bursaspor abgesichert hatten. Es wurden laut Soylu bereits zehn Verdächtige festgenommen.

Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einem „Terrorakt“, der möglichst viele Opfer verursachen sollte. Die Menschen in Istanbul hätten wieder einmal „das hässliche Gesicht des Terrorismus“ miterlebt, der „Werte und Moral mit Füßen tritt“. Welche Gruppe verantwortlich sei, sei ohne Bedeutung, die Regierung werde alle „Terrorgruppen“ besiegen. Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus erklärte, der Anschlag habe sich ganz klar gegen die Polizei gerichtet.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat, doch fällt der Verdacht auf die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und ihre radikale Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), die wiederholt Anschläge verübten. Die Attentate erfolgten wenige Stunden, nachdem die Regierungspartei AKP ihren hoch umstrittenen Entwurf für eine Verfassungsreform ins Parlament eingebracht hatte, mit dem die Befugnisse von Präsident Erdogan deutlich ausgeweitet werden sollen.

Allerdings könnte auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hinter der Tat stecken. Sie wird von der Regierung ebenfalls für mehrere Anschläge verantwortlich gemacht, darunter für die Selbstmordanschläge am Istanbuler Atatürk-Flughafen, bei denen im Juni 47 Menschen getötet worden waren. Die türkische Armee geht seit Anfang September im Norden Syriens gegen die Dschihadisten vor und rückte am Samstag in ihre Hochburg Al-Bab ein.

Ministerpräsident Binali Yildirim rief eine eintägige Staatstrauer aus und ordnete an, dass die Flaggen am Sonntag auf Halbmast gesetzt werden. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu mitteilte, sagte Erdogan eine geplante Reise nach Kasachstan ab.

Das Auswärtige Amt in Berlin empfahl allen Reisenden in Istanbul, vorerst in ihren Hotels und Unterkünften zu bleiben und sich über seine Reisehinweise oder die Medien über die weitere Lage zu informieren. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte die „furchtbaren Terrorakte“ in Istanbul und versicherte der Türkei die „Solidarität“ des Bündnisses. Die US-Botschaft in Ankara schrieb auf Twitter: „Unsere Herzen und Gebete sind bei den Menschen in Istanbul heute Nacht.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...