Politik

Sozialdemokraten gewinnen Parlamentswahl in Rumänien

In Rumänien haben die Sozialdemokraten die Parlamentswahl gewonnen. Unklar ist, ob ihr wegen Wahlmanipulationen vorbestrafter Vorsitzender Liviu Dragnea Ministerpräsident wird.
12.12.2016 01:51
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In Rumänien haben die Sozialdemokraten (PSD) die Parlamentswahl vom Sonntag gewonnen. PSD liege bei rund 47 Prozent, teilte das Zentrale Wahlbüro in Bukarest in der Nacht zum Montag nach Auszählung von zwei Dritteln der Stimmzettel laut dpa mit. Durch Verteilung von Reststimmen kann PSD bei der Sitzverteilung im Parlament auf die absolute Mehrheit kommen. Unklar blieb, ob der PSD-Vorsitzende Liviu Dragnea Ministerpräsident wird, zumal er wegen Wahlmanipulationen vorbestraft ist.

Staatspräsident Klaus Iohannis hatte im Vorfeld erklärt, dass er keinen Politiker mit Justizproblemen mit der Regierungsbildung beauftragen werde.

Auf Platz zwei kam die Mitte-Rechts-Partei PNL mit rund 20 Prozent. Einen überraschenden Achtungserfolg mit 7,5 Prozent im Abgeordnetenhaus und 7,6 Prozent im Senat erzielte die neue ökoliberale Partei USR, die erst vor einem halben Jahr gegründet wurde. USR könnte demnach drittstärkste Kraft Rumäniens werden - sehr knapp vor der Ungarn-Partei UDMR, die laut Hochrechnung 7,12 (Abgeordnetenhaus) und 7,07 Prozent (Senat) erreichte.

Dragnea deutete am Sonntagabend an, dass er auf seiner Nominierung bestehen werde. «Ich bin nicht geneigt, diese Wählerstimmen (für die PSD) jemandem zu schenken», sagte er. Dragnea wies Spekulationen zurück, wonach als Ersatzkandidat der frühere langjährige PSD-Politiker und derzeit parteilose Minister für Regionalentwicklung Vasile Dincu im Gespräch sei. Dincu komme für den Posten des Regierungschefs nicht in Frage, sagte Dragnea dem Sender «Romania TV».

Mitentscheidend bei der Regierungsbildung ist Staatspräsident Iohannis. Ohne Dragnea namentlich zu nennen, hatte Iohannis Wochen zuvor gesagt, dass er keinen Regierungschef nominieren werde, der Probleme mit der Justiz hat. In Rumänien darf nur der Staatschef dem Parlament einen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten vorschlagen. Dabei ist er nach der Verfassung lediglich dazu verpflichtet zu beachten, ob der Kandidat Chancen hat, eine mehrheitsfähige Regierung zu bilden - und sei es durch Koalitionen.

Gegner der PSD befürchten, dass eine von dieser Partei geführte Regierung die bisherige Arbeit der Justiz behindern werde. Rumäniens Justiz wird seit Jahren von der EU-Kommission wegen Fortschritten im Kampf gegen die Korruption gelobt. Seit 2013 kamen pro Jahr mehr als 1000 Politiker aller Lager und Spitzenbeamte wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht und nahezu ebenso viele wurden rechtskräftig verurteilt.

PSD hat stets versucht, die eigenen Parteifreunde vor Strafverfolgung zu schützen, vor allem durch Weigerung, den Verdächtigen die parlamentarische Immunität zu entziehen. Diese Immunität schützt vor Verhaftungen und Hausdurchsuchungen. PNL hingegen hat es ausdrücklich zum Gebot erklärt, die Justiz nicht behindern zu wollen. Betroffen davon war im Sommer auch der damalige PNL-Kopräsident Vasile Blaga, der alle Ämter niederlegte, als die Staatsanwaltschaft gegen ihn Ermittlungen wegen mutmaßlicher Bestechlichkeit einleitete.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.