Finanzen

Volksbanken Österreich: Risiko für Kundeneinlagen bei Fusion

Lesezeit: 1 min
02.01.2017 00:42
In Österreich versuchen die großen Zentralinstitute, sich mit Hilfe der Kundeneinlagen der kleinen Volksbanken zu sanieren. Immer mehr Banken wehren sich inzwischen gegen die Zwangsfusion.
Volksbanken Österreich: Risiko für Kundeneinlagen bei Fusion

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Die in Österreich geplante Fusion der regionalen Volksbanken zu acht Volksbanken unter der Dominanz der Volksbank Wien als neuem „Zentralinstitut“ mit strengem Weisungsrecht erhält einen Dämpfer. Nach der DolomitenBank Osttirol-Westkärnten wehrte sich nun eine weitere Volksbank erfolgreich gegen die Zwangsfusion, berichten die Niederösterreichischen Nachrichten.

Die Europäische Zentralbank, die Österreichische Bankenaufsicht und das Zentralinstitut Volksbank Wien hatten die zwangsweise Eingliederung in die neu zu schaffenden acht Volksbanken gefordert, nachdem das Spitzeninstitut des Sektors durch Fehlinvestitionen in Schieflage geriet und vom Staat gestützt werden musste. Eine Bedingung dafür war die Konsolidierung des gesamten Sektors.

Die Zwangsfusion soll offenbar dem Ziel dienen, die angeschlagene Volksbank Wien mit Hilfe der Kundeneinlagen der kleinen Institute zu sanieren. Die Primärbanken müssen dem Haftungsverbund nämlich unbegrenzt Liquidität und Kapital zur Verfügung stellen. Doch: „Kapital steht aber eben nur einmal zur Verfügung. Verfügt das „Zentralinstitut“ darüber, fehlen den Primärbanken Liquidität und Kapital für das eigene Geschäft und damit für die Erfüllung der Bedürfnisse der eigenen Mitglieder und Kunden“, sagte Josef Stampfer, Obmann des Föderungsvereins der Primärbanken, den Deutschen Wirtschafts Nachrichten bezüglich der Gefahren des Haftungsverbunds.

Die Abwehrhaltung der kleinen Volksbanken gegen die Fusion wurde von Seiten der Bankenaufsicht und der Politik mit Druck beantwortet, berichten die Niederösterreichischen Nachrichten. Auch die Volksbank Marchfeld war davon betroffen. „Die Androhung von aufsichtlichen Maßnahmen der Aufsichtsbehörden sowohl gegen das Institut als auch enormer Druck gegen Vorstand und Aufsichtsrat standen an der Tagesordnung. Die Stimmungslage aller Mitarbeiter schwankte wie das EKG-Bild eines Herzpatienten – ganz oben die Frage: ‚Habe ich morgen noch einen Job?‘“ Es gibt Berichte, wonach den kleinen Volksbanken verboten wurde, ihre Anwälte mit zu den Verhandlungen zu bringen.

Stampfer kritisiert die Konsolidierung der Bankenlandschaft. Diese führe zu einer Vergemeinschaftung der Haftung und vergrößere die Probleme, anstatt sie zu lösen. „Primärbanken können andere Primärbanken retten, die Zentralinstitute hingegen spielen in einer anderen Liga.“

Die Volksbank Marchfeld setzte sich am Ende jedoch durch. In einer Versammlung sprachen sich 98 Prozent der Eigentümer gegen die Fusion aus und gründeten die eigenständige Marchfelder Bank. Möglich wurde dies auch durch einen gerichtlichen Vergleich, welcher die Zahlung von 7 Millionen Euro als „Entflechtungszahlung“ vorsieht – immerhin knapp die Hälfte davon wäre sowieso an die Republik Österreich zu zahlen gewesen. „Auch nach Zahlung verfügt die Bank über eine sehr solide Eigenkapitaldecke. Mit einer Quote von 12,5 Prozent entgegen dem gesetzlichen Erfordernis von 8,625 Prozent brauchen wir uns nicht zu verstecken“, wird Vorstandsdirektor Erich Fellner zitiert. Man erwarte jedoch nun eine strenge Kontrolle durch die Aufsichtsbehörden.


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