Finanzen

Anleihe-Käufe: EZB schwächt systematisch Mittelstand in Europa

Lesezeit: 1 min
25.12.2016 02:17
Die EZB finanziert durch ihr Anleihe-Kaufprogramm fast nur multinationale Konzerne aus Europa. Das Programm benachteiligt den Mittelstand massiv.

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Die Europäische Zentralbank finanziert in großem Stil multinationale Konzerne aus Europa – insbesondere aus der Energie- und Automobilbranche, berichtet das Magazin Wolf Street unter Verweis auf eine Liste von corporateeurope.org. So habe die Zentralbank seit der Einführung ihres Kaufprogramms für Unternehmensanleihen im Juni 2016 alleine dem italienischen Ölkonzern Eni 16 Mal Anleihetranchen abgekauft. Anleihen des britisch-niederländischen Ölkonzerns Royal Dutch Shell wurden 11 Mal gekauft, jene der französischen Total 7 Mal und jene des spanischen Repsol-Konzerns und der österreichischen OMV jeweils 6 Mal. Zu beachten ist, dass die Käufe von den jeweiligen nationalen Notenbanken durchgeführt werden.

Auch Schuldenpapiere europäischer Gaskonzerne hat die EZB in großem Umfang aufgekauft. Von allen von der EZB gekauften italienischen Firmenanleihen stammen beispielsweise 68 Prozent aus dem Gassektor. In Spanien beträgt dieser Wert 53 Prozent. Zu den größten Profiteuren des Programms gehören zudem Automobilkonzerne. Papiere von Daimler und BMW wurden jeweils 15 Mal gekauft, Volkswagen konnte 7 Mal seine Schulden an die EZB verkaufen. Bei 3 Gelegenheiten wurden Renault-Anleihen gekauft.

Seit Juni haben die Notenbanken des EZB-Systems insgesamt 46 Milliarden Euro für den Ankauf der Anleihen ausgegeben. Bis zum planmäßigen Abschluss des Programms im September 2017 werden es wahrscheinlich 125 Milliarden Euro sein.

Beobachter kritisieren, dass kleine und mittelständische Firmen durch das Kaufprogramm gegenüber den großen Konzernen massiv benachteiligt werden. Diese seien in den allermeisten Fällen nämlich nicht in der Lage, Anleihen am Kapitalmarkt auszugeben und könnten sich dadurch nicht für das Programm qualifizieren. Die multinationalen Konzerne hingegen profitieren in großem Umfang von den Interventionen der EZB, weil die Anleihepreise steigen und die von den Emittenten zu zahlenden Zinsen sinken.

„Als die EZB ihr Programm vorstellte, wurde viel von den Chancen gesprochen, welche es für Firmen aller Größen und Arten bereithalten würde. Goldman Sachs ging sogar soweit zu sagen, dass die Anleihekäufe die Aktienkurse der kleinen und mittelständischen Firmen in die Höhe treiben werden. Das war natürlich ein Witz. Die meisten kleinen Unternehmen haben nicht einmal die Möglichkeit, Anleihen auszugeben – insbesondere in Europa, wo der Kapitalmarkt weit weniger entwickelt ist als in den USA“, schreibt Wolf Street. „Die US-Ratingagentur Fitch stellt im November fest, dass Europas Firmen sich nur zu 12 Prozent über Anleihen finanzieren und diese sin fast ausschließlich für Weltkonzerne reserviert. Die Citigroup fand außerdem heraus, dass die Anleihepreise von Firmen, die für das EZB- Programm in Frage, die Preise anderer Unternehmensanleihen um 30 Prozent überstiegen haben.“


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