Keiner der 92 Insassen habe das Unglück überlebt, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Die Tupolew war auf dem Weg nach Syrien als sie zwei Minuten nach dem Start in Sotschi um 5.25 Uhr Ortszeit (3.25 Uhr MEZ) vom Radar verschwand. Rettungskräfte entdeckten Trümmerteile an der Absturzstelle etwa 1,5 Kilometer vor der Küste. Die Unglücksursache ist noch unklar. Russische Agenturen berichteten unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass ein Anschlag ausgeschlossen wurde. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach Russlands Präsident Wladimir Putin ihr Mitgefühl aus. Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen der vielen Opfer, teilte eine Sprecherin mit. Putin erklärte den 26. Dezember zum Volkstrauertag.
An Bord des noch zu Sowjetzeiten 1983 gebauten Flugzeugs waren 84 Passagiere und acht Crew-Mitglieder, darunter mindestens 60 Sänger, Tänzer und Orchestermitglieder des weltberühmten Chors der Roten Armee - auch bekannt als Alexandrow-Ensemble. Sie sollten am permanenten Stützpunkt der russischen Luftwaffe in Hmeimim in der syrischen Provinz Latakia ein Konzert geben. Es waren auch neun russische Journalisten in dem Flugzeug sowie Militärpersonal. Vier Leichen wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums inzwischen geborgen. Agenturen berichten von mehr.
Warum die Maschine des Typs TU-154 abstürzte, ist noch unklar. Die russische Nachrichtenagentur RIA berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, vorläufige Daten ließen auf einen technischen Defekt oder einen Pilotenfehler schließen. Interfax zufolge setzte das Flugzeug keinen Notruf ab. Das Wetter sei gut gewesen.
Die Tupolew kam dem Verteidigungsministerium zufolge aus Moskau und war in Sotschi zwischengelandet, um aufzutanken. Zuletzt sei das Flugzeug im September gewartet worden, sagte General Igor Konaschenkow. Die letzte größere Reparatur war im Dezember 2014. Insgesamt habe die Maschine etwa 7000 Flugstunden hinter sich. Der Pilot sei erfahren gewesen.
Die Suchaktion dauere noch an, sagte Konaschenkow. Es seien vier Schiffe, fünf Hubschrauber und eine Drohne daran beteiligt. Sechs Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte seien auf dem Weg zur Absturzstelle. Zudem sollen bei der Suche mehr als 100 Taucher eingesetzt werden sowie ein Mini-U-Boot.
Es sei noch zu früh, um etwas zur Absturzursache zu sagen, sagte der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow. Präsident Putin sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Er beauftragte Ministerpräsident Dmitri Medwedew mit einer Untersuchungskommission der Regierung.
Der letzte größere Vorfall mit einer TU-154 war 2010 als eine polnische Regierungsmaschine mit dem damaligen Präsidenten Lech Kaczynski an Bord im russischen Smolensk abstürzte. Neben Kaczynski kamen auch andere Regierungsmitglieder, Militärs und der Notenbankchef ums Leben. Das Flugzeugmodell mit drei Triebwerken stammt aus den 1970er Jahren und wird inzwischen nicht mehr gebaut. Noch sei es aber zu früh, um über eine Stilllegung zu debattieren, sagte der russische Verkehrsminister Denis Manturow russischen Nachrichtenagenturen zufolge.
Das russische Verteidigungsministerium fliegt regelmäßig Musiker nach Syrien, um die dort stationierten Soldaten zu unterhalten. Von Hmeimim fliegt die russische Luftwaffe seit Ende 2015 Angriffe auf syrische Rebellen zur Unterstützung der Regierungstruppen