Eine neue Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) zeigt, dass die negativen Auswirkungen der durch die EU verhängten Sanktionen gegen Russland bereits im Jahr 2015 sichtbar waren.
Die Sanktionen waren ursprünglich während des Konflikts in der Ostukraine und auf der Krim-Halbinsel durch die Europäische Union, die USA und andere alliierte Staaten gegen Russland verhängt worden. Zunächst handelte es sich dabei um Maßnahmen, die gegen bestimmte Personen und Institutionen gerichtet waren. Die sogenannten „Smart Sanctions“ sollten dabei vorerst nur die Reisefreiheit beschränken oder gezielt Vermögen einfrieren. Die Situation verschärfte sich weiter, als der Flug MH17 offenbar durch eine Rakete abgeschossen wurde. 298 Menschen starben. Der Vorfall selbst ist bis heute nicht geklärt. Im Zuge dessen wurden nun härtere Sanktionen gegen Russland gefordert und im Juli 2014 eingeführt.
Als Antwort darauf erließ die russische Regierung ein Importverbot von bestimmten Lebensmitteln aus den betroffenen Ländern.
Die EU hat die Sanktionen im Dezember um weitere sechs Monate verlängert. Die USA könnten die Sanktionen in absehbarer Zeit aufheben. US-Präsident Donald Trump will mit Russland über einen Deal verhandeln, wonach die Russen bei den Atomwaffen abrüsten sollen.
Obwohl im Jahr 2014 von den Auswirkungen der Sanktionen und der russischen Gegensanktionen nur wenig zu spüren war, änderte sich dieser Sachverhalt 2015 grundlegend: Während beispielsweise Österreich Exportverluste von etwa 529 Millionen Euro zu verzeichnen hatte, weiten sich die Verluste der gesamten EU auf rund 20 Milliarden Euro jährlich aus. Dies betrifft etwa 40 Prozent des gesamten Volumens. Die Verteilung der Ausfälle betrifft dabei nicht alle exportierten Waren gleichermaßen, da die Sanktionen nur bestimmte, standardisierte Warengruppen umfassen.
Im Allgemeinen ging der Exportanteil der Eurostaaten ebenfalls zurück, was auf die sich verschlechternden Rahmenbedingungen in Russland zurückgeführt werden kann: Der rapide Verfall des Ölpreises ließ auch den russischen Rubel abstürzen, was wiederum den Export nach Russland bremste. Die eingeführten Sanktionen beschleunigten diesen Effekt des Abstiegs der wirtschaftlichen Situation Russlands folglich.
Für Deutschland konkret bedeuteten die Folgen einen Verlust von etwa 6 Milliarden Euro. Bedingt ist dieses Ergebnis ebenfalls indirekt durch die Exportausfälle des wichtigsten Handelspartners. Im Vergleich dazu mussten die EU27 (ohne Kroatien) im Jahr 2015 Exportverluste von 17,6 Milliarden Euro verzeichnen.
In Bezug auf die betroffenen Arbeitsplätze bedeutet dies für Deutschland einen Wegfall von 97.000 Arbeitsplätzen – zum Vergleich: Österreich verlor 7.000, der EU27-Raum insgesamt 397.000 Jobs.
Diese Werte beruhen auf einer Schätzung der Verfasser der Studie. Der tatsächlich beobachtete Rückgang der Exporte aus den Eurostaaten nach Russland für das Jahr 2015 betrug etwa 40 Milliarden Euro und kostete ca. 900.000 Beschäftigte ihre Arbeitsstelle – also mehr als das Doppelte.