Politik

US-Präsident Donald Trump feuert Victoria Nuland

Lesezeit: 3 min
26.01.2017 21:08
Das Ende von „Fuck the EU“: Donald Trump hat die umstrittene Europabeauftragte Victoria Nuland gefeuert. Sie galt als die Drahtzieherin des Machtwechsels in der Ukraine. Auch im Verteidigungsministerium gab es zwei bemerkenswerte Veränderungen.
US-Präsident Donald Trump feuert Victoria Nuland

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Holen Sie sich einen Gratis-Monat der DWN für alle weiteren Updates!

US-Präsident Donald Trump hat die umstrittene Europabeauftragte Victoria Nuland gefeuert. Laut CNN hat Trump die gesamte politische Spitze des Außenministeriums ausgetauscht. Der Sender titelt: "Trump administration asks top State Department officials to leave". CNN schreibt, dass die Administration vier Top-Beamten mitgeteilt habe, dass sie in ihren politischen Funktionen nicht mehr gebraucht würden. Eine solche Entscheidung ist beim Wechsel einer Regierung nicht unüblich. Auch Fox News und The Globe and Mail berichten von den Veränderungen und dem Abgang von Nuland.

Patrick Kennedy, der seit neun Jahren als Unterstaatssekretär fungierte, die stellvertretende Minister für Verwaltung und Konsularangelegenheiten Michele Bond und Joyce Anne Barr, und Botschafter Gentry Smith, Direktorin des Auswärtigen Amtes, wurden ebenfalls Briefe des Weißen Hauses übermittelt, dass "ihr Dienst nicht mehr notwendig sei", zitiert CNN eine Quelle im Außenministerium.

Die vier hatten zuvor ihre formalen Rücktritte eingereicht, wie dies bei Regierungswechseln gesetzlich vorgeschrieben ist. CNN berichtet, dass das Weiße Haus bei solchen Rücktritten die Karrierediplomaten normalerweise bittet, noch einige Monate für den Übergang auf ihren Positionen zu verbleiben. Das hat Trump nicht gemacht.

Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, die Diplomaten seien "loyal zum Außenminister und zum Präsidenten". Sprecher Mark Toner sagte, diese Positionen seien politischer Natur und erfordern daher die Nominierung durch den Präsidenten und die Bestätigung durch den Senat. Einige würde in anderen Funktionen weitermachen, andere würden ausscheiden, sagte Toner.

Die Maßnahmen sollen dazu führen, dass die Parallelwelt des Außenministeriums wieder unter Kontrolle des Präsidenten gerät. Nuland hatte war vor allem als Drahtzieherin des Regime Change in der Ukraine bekannt geworden. Sie hatte damals festgelegt, dass Arseni Jazenjuk neuer Premier wird ("Yaz ist the guy!"). In einem Telefonat, dass die Russen abgefangen hatten, hatte Nuland auf die Bedenken des US-Botschafters in Kiew, Geoffrey Pyatt, man möge die EU in die Entscheidung einbeziehen, gesagt: "Fuck the EU".

Der frühere Vizepräsident des BND, Rudolf Adam kommentiert das Gespräch überraschend offenherzig im Magazin Cicero: "Sie besprachen Szenarien, wie man Entwicklungen gezielt beeinflussen könnte. Sie redeten wie konspirierende Mafiabosse, die in verrauchten Hinterzimmern einen neuen Markt aufteilen...Dass Berufsdiplomaten über ein anderes Land sprechen wie Statthalter über eine Provinz, dass in einer kritischen Phase der Neufindung die USA den Prozess einer Regierungsneubildung und neuer Partei-Allianzen massiv beeinflussen, schien keiner Empörung wert." Adam: "Der russische Vorwurf, die ganze Euro-Maidan-Bewegung sei vom Ausland ausgelöst, gelenkt und finanziert worden, ist übertrieben. Sicher ist jedoch, dass die USA keineswegs neutrale Beobachter waren, sondern durch organisatorische Unterstützung, taktische Beratung und logistischer Hilfe dazu beigetragen haben, die Maidan-Demonstration zu der revolutionären Bewegung zu machen, die zum Sturz von Janukowitsch führte."

Die Echtheit des Telefonats wurde niemals in Frage gestellt. Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier hatten zuvor versucht, den Boxer Vitali Klitschko als Regierungschef zu inthronisieren. Er wurde jedoch von Nuland für zu leicht befunden. Klitschko müsse erst seine Hausaufgaben machen.

Zuletzt hatte Nuland ihre Mission darin gefunden, die gegen die Russland-Sanktionen aufmuckenden EU-Staaten unter Kontrolle zu bringen. Mit der EU-Kommission sprach Nuland nicht, weil sie in dem Brüsseler Gremium keine politische Institution sah. Der Sprecher der EU-Kommission, Reinhard Hönighaus, gab in einer E-Mail an die DWN an, die Sanktionen seien "eine souveräne, einstimmige Entscheidung aller 28 EU-Staaten" gewesen. Jede gegenteilige Beurteilung hält die EU-Kommission für "Pro-Kreml-Desinformation". 

Zur Erinnerung an Nuland bringen wir das Telefonat im vollen Wortlaut (am Anfang des Artikels).

Der neue Außenminister Rex Tillerson zieht damit einen klaren Schlussstrich unter das Wirken einer Truppe, die weltweit in verschiedene regime change-Operationen verwickelt war. Trump hatte bei seiner Antrittsrede und bei seinem ersten Besuch bei der CIA klargemacht, dass er es nicht als seine Politik ansieht, Regierungen in anderen Ländern zu stürzen. Zahlreiche Freunde der bisherigen Politik hatten keine Mühe gescheut, um diesen Standpunkt als Isolationismus zu brandmarken.

Auch Verteidigungsminister, General James Mattis, hat zwei wichtige Personalentscheidungen getroffen: Er ernannte Admiral Craig S. Faller zum persönlichen Berater und Admiral Kevin M. Sweeney als seinen Chef des Stabes. Es ist unüblich, dass zwei Generäle in solche zivile Positionen kommen. Alle drei Offiziere dienten zusammen unter den Generälen John Kelly und Michael Flynn. Kelly ist heute Heimatschutzminister, Flynn der Sicherheitsberater des Präsidenten.

Mehr zum Thema:

Was Trump der CIA ins Stammbuch schrieb

Warum die Wall Street vor der Goldman-Fraktion im Weißen Haus zittert


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...