Politik

IWF warnt vor Explosion der Schulden in Griechenland

Lesezeit: 1 min
28.01.2017 03:12
In Griechenland zeichnet sich eine neue schwere Krise ab. Die Euro-Staaten lavieren noch, weil sie den Steuerzahlern keinen reinen Wein einschenken wollen.
IWF warnt vor Explosion der Schulden in Griechenland

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Jeremy Tordjman von der AFP berichtet:

Der Internationale Währungsfonds (IWF) stuft Griechenlands Schuldenlast als derzeit "unhaltbar" und langfristig "explosiv" ein. "Selbst bei einer vollständigen Umsetzung der im (Rettungs-)Programm gebilligten Reformen werden die Staatsverschuldung und der Finanzbedarf langfristig explosiv werden", heißt es in einem vertraulichen IWF-Bericht, der der Nachrichtenagentur AFP am Freitag vorlag. Um den Schuldenberg des Landes zu verringern, müsse die Eurozone "glaubwürdigere" Maßnahmen ergreifen.

Der Bericht zu Griechenlands Schuldentragfähigkeit soll den IWF-Mitgliedsländern Anfang Februar vorgelegt werden. Der IWF macht von der langfristigen Tragfähigkeit der griechischen Schulden seine Beteiligung an dem milliardenschweren Kredit für das Mittelmeerland abhängig.

Wenn keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen würden, werde sich der Schuldenstand auf 275 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes (BIP) erhöhen, heißt es in dem IWF-Bericht. Daher müssten die Zahlungsfristen und Fälligkeiten verlängert werden, sonst könne es nicht gelingen, den Schuldenstand Griechenlands auf eine "abschüssige" Bahn zu lenken.

Konkret schlägt der IWF vor, Griechenland bis 2040 von Rückzahlungsverpflichtungen auszunehmen und die Laufzeiten der Kredite bis 2070 auszudehnen. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici erklärte, die EU-Kommission werde "weiter mit Griechenland, den Ländern der Eurozone und anderen Institutionen zusammenarbeiten, um die griechischen Schulden abzubauen". Die Wirtschaftsleistung Griechenlands hat sich seit 2008 um rund ein Viertel verringert, die Arbeitslosenquote liegt bei mehr als 20 Prozent.

Beim Treffen der Euro-Finanzminister am Donnerstag in Brüssel hatte es keine Fortschritte im Tauziehen um neue Austeritätsmaßnahmen Athens und die langfristige Tragfähigkeit seiner Schulden gegeben. Die Euro-Partner hatten sich Mitte 2015 mit dem hoch verschuldeten Griechenland auf ein drittes Hilfsprogramm von bis zu 86 Milliarden Euro geeinigt. Anders als bei den Vorläufer-Programmen ist der IWF bisher nicht mit eigenen Finanzmitteln beteiligt. Deutschland besteht aber darauf, dass der IWF an weiteren Rettungsmaßnahmen für Griechenland beteiligt werden muss.

Vor dem Hintergrund der Uneinigkeit zwischen der Eurozone und dem IWF verzögert sich seit Monaten eine routinemäßige Überprüfung des Hilfsprogramms durch die Gläubiger. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sagte nach dem Treffen in Brüssel, ein schneller Abschluss der zweiten Überprüfung sei im "Interesse aller".

Der französische Finanzminister Michel Sapin verwies darauf, dass erst "Mitte 2017" erhebliche Rückzahlungsverpflichtungen für Athen anstünden. Alle seien aber bemüht, "schnell eine Lösung zu finden" - auch weil in mehreren EU-Ländern Wahlen stattfinden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...