Politik

Umfrage: Mehrheit der EU-Bürger will Stopp von muslimischer Migration

Zwei Untersuchungen belegen, dass die Mehrheit der Europäer massive Vorbehalte gegen Muslime haben - und zwar in allen Alters- und Bildungsschichten.
09.02.2017 23:15
Lesezeit: 4 min

Das Chatham House hat in einer Umfrage 10.000 Personen in zehn europäischen Ländern befragt, was sie von der Zuwanderung von Muslimen halten. Das Ergebnis ist eindeutig: In allen Ländern, Altersgruppen, Bildungsschichten und nach Geschlecht sind jeweils Mehrheiten für einen Zuwanderungsstopp für Muslime. Es zeigt sich: Die ständige Dämonisierung der Muslime fällt auf fruchtbaren Boden, zumal die Zahl der Muslime etwa in Ländern wie Polen und Ungarn verschwindend gering ist. Doch die ständigen Terror-Warnungen und die Beschwörung einer "islamistischen Gefahr" wirkt offenbar dort besonders gut, wo es keine Muslime gibt. Bezeichnend: Obwohl es zu dem rätselhaften Lkw-Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz keinerlei valide oder gar unabhängig überprüfbare Erkenntnisse über die Motive gibt, wird der Fall von der Bundesregierung als "islamistischer" Anschlag geführt. Er dient sogar als Begründung dafür, dass die Bundesregierung die Grenzen länger geschlossen halten will als bisher geplant. 

Eine Pew-Untersuchung regibt zwar auch, dass die Mehrheit der Europäer eine schlechte Meinung von Muslimen hat. Hier gibt es allerdings drei signifikante Ausnahmen: In Großbritannien, Deutschland und Spanien hat die Mehrheit der Bevölkerung eine gute Meinung von Muslimen. Dieses Ergebnis wiederum zeigt: In Staaten, in denen Muslime zum Alltagsbild gehören und gut integriert sind, sind auch die Vorurteile geringer ausgeprägt.

Die Chatham-Studie:

Durchschnittlich 55 Prozent der Befragten in den zehn Ländern sagen, dass jede Art der Migration aus muslimischen Ländern gestoppt werden müsse. 25 Prozent der Befragten sind noch unentschieden und 20 Prozent sind gegen ein Einwanderungs-Stopp aus muslimischen Ländern.

Die Ablehnung gegen muslimische Migranten liegt in Polen bei 71 Prozent, in Österreich bei 65 Prozent, in Deutschland bei 53 Prozent, in Italien bei 51 Prozent, im Vereinigten Königreich bei 47 Prozent, in Belgien bei 64 Prozent, in Griechenland bei 58 Prozent, in Ungarn bei 64 Prozent und in Spanien bei 41 Prozent.

Geschlecht:

In der Gruppe der männlichen Befragten sagten 57 Prozent der Befragten, dass die muslimische Einwanderung gestoppt werden soll. 24 Prozent sind unentschieden und 19 Prozent sind gegen ein Einwanderungs-Stopp aus muslimischen Ländern.

In der Gruppe der weiblichen Befragten liegt dieser Anteil bei 52 Prozent. 27 Prozent sind unentschieden und 21 Prozent sind gegen ein Einwanderungs-Stopp aus muslimischen Ländern.

Alter:

In der Gruppe der 18 bis 29-Jährigen sind 44 Prozent der Befragten für einen Stopp muslimischer Einwanderung. 29 Prozent sind noch unentschieden und 27 Prozent sind gegen ein Stopp.

In der Gruppe der 30 bis 44-Jährigen sind 50 Prozent der Befragten für einen Stopp muslimischer Einwanderung. 28 Prozent sind noch unentschieden und 22 Prozent sind gegen ein Stopp.

In der Gruppe der 45 bis 59-Jährigen sind 56 Prozent der Befragten für einen Stopp muslimischer Einwanderung. 26 Prozent sind noch unentschieden und 18 Prozent sind gegen ein Stopp.

In der Gruppe der Personen die 60 Jahre und älter sind, sind 63 Prozent der Befragten für einen Stopp muslimischer Einwanderung. 20 Prozent sind noch unentschieden und 17 Prozent sind gegen ein Stopp.

Bildung:

In der Gruppe der Personen mit einem „Secondary“ Abschluss (bis zum Abitur) und weniger unterstützen 59 Prozent einen Stopp muslimischer Migration. 26 sind unentschieden und 15 Prozent sprechen sich gegen ein Stopp von muslimischer Einwanderung aus.

In der Gruppe der Personen aus dem „Post-Secondary“-Bildungsbereich (jede Form der Bildung nach dem Abitur) und weniger unterstützen 55 Prozent einen Stopp muslimischer Migration. 25 sind unentschieden und 17 Prozent sprechen sich gegen ein Stopp von muslimischer Einwanderung aus.

In der Gruppe der Personen mit einem Hochschulabschluss oder Doktorgrad unterstützen 48 Prozent einen Stopp muslimischer Migration. 24 sind unentschieden und 27 Prozent sprechen sich gegen ein Stopp von muslimischer Einwanderung aus.

Geographisch:

In der Gruppe der Befragten, die auf dem Land leben, sind 58 Prozent der Meinung, dass die muslimische Einwanderung gestoppt werden soll. 25 Prozent sind unentschieden und 17 Prozent sind gegen ein Einwanderungs-Stopp aus muslimischen Ländern.

In der Gruppe der Befragten, die in Kleinstädten leben, sind 55 Prozent der Meinung, dass die muslimische Einwanderung gestoppt werden soll. 25 Prozent sind unentschieden und 20 Prozent sind gegen ein Einwanderungs-Stopp aus muslimischen Ländern.

In der Gruppe der Befragten, die in Großstädten leben, sind 52 Prozent der Meinung, dass die muslimische Einwanderung gestoppt werden soll. 26 Prozent sind unentschieden und 23 Prozent sind gegen ein Einwanderungs-Stopp aus muslimischen Ländern.

Die Pew Untersuchung:

In einer Umfrage des Pew Research Centers aus dem Jahr 2016 wurde die Beliebtheit und Unbeliebtheit von religiösen Minderheiten untersucht. Die Meinungen über Muslime sind in ganz Europa sehr unterschiedlich. 69 Prozent der Italiener, 65 Prozent der Griechen, 72 Prozent der Ungarn, 66 Prozent der Polen und 50 Prozent der Spanier haben eine schlechte Meinung über Muslime.

Währenddessen liegt dieser Anteil in Frankreich und Deutschland bei jeweils 29 Prozent, in Großbritannien bei 28 Prozent und in Schweden und in den Niederlanden bei jeweils 35 Prozent.

Im Jahr 2015 haben negative Meinungen über Muslime im Allgemeinen in Großbritannien um neun Prozentpunkte und in Spanien um acht Prozentpunkte zugenommen. In Griechenland sind negative Ansichten über Muslime seit dem Jahr 2014 um 12 Prozentpunkte gestiegen.

In vielen Ländern sind ältere Menschen und diejenigen mit weniger Bildung eher negativ gegenüber Muslimen eingestellt. Zum Beispiel haben 75 Prozent der 50-Jährigen und noch älteren Personen in Griechenland eine schlechte Meinung über Muslime, verglichen mit 53 Prozent der 18- bis 34-Jährigen. Je älter die Befragten in den europäischen Staaten sind, desto negativer schauen sie auf die Muslime.

Doch auch das Bildungsniveau spielt eine wichtige Rolle bei den Antworten. In Spanien schauen 54 Prozent der Befragten mit einem Sekundarstufenabschluss oder weniger negativ auf Muslime, während dieser Anteil bei den Personen mit einer postsekundären Ausbildung bei 40 Prozent liegt. Je Ungebildeter die Befragten sind, desto negativer stufen sie die Muslime ein, so Pew.

Bemerkenswert ist, dass die Befragten in Deutschland, die dem rechten Spektrum angehören zu 47 Prozent eine schlechte Meinung über Muslime haben. Bei den rechten Befragten in Frankreich (39 Prozent), Großbritannien (33 Prozent), Schweden (42 Prozent) und den Niederlanden (42 Prozent) ist dieser Anteil sogar geringer. Dabei liegt die Unbeliebtheit von Muslimen bei linken Befragten aus Griechenland und Italien bei jeweils 50 Prozent. Bei den Linken aus Spanien liegt die Unbeliebtheit von Muslimen bei 44 Prozent.

 

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