Technologie

Großaktionär Kinnevik verliert das Interesse an Rocket Internet

Der schwedische Investor Kinnevik lässt die Samwer-Brüder im Regen stehen - nachdem er mit Rocket Internet einen Profit von 350 Millionen Euro gemacht hat.
23.02.2017 15:54
Lesezeit: 2 min

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Alexander Hübner und Olof Swahnberg von Reuters berichten:

Nach dem Teilrückzug von Rocket-Internet-Großaktionär Kinnevik verlieren auch die anderen Anleger Vertrauen in den Berliner Start-up-Investor. Die Aktie brach am Donnerstag um 17 Prozent bis auf 17,65 Euro ein. Der schwedische Risikokapitalgeber Kinnevik, einer der ersten Rocket-Investoren nach der Firmengründung 2007, hatte am Abend davor überraschend die Hälfte seines Aktienpakets von 13,2 Prozent auf den Markt geworfen und knapp 210 Millionen Euro damit erlöst. Die 10,9 Millionen Aktien wurden zu 19,25 Euro platziert – zehn Prozent unter dem Schlusskurs vom Mittwoch. Man habe eine Gelegenheit genutzt, erklärte Kinnevik-Interimschef Joakim Andersson dazu im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters kurz und knapp. „Wir wollen unsere Ressourcen auf weniger Unternehmen im Portfolio konzentrieren.“

Kinnevik war nicht nur der zweitgrößte Aktionär von Rocket, beide haben gemeinsam auch direkt in zahlreiche Unternehmen investiert: die Möbelhändler Home24 und Westwing etwa, oder die Global Fashion Group (GFG), in der Rocket seine Beteiligungen an Internet-Modehändlern gebündelt hat. Der Teilausstieg habe dafür keine Konsequenzen, sagte Andersson.

Rocket Internet

Rocket Internet Aktie Chart

Kursanbieter: L&S RT

Auf neue Engagements von Kinnevik in Rocket-Beteiligungen darf der Berliner Investor aber wohl nicht hoffen. Rocket habe sich verändert und investiere nun in reifere Firmen statt wie am Anfang in Startups, sagte der Kinnevik-Chef, der im Dezember Lorenzo Grabau unerwartet abgelöst hatte. „Wir sind so etwas wie Konkurrenten geworden... deshalb haben wir uns ein bisschen von Rocket distanziert.“ Rocket-Finanzvorstand Peter Kimpel sagte Reuters: „Wir arbeiten auch weiterhin bei den Beteiligungen zusammen, die uns gemeinsam gehören.“

Finanziell war der Einstieg bei Rocket Internet 2010 für die Schweden durchaus lukrativ: Einschließlich Dividenden kassierte Kinnevik 500 Millionen Euro - ein Überschuss von 350 Millionen. Die Schweden hatten ihre ursprünglich 25-prozentige Beteiligung bereits beim Börsengang im Oktober 2014 verwässern lassen. Wer damals Aktien gezeichnet hat, musste seither einen Verlust von 58 Prozent hinnehmen. Andersson ließ offen, ob und wann Kinnevik sich von seinem restlichen Anteil trennen wolle. Den Investoren, die bei der Platzierung eingestiegen sind, hat er versprochen, weitere Aktien frühestens Ende Mai auf den Markt zu werfen. Das Geld gebraucht habe Kinnevik nicht: „Wir werden es investieren, wenn wir später Gelegenheiten dazu finden.“

Zwischen den beiden Unternehmen kriselt es Insidern zufolge schon länger. Bereits 2016 hatten die Schweden beide Vertreter aus dem Aufsichtsrat von Rocket zurückgezogen. Zwist hatte es laut Insidern beim abgeblasenen Börsengang des Lebensmittel-Lieferanten HelloFresh gegeben. Rocket-Chef Oliver Samwer habe auf die Emission gedrängt, Kinnevik habe ihn blockiert. Samwer wartet noch darauf, den Aktionären einen erfolgreichen Börsengang einer seiner Beteiligungen zeigen zu können. Als heißester Kandidat gilt derzeit der Lieferdienst Delivery Hero („Lieferheld“, „Foodora“). Dort zögert Finanzkreisen zufolge aber das Management noch.

Ein Ärgernis für Rocket war stets, dass Kinnevik die Werte gemeinsamer Beteiligungen in den eigenen Büchern schneller und radikaler nach unten korrigierte als die Berliner selbst. Auch den Wert ihrer Beteiligung an Rocket hatten die Schweden wegen des Kurseinbruchs reduziert. Ende Dezember stand sie noch mit 420 Millionen Euro zu Buche – das waren 29 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

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