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Volkswagen meldet nach Abgas-Skandal wieder Milliarden-Gewinn

Volkswagen hat im vergangenen Jahr 7,1 Milliarden Euro verdient - und das, obwohl der Konzern mit 6,4 Milliarden Euro eine erhebliche Rückstellung für rechtliche Risiken bilden musste.
24.02.2017 19:41
Lesezeit: 2 min

Volkswagen hat am Freitag für das abgelaufene Jahr einen Betriebsgewinn von 7,1 Milliarden Euro bekanntgegeben. 2015 hatten hohe Rückstellungen für die Aufarbeitung der Abgas-Manipulation in den USA dem Konzern den höchsten Verlust in der fast 80-jährigen Firmengeschichte eingebrockt. Auch 2016 musste Volkswagen wegen der Abgasmanipulation viel Geld zur Seite legen. Allerdings war es mit 6,4 Milliarden Euro diesmal deutlich weniger als im Vorjahr. Insgesamt hat der Konzern damit in den vergangenen beiden Jahren wegen "Dieselgate" 22,6 Milliarden Euro zurückgestellt.

"Das abgelaufene Geschäftsjahr hat uns vor sehr große Herausforderungen gestellt, dennoch hat der Konzern trotz Krise eine Bestleistung im operativen Geschäft abgeliefert", sagte Konzernchef Matthias Müller. "Die Zahlen zeigen: Volkswagen ist sehr robust aufgestellt, operativ und finanziell. Das gibt uns Zuversicht für die Zukunft." Vor Sondereinflüssen verbuchte der inzwischen weltgrößte Autobauer einen Betriebsgewinn von 14,6 Milliarden Euro, eine neue Bestmarke. Der Umsatz kletterte um knapp zwei Prozent auf 217,3 Milliarden Euro. Die bereinigte operative Rendite stieg auf 6,7 (Vorjahr: 6,0) Prozent. Im laufenden Jahr erwartet der Vorstand bei den Auslieferungen einen moderaten Anstieg gegenüber den 10,3 Millionen verkauften Fahrzeugen 2016. Der Konzernumsatz soll um bis zu vier Prozent steigen, die operative Rendite zwischen sechs und sieben Prozent liegen.

Die Stammaktionäre, darunter als größte die Familien Porsche und Piech, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar, sollen für das abgelaufene Jahr eine Dividende von 2,00 Euro erhalten. An die Vorzugsaktionäre sollen 2,06 Euro je Anteilschein fließen. Für 2015, dem Jahr in dem die Abgasmanipulation in den USA aufflog, waren trotz des historisch hohen Verlusts eine Minidividende von elf beziehungsweise 17 Cent je Aktie gezahlt worden.

Nach der massiven Kritik an hohen Bonuszahlungen für Vorstände beschloss der Aufsichtsrat ein neues Vergütungssystem. Das Gehalt des Konzernchefs wird bei zehn Millionen Euro und das der übrigen Vorstandsmitglieder bei 5,5 Millionen Euro gedeckelt. Volkswagen macht die Vorstandsboni für das Topmanagement zudem künftig vom Aktienkurs abhängig und orientiert sich damit stärker am Kapitalmarkt. Konzernchef Müller erklärte, der Vorstand stehe voll hinter der Modernisierung des Vergütungssystems und habe der Modifikation der laufenden Verträge zugestimmt. Es tritt damit bereits für 2017 in Kraft.

Hohe Vorstandsgehälter hatten in den vergangenen Jahren für viel Kritik gesorgt. 2011 hatte der damalige Konzernchef Martin Winterkorn mit einem Rekordgehalt von 17,5 Millionen Euro für Aufsehen gesorgt. Zuletzt schlug eine Abfindung für Rechtsvorstand Christine Hohmann-Dennhardt hohe Wellen in der Öffentlichkeit. Sie soll nach 13 Monaten im Amt mehr als zwölf Millionen Euro erhalten.

Die Familieneigner Porsche und Piech stärkten unterdessen VW-Markenchef Herbert Diess demonstrativ den Rücken. Der frühere BMW-Manager war in den vergangenen Wochen massiv unter Beschuss des mächtigen Betriebsrats geraten, der ihm unsoziales Verhalten beim Umbau des Unternehmens vorwarf. "Die Familien Porsche und Piech stehen weiter hinter Diess. Das ist so", sagte eine Person mit Kenntnis der Beratungen im Aufsichtsrat der Nachrichtenagentur Reuters. "Das Thema ist gelöst." Eine weitere Person bestätigte, dass Diess von den Familien gestützt werde. Die Porsches und Piechs halten über ihre Familienholding Porsche SE gut 52 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen.

Auch Audi-Chef Rupert Stadler kann vorerst durchatmen. Das Kontrollgremium der VW-Tochter sprach dem 53-Jährigen das Vertrauen aus. Zuvor waren in der Abgasaffäre neue Vorwürfe gegen ihn bekannt geworden. Konzernchef Müller, der zugleich den Aufsichtsrat von Audi leitet, erklärte, die in einem Arbeitsgerichtsprozess in Heilbronn von einem gekündigten Entwicklungsingenieur vorgelegten Dokumente seien seit längerem bekannt und belegten die Vorwürfe nicht. Stadler wird intern allerdings weiterhin zur Last gelegt, dass er bei der Aufklärung der Abgasmanipulation keine glückliche Figur abgegeben hat.

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