Politik

Attacke in Orly: Le Pen sieht Frankreich von Gewalt überfordert

Teile des Flughafens Paris-Orly sind wegen Terror-Alarms evakuiert worden. Marine Le Pen kritisierte die Regierung wegen einer falschen Sicherheitspolitik.
18.03.2017 11:30
Lesezeit: 2 min

[vzaar id="2845103" width="600" height="338"]

Nach der Attacke eines Mannes auf eine Soldatin auf dem Pariser Flughafen Orly hat die Chefin des Front National, Marine Le Pen, die Sicherheitspolitik der Regierung kritisiert. Frankreich sei von der Gewalt überfordert, erklärte die Präsidentschaftskandidatin am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. Dies sei die Folge zu großer Nachgiebigkeit der Regierungen. Sie kritisierte die Regierung auch bei einer Wahlkampfveranstaltung im ostfranzösischen Metz.

Der sozialistische Premierminister Bernard Cazeneuve wies die Kritik zurück. Le Pen übertreibe, politisch Verantwortliche müssten angesichts der zugespitzten Sicherheitslage hingegen Würde zeigen, teilte der Regierungschef der französischen Nachrichtenagentur AFP mit. Le Pen gilt in Umfragen neben dem unabhängigen Bewerber Emmanuel Macron als Favoritin für die erste Runde der Präsidentenwahlen Ende April.

Nach einem gewaltsamen Zwischenfall am Pariser Flughafen Orly war der gesamte Flugverkehr des Airports zeitweise vollständig ausgesetzt worden. Das teilte die zivile Luftfahrtbehörde DGAC am Samstag mit. Aus dem Süd-Terminal wurden nach Angaben des französischen Innenministeriums knapp 3000 Menschen in Sicherheit gebracht. Die im West-Terminal befindlichen Passagiere seien dort abgeschottet worden.

Ein Mann hatte laut AFP am Morgen einem Soldaten am Flughafen die Waffe entrissen und war daraufhin von Sicherheitskräften erschossen worden. Dem Sprecher des französischen Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet, zufolge lief der Täter mit der Waffe in ein Geschäft im Flughafengebäude, bevor er von Sicherheitskräften getötet wurde. Es sei ansonsten niemand zu Schaden gekommen. Sprengstoffexperten waren im Einsatz um zu prüfen, ob der Täter Sprengstoff bei sich hatte.

Bei den Angriffen besteht aus Sicht der Ermittler der Verdacht eines terroristischen Hintergrunds. Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft zog die Ermittlungen an sich, wie die Behörde mitteilte. Innenminister Bruno Le Roux sagte, dass der Mann es nicht geschafft habe, die Waffe in seine Gewalt zu bringen. Der Mann sei der Polizei und den Nachrichtendiensten bekannt gewesen, meldet die dpa. Der getötete Mann ist den Behörden Polizeikreisen zufolge als muslimischer Extremist bekannt gewesen, berichtet Reuters. Er habe auf den Beobachtungslisten gestanden, hieß es am Samstag in den Kreisen.

Überprüfbare Belege für diese Aussagen der Behörden gibt es nicht.

Vor dem gewaltsamen Zwischenfall auf dem Pariser Flughafen Orly hat ein Mann in der Nähe von Paris auf Polizisten geschossen und dabei einen von ihnen leicht verletzt. Wie am Samstag aus Polizeikreisen verlautete, stehen die Schüsse im Vorort Stains nördlich von Paris im Zusammenhang mit dem Vorfall in Orly, wo ein Mann einem Soldaten einer Anti-Terror-Einheit die Waffe entrissen hatte und danach erschossen worden war.

Die Tat in Stains im Departement Seine-Saint-Denis hatte sich gegen 6.55 Uhr bei einer Routine-Polizeikontrolle ereignet. Der Angreifer habe mit einer Schrotpistole auf die Beamten geschossen und einen von ihnen verletzt, hieß es aus Polizeikreisen. Danach habe er ein Auto gestohlen und sei geflohen.

Etwa anderthalb Stunden später folgte der Vorfall in Orly südlich von Paris, bei dem außer dem Angreifer niemand zu Schaden kam. Nach Angaben des Innenministeriums hatte der Mann gegen 8.30 Uhr in Halle 1 des Airports dem Soldaten die Waffe entrissen und war damit in ein Geschäft im Flughafengebäude geflüchtet. Sicherheitskräfte erschossen ihn.

Der Vorfall löste einen Großeinsatz der Polizei aus. Sprengstoffexperten der Polizei beendeten ihren Einsatz später, ohne Sprengstoff gefunden zu haben.

In Frankreich spielt das Terror-Thema im Wahlkampf eine besondere Rolle. Der Front National fordert eine radikale Abschottung Frankreichs gegenüber Flüchtlingen und Migranten. Außerdem fordert der FN ein härteres Vorgehen in den Pariser Vororten, wo es erst kürzlich zu schweren Ausschreitungen gekommen ist. Die Sozialisten, aus deren Kreisen Emmanuel Macron kommt, sind zwar verbal für eine liberale Politik. Doch Präsident Francois Hollande hat nach den Anschlägen in Paris den Ausnahmezustand verhängt. Er gilt bis heute.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...