Finanzen

Wall Street erfreut über Scheitern von Trump-Reform

Internationale Investoren finden es gut, dass die Debatte um Obamacare vorerst beendet ist. Sie erwarten nun den vollen Focus der US-Regierung auf die Steuerreform.
25.03.2017 00:38
Lesezeit: 2 min

Der Dow Jones ging am Freitag nach dem Bekanntwerden des Scheiterns der republikanischen Gesundheitsreform kurzzeitig nach oben.

Reuters hat einige Reaktionen von Investoren zusammengetragen, die zeigen, warum an den Finanzmärkten eher Erleichterung über das politische Debakel herrscht.

DANIEL MORGAN, SENIOR PORTFOLIO MANAGER, SYNOVUS TRUST COMPANY, ATLANTA, GEORGIA:

„Der Anstieg der Kurs ist eine kleine Erleichterungs-Rally. Nun besteht die Hoffnung, dass sie das Ding zu den Akten legen und sich der Steuerreform zuwenden. Die Märkte sind an der Steuerreform mehr interessiert als an der Veränderung von Obamacare. Ich verwalte Investments im Wert von 600 Millionen Dollar. Ich finde, die Entwicklung ist gut: Nun wollen wir eine Steuerreform bekommen und dann ein Gesetz zur Infrastruktur.“

PETER JANKOVSKIS, CO-CHIEF INVESTMENT OFFICER, OAKBROOK INVESTMENTS LLC, LISLE, ILLINOIS:

“Der Markt ist erleichtert, dass es nicht zu einer Niederlage gekommen ist. Wir hoffen, dass sie irgendwann eine Vereinbarung über das Wochenende finden werden. Der Markt hofft auf eine Vereinbarung als Sprungbrett für weitere Vereinbarungen.

Die Nachrichten sahen danach aus, dass es zu einer Niederlage kommen würde. Ich würde denken, dass die Erwartungen sind, dass sie es zurückziehen, damit sie es verbessern können."

MAZEN ISSA, SENIOR FX STRATEGIST, TD SECURITIES, NEW YORK:

"In den vergangenen Tagen hat der Markt nachgegeben in einer Art Vorwegnahme der Abstimmung, die irgendwann in dieser Woche passieren würde gehandelt. Der Markt wurde immer skeptischer, weil immer mehr Meldungen durchsickerten, dass es keine Mehrheit gibt. Jetzt ist diese Ungewissheit, zumindest vorübergehend, für den Rest des Tages weg. Das hat zu einer Art Seufzer der Erleichterung geführt."

MARGARET PATEL, SENIOR PORTFOLIO MANAGER, WELLS FARGO ASSET MANAGEMENT, BOSTON:

Man hatte den Eindruck, dass der Markt nervös wurde, weil die Agenda so stark von dem Gesundheitsthema bestimmt wurde. Nun, da das Thema vom Tisch ist, ist der Markt optimistischer. Wir glauben, dass es nun möglich ist, andere Dinge zu tun, die nicht so kompliziert sind wie etwa die Steuerreform. Es scheint eine positive Entwicklung zu sein, ein Thema bei Seite zu legen, welches so komplex und in jeder Weise teuer sein wird. Nun können wir uns Dinge zuwenden, die etwas leichter sind, wie zum Beispiel die Steuersenkung.

BRIAN BATTLE, DIRECTOR OF TRADING, PERFORMANCE TRUST CAPITAL PARTNERS, CHICAGO:

Das Gesetz wurde nicht angenommen, und es wurde auch nicht abgelehnt. So Ist jede Prognose darauf, was das letztlich bedeutet, voreilig. Präsident Trump bekommt auf jeden Fall eine Lektion in der Unberechenbarkeit der Politik in Washington erteilt.

PETER KENNY, SENIOR MARKET STRATEGIST, GLOBAL MARKETS ADVISORY GROUP, NEW YORK:

Ich glaube nicht, dass es einen großen Einfluss auf die Kurse haben wird. Wenn, dann wird es höchstens die Biotech- und Gesundheit Werte beeinflussen. Die Entscheidung zeigt, dass die Agenda des Präsidenten vermutlich anspruchsvoller ist, ist sie vom Kongress bewältigt werden kann. Investoren müssen sich nun in den Aktienmärkten darauf einstellen, dass bestimmte Dinge einfach nicht so leicht funktionieren wie sie sich das vorstellen. Das könnte sich schon auf die Kurse auswirken. Es handelt sich nicht nur um einen Streit zwischen den Demokraten und den Republikanern, sondern auch um einen Streit zwischen Progressiven, Moderaten und Libertären. Der Streit ist ein Indikator dafür, dass die Investoren nicht erwarten dürfen, dass Entscheidungen sehr schnell verwirklicht werden können

LOU BRIEN, MARKET STRATEGIST, DRW TRADING, CHICAGO:

Ich glaube, die wichtigste Erkenntnis ist, dass die Wahrnehmung falsch ist, der Kongress und Trump haben ein enges Verhältnis. In den vergangenen Monaten hatte man den Eindruck der Kongress würde alles tun was Trump angekündigt hat. Das ist nun offenkundig nicht der Fall.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.