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Studie: Diesel-Verbot trifft deutsche Unternehmen massiv

Der Bedeutungsverlust von Diesel dürfte vor allem deutsche Unternehmen empfindlich treffen. Diese müssten dann auf das teurere Benzin umstellen. Zudem würden die Schadstoff-Emissionen steigen.
30.03.2017 02:14
Lesezeit: 2 min

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Das zunehmend negative Image des Kraftstoffs Diesel sowie daraus folgende mögliche Einschränkungen und Verbote dürften in erster Linie deutsche Unternehmen empfindlich treffen. Dies geht aus einer Studie des CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen hervor.

„Der Pkw-Diesel entwickelt sich für die Autobauer zum Dauerproblem. Die Negativmeldungen nehmen nach der Enthüllung des Abgasbetrugs von VW in den USA in immer kürzeren Abständen zu. Allein im März dieses Jahres gab es drei Negativ-Meldungen, die Autokäufer immer stärker verunsichert. Der Diesel ist zum Risiko geworden und wird zusehends schwieriger, auch sozial zu rechtfertigen. Das könnte für die wichtigste Käufergruppe für Diesel-Pkw, die Unternehmen, die mit 568.600 Diesel-Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2016 für 37 Prozent aller Diesel-Pkw-Käufe in Deutschland standen, zum einem Abrücken vom Diesel führen. Mehr als 70 Prozent der Neuwagenkäufe von Unternehmen sind Diesel-Pkw“, schreibt der Studienautor Ferdinand Dudenhöffer.

Das Hauptproblem für die Unternehmen liegt darin, dass Diesel in Deutschland deutlich günstiger ist als Benzin, weil die Steuerlast um 18 Cent pro Liter niedriger liegt. Da Firmenfahrzeuge in der Regel deutlich höhere jährliche Fahrleistungen haben als Privatfahrzeuge, macht sich der Steuervorteil bei Dieselkraftstoff für Unternehmen besonders bemerkbar. Ein Umstieg auf Benziner führt daher zu höheren Kosten für die Unternehmen.

Bemerkenswert ist, dass die seit Jahren in Deutschland zu beobachtenden sinkenden Neuzulassungszahlen von Dieselfahrzeugen und die gleichzeitige Zunahme von Benzinern zu höheren Schadstoffwerten geführt hat. Dies wiederum erhöht die Chancen auf Strafzahlungen beträchtlich. „Die Kundenverunsicherung hat einen klaren Abwärtstrend beim Pkw-Diesel eingeleitet. Das zeigt die Entwicklung der Marktanteile. Wurden im November 2015, also kurz nach Bekanntwerden der VW-Abgasbetrügereien in USA, noch 49,9 Prozent aller Neuwagen in Deutschland mit Dieselmotor auf die Straße gebracht, schrumpfte der Dieselanteil bis auf 43,3 Prozent im Februar 2017. Gleichzeitig steigen die CO2-Werte mit mehr Benzinern bei den Neuwagenkäufen wieder an. Damit erhöht sich das Risiko, mittelfristig in EU-Strafzahlungen wegen Verfehlungen der CO2-Vorgaben zu laufen“, schreibt Dudenhöffer.

Tatsächlich haben bereits erste Städte ein Dieselverbot ins Spiel gebracht. Ein Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs zwingt den Freistaat Bayern beispielsweise zur Vorbereitung von Diesel-Fahrverboten in München bis zum 31.12.2017. Die rechtskräftige Verurteilung des Freistaats Bayern aus dem Jahr 2012 und dessen Vollstreckbarkeit wurden vollumfänglich bestätigt. Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, warnte daraufhin vor dem Neukauf von Diesel-Pkw angesichts der kommenden Diesel-Fahrverbote in 62 deutschen Städten. Auch VW-Chef Matthias Müller hat vor dem Hintergrund der Abgasaffäre seines Unternehmens eine Abkehr von der Diesel-Technologie angedeutet. Er sagte dem Handelsblatt, durch strengere Abgasgrenzwerte in den USA ab dem Jahr 2020 werde die Dieseltechnologie wahrscheinlich enorm teuer werden. Deswegen stelle sich die Frage, ob hohe Investitionen in die Dieseltechnik in Zukunft noch sinnvoll seien.

 

 

 

 

 

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