Politik

Stammesführer aus Libyen sollen Grenzen gegen Flüchtlinge schützen

Die italienische Regierung hofft, dass Stammesführer aus Libyen als Grenzschützer gegen Migranten und Flüchtlinge eingesetzt werden können. Italien dürfte es auch um den Schutz seiner Erdöl-Firmen gehen.
03.04.2017 02:26
Lesezeit: 1 min

[vzaar id="9758952" width="600" height="338"]

Stammesführer aus Libyen haben in Rom einen Friedensvertrag unterzeichnet, der bei der Sicherung der 5000 Kilometer langen Südgrenze und im Kampf gegen Schlepper helfen soll. Wie das italienische Innenministerium am Sonntag mitteilte, wurde der Zwölf-Punkte-Plan bei einem dreitägigen Verhandlungsmarathon in Rom erzielt. An den geheimen Verhandlungen nahmen demnach 60 Stammesführer teil, darunter Vertreter der Tubu, der Tuareg und des arabischen Stammes Aulad Suleiman.

Wie Italiens Innenminister Marco Minniti der Zeitung "La Stampa" sagte, soll die Südgrenze Libyens von einer neuen Grenztruppe gesichert werden, um Schlepper und Flüchtlinge abzuhalten. Die Grenzschützer, deren genaue Zahl noch nicht feststeht, sollen demnach die Arbeit der Küstenwache im Norden des Landes ergänzen, die Italien mit zehn Schnellbooten ausstatten will. "Die Grenze im Süden Libyens zu sichern, bedeutet auch die Grenze Südeuropas zu sichern", sagte Minniti.

Seit dem Sturz das langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi durch eine westliche Militär-Allianz im Herbst 2011 herrscht in Libyen Chaos. Das nordafrikanische Land hat keine funktionierende Zentralregierung und wird in weiten Teilen von bewaffneten Milizen kontrolliert. Die libysche Landesgrenze führt in weiten Teilen durch Wüstengebiet und gilt besonders im Süden als schlecht gesichert. Kriminelle Banden nutzen die fehlende Kontrolle für den Schmuggel von Waffen, Drogen und Flüchtlingen.

Libyen ist eines der wichtigsten Transitländer für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa. Seit Jahresbeginn gelangten bereits mehr als 23.000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien.

In Libyen kämpfen allerdings auch die USA und Russland um die Vorherrschaft im Öl- und Gasbereich. Auch der italienische ENI-Konzern ist in Libyen aktiv und hat daher hohes Interesse auf Stabilität. Die EU spielt militärisch Land keine Rolle. Der IS kontrolliert die Schlepper.

Die EU hat kürzlich beschlossen, dass Flüchtlinge und Migranten in Libyen in Lagern festgesetzt werden. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...

DWN
Politik
Politik NATO-Chef erwartet Doppelangriff: China greift Taiwan an, Russland die NATO
08.07.2025

Ein gleichzeitiger Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf die NATO – ausgerechnet NATO-Chef Mark Rutte hält dieses...