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Die türkische Zentralbank legt im Auftrag der Regierung zwei neue Anlagemöglichkeiten für physisches Gold auf. Ihr Ziel besteht darin, die privaten Goldvorräte der Bürger für das Finanzsystem nutzbar zu machen.
Die türkische Zentralbank bringt zwei neue Anlagemöglichkeiten für physisches Gold auf den Markt, berichtet Daily Sabah. Dabei handelt es sich einerseits um eine Gold-Anleihe, andererseits um ein Instrument zur Beleihung von Gold und Goldschmuck. Mithilfe der neuen Anlageformen versucht die türkische Regierung, das im Privatbesitz befindliche Edelmetall für die Finanzindustrie nutzbar zu machen. „Mit diesem wichtigen Schritt, der das Finanzsystem verbreitern wird, erzielen die Bürger ein zusätzliches Einkommen mit ihren Goldvorräten, die sie unter ihren Matratzen lagern, während darüber hinaus die Ersparnisse ansteigen und die Gesamtwirtschaft stimuliert wird“, zitiert Daily Sabah den stellvertretenden Premierminister Mehmet Simsek.
Die Zentralbank hatte bereits vor einiger Zeit mit der Einrichtung von Goldkonten bei Banken begonnen. Diese sollen den Weg für Investitionen in den neuen Anlagekategorien ebnen. „Die goldgedeckte Anleihe – welche im Gegenzug zum Erhalt von Gold ausgehändigt wird – wird einen gewissen Zinssatz während der Laufzeit des Papiers in türkischer Lira abwerfen. Dieser Zinssatz wird sich an der Entwicklung des Goldreises orientieren“, sagte Simsek. Das goldgedeckte Beleihungszertifikat berechtigt ebenfalls zum Bezug von Zinsen, nachdem physisches Gold oder Goldschmuck bei der vermittelnden Bank deponiert wurde.
Ob die Bürger ihr Goldanlagen jedoch der Bank in ausreichender Zahl anvertrauen werden, ist unsicher. Simsek gab zu, dass die Zahl der von Kunden eröffneten Goldkonten noch nicht die erwünschte Höhe erreicht habe. Simsek zufolge würden vor allem „psychologische Faktoren“ ein Hindernis für die Bürger darstellen, ihr Edelmetall zu investieren – womit wahrscheinlich Mistrauen gemeint ist.
Das türkische Finanzsystem steht seit einigen Monaten unter erhöhtem Druck. Der Wert der Landeswährung Lira hat zum US-Dollar seit dem erfolglosen Putschversuch vom vergangenen Juli rund 30 Prozent an Wert verloren, was die Inflation im Land deutlich erhöht hat. Die Inflationsrate stieg im März mit 11,29 Prozent auf den höchsten Stand seit Oktober 2008, wie aus amtlichen Daten am Montag hervorging. Bei Lebensmitteln, Alkohol und Verkehrskosten lag der Anstieg jeweils im zweistelligen Prozentbereich. Die neuen Goldinvestitionsmöglichkeiten könnten durchaus einen Versuch darstellen, die heimischen Banken teilweise zu rekapitalisieren.
Die indische Regierung versucht ebenfalls seit einiger Zeit, das Gold ihrer Bürger in das Finanzsystem zu leiten. Die Maßnahme könnte mit der überraschend verkündeten Abschaffung der beiden größten Bargeld-Scheine des Landes zusammenhängen, in deren Gefolge es zu schweren wirtschaftlichen Verwerfungen und Protesten gekommen war (Video am Anfang des Artikels). Offenbar versucht die Regierung, das im Besitz der Bürger befindliche Gold als paralleles Bezahlungssystem auszuschalten.
„Indiens Instrumente zur Goldmonetarisierung wurden Ende 2015 bekanntgegeben und laden die Bürger dazu ein, ihr Gold zu einem geringen Zinssatz bei Banken einzulagern. Obwohl sie noch nicht gezündet haben, werden die Instrumente eine wichtige Funktion für die von der Regierung bekanntgegebene ‚Comprehensive Gold Policy‘ haben“, berichtet Bullion Vault.