Finanzen

Zentralbanken treiben Abschaffung von Bargeld voran

Zentralbanken treiben Abschaffung von Bargeld voran. (Artikel für Abonnenten zugänglich)
01.05.2017 01:44
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Zentralbanken der USA und Kanadas treiben die Planungen für eine digitale Form von Zentralbankgeld weiter voran. Dazu gehört das „Project Jasper“, welches von der kanadischen Zentralbank in Zusammenarbeit mit sechs kanadischen Privatbanken, dem Zahlungsanbieter Payments Canada und dem Fintech-Unternehmen R3 entwickelt wird. Das Ziel von „Project Jasper“ besteht darin, Möglichkeiten zu finden, um Zahlungen großer Beträge über ein dezentrales Kontensystem abzuwickeln.

Aus einem kürzlich erschienenen Bericht gehen nun neue Erkenntnisse zum Stand der Forschung von „Project Jasper“ hervor. In einer ersten Phase wird demnach ein Kapital-Transfer simuliert, der in einer zweiten Phase zwischen mehreren teilnehmenden Zahlungsabwicklern über ein Konten-Netzwerk abgewickelt wird. „Die Simulation beginnt damit, dass die Teilnehmer Geld in einem speziellen Konto der kanadischen Zentralbank einzahlen“, wird der Studienleiter Rod Garratt vom Magazin Central Banking zitiert. Die Zentralbank gibt darauf basierend eine bestimmte Menge der Digitalwährung „CAD-Coin“ heraus.

Die Transaktionen in diesem Modell finden in einem privaten Netzwerk zugelassener Banken statt. Die Banken können offene Rechnungen untereinander mit CAD-Coins begleichen oder diese an die Zentralbank zurückschicken und wieder in kanadische Dollar eintauschen. Da es sich nicht um ein für die Bezahlung im Einzelhandel ausgelegtes System handelt, steht die berechtigte Frage im Raum, ob es sich bei CAD-Coins um eine echte Digitalwährung oder um eine digitale Form von Zentralbankgeld handelt.

Im Gegensatz dazu arbeitet die Federal Reserve Bank of St. Louis in den USA derzeit an einer Digitalwährung, mit der alltägliche Einkäufe bezahlt werden können. Diese „Fedcoin“ genannte Währung wurde ursprünglich von dem Ökonomen JP Koning erfunden. Es handelt sich dabei um eine Digitalwährung, die ähnlich wie die bekanntere Bitcoin-Währung funktioniert und deren Umtauschkurs zum US-Dollar 1 zu 1 beträgt – die „Fedcoin“ ist damit direkt mit dem Dollar konvertibel. „Fedcoin ist als eine Zahlungsmöglichkeit im Einzelhandel erdacht worden, während die CAD-Coin in erster Linie eine Zahlungslösung im Großhandel zwischen Banken und der Zentralbank darstellt: sie wird nicht öffentlich gehandelt und kann nicht von Kunden im Alltag zur Bezahlung benutzt werden.

Mehrere Zentralbanken auf der ganzen Welt stellen derzeit Forschungen zu Digitalwährungen an – neben der Federal Reserve und der kanadischen Zentralbank hat sich hier in erster Linie die Notenbank Schwedens hervorgetan. Sie reihen sich ein in eine Reihe von Vorstößen, die auf eine Einschränkung oder Abschaffung des Bargeld-Gebrauchs abzielen. Meist werden diese mit dem Kampf gegen Schwarzarbeit, Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung begründet. Dies erscheint zwar plausibel. Wahrscheinlich ist aber, dass die Forderungen nach einer Digitalisierung des Geldes weit weniger altruistische Gründe haben. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass Bargeld die einzige Möglichkeit der Bürger darstellt, ihre Ersparnisse vor dem Zugriff der Staaten und Banken und etwaiger Sonderabgaben oder Vermögenssteuern zu schützen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...