Politik

Briten holen Bürgerkriegs-Experten als Berater für Streit mit der EU

Die Briten haben Bürgerkriegs-Experten als Berater für den Brexit verpflichtet. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
08.05.2017 23:49
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Tageszeitung Sun berichtet, sei der US-Amerikaner William Ury von der Regierung eingeladen worden, um die Beamten der für den Brexit zuständigen Behörde zu schulen. Ury spielte eine zentrale Rolle beim Zustandekommen des Friedensvertrages zwischen der kolumbischen Regierung und den Farc-Rebellen. Ury ist Begründer eines Verhandlungs-Programms der Harvard University.

Von der Sun wird Ury als Experte für „feindliche und emotionale Konflikte“ beschrieben. Er sei gut darin, „die Aggression der Gegenseite gegen diese selbst zu verwenden.“ Eine Quelle berichtet: „Es ist erstaunlich, weil die Verhandlungen noch gar nicht begonnen haben. Schon jetzt scheint die Regierung zu allem entschlossen zu sein, weil sie einen Experte für Kriegs-Verhandlungen hinzuzieht.“ Offiziell heißt es, dass Ury nicht direkt von der Regierung bezahlt werde.

Die Regierung bestätigte dem Daily Telegraph, dass erste Gespräche mit Ury stattgefunden hätten.

Die Briten wollen sich nach den jüngsten abfälligen Äußerungen von EU-Präsident Jean-Claude Juncker offenbar wappnen, falls die Verhandlungen eskalieren. Juncker hatte am vergangenen Freitag in Florenz eine Rede ostentativ in Französisch gehalten und gesagt: "Langsam aber sicher verliert Englisch an Bedeutung in Europa."

Vergangene Woche wurde bekannt, dass ein Treffen von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit May beinahe eskaliert sein soll. Daraufhin sprach die Kommission plötzlich von finanziellen Forderungen gegenüber London in Höhe von 100 Milliarden Euro – bislang standen immer rund 60 Milliarden Euro im Raum. Juncker sagte zudem, dass die Bedeutung der englischen Sprache in Zukunft in Europa abnehmen werde – ebenfalls ein Seitenhieb gegen May. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel verschärfte den Ton. Sie sagte, dass sich die britischen Verhandlungsführer noch immer „Illusionen“ hingegeben würden.

Allerdings hat der Leak mittlerweile zu Differenzen in der EU selbst geführt: Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Präsident Donald Tusk kritisierten Juncker für das Durchstechen.

Juncker selbst blies am Montag zum Rückzug. "Unabhängig von der Zuordnung der Teilnehmer an diesem Abendessen (...), ist die Tatsache, dass aus diesem Gespräch berichtet wurde, ein schwerwiegender Fehler", sagte Juncker am Montagabend laut Reuters auf einer Veranstaltung in Bonn. Auf die Frage, ob er an diesem Fehler beteiligt gewesen sei, antwortete Juncker: "Ich bin in Sachen Selbstkritik sehr begabt, aber diese möchte ich mir nicht aufhalsen."

Namen nannte er nicht. In britischen und deutschen Medien wurde spekuliert, dass Junckers selbstbewusster Kabinettschef Martin Selmayr die Informationen weitergegeben hat. Ob sich Selmayr von Junckers Schelte angesprochen fühlt ist unbekannt.

Ebenfalls unbekannt ist, ob die EU-Kommission für ihre internen Unstimmigkeiten einen Mediator, gegebenenfalls mit Bürgerkriegserfahrung, anheuern wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...