Finanzen

China überrascht Spekulanten mit Yuan-Aufwertung

Lesezeit: 2 min
01.06.2017 14:04
Die chinesische Zentralbank treibt Spekulanten, die auf sinkende Kurse des Yuan gewettet haben, vor sich her.
China überrascht Spekulanten mit Yuan-Aufwertung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Deutliche Bewegung am Devisenmarkt gab es am Donnerstag weiterhin beim chinesischen Yuan. Obwohl der vom Wirtschaftsmagazin Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex erstmals seit fast einem Jahr unter die wichtige Schwelle von 50 Punkten sank, legte die chinesische Landeswährung wie schon an den vorangegangenen Handelstagen kräftig zu. Der Wertzuwachs in der Nacht lag bei fast einem halben Prozent.

Ein überraschender Schachzug der chinesischen Zentralbank hatte den Kurs des Yuan am Donnerstag auf ein Sieben-Monats-Hoch getrieben. Die People's Bank of China (PBoC) senkte den Dollar-Referenzkurs, den die chinesische Währung nur in einer bestimmten Spanne über- oder unterschreiten darf, um 0,8 Prozent auf 6,809 Yuan. Daraufhin verbilligte sich die US-Valuta an der Börse um bis zu 0,4 Prozent auf 6,7878 Yuan. Börsianern zufolge verstärkten Dollar-Verkäufe staatlicher Banken diesen Trend. Im weniger stark regulierten sogenannten Offshore-Handel an den Börsen in Hongkong und Frankfurt war der Dollar mit 6,7242 Yuan zeitweise so billig wie zuletzt vor knapp acht Monaten.

Seit der ersten Bonitätsabstufung durch die Ratingagentur Moody's seit fast 30 Jahren vor gut einer Woche hat der Yuan rund 1,5 Prozent an Wert gewonnen. Nach der Abstufung wäre eigentlich eine Yuan-Schwäche zu erwarten gewesen - doch das Gegenteil war der Fall.

Händler sehen die aktuelle Yuan-Stärke auch darin begründet, dass Anleger, die zuvor auf einen Wertverfall gewettet hatten, jetzt ihre Positionen auflösen und stattdessen Yuan kaufen müssen, um ihre Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Viele dieser Händler scheinen in den vergangenen Tagen vom Aufstieg der chinesischen Währung auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. Mehrere prominente Spekulanten aus den USA hatten in der Vergangenheit auf Yuan-Kursverluste gewettet und damit zahlreiche Nachahmer angezogen. Jetzt sind sie in die Defensive geraten.

„Bei Kunden hat die plötzliche Yuan-Aufwertung eine gewisse Panik ausgelöst“, sagte ein chinesischer Devisenhändler. Einige spielten mit dem Gedanken, Dollar in größerem Stil zu verkaufen, um ihre Verluste zu minimieren. „Die Regierung will auf Biegen und Brechen eine Yuan-Aufwertung sehen“, urteilte Commerzbank-Analyst Hao Zhou. Ein Mittel hierfür sei der vergangene Woche eingeführte „antizyklische Faktor“, den die Zentralbank künftig bei der Festsetzung des Referenzkurses berücksichtigen will. Wie dieser Faktor genau aussieht, blieb aber unklar.

Schon am Mittwoch hatte Chinas Währung im Verhältnis zum US-Dollar mehr als ein halbes Prozent zugelegt und erreichte den stärksten Wert seit über einem halben Jahr. Zuletzt war ein Dollar nur noch rund 6,81 Yuan wert. Noch deutlicher als beim „normalen“ Festland-Yuan fiel die Aufwertung beim sogenannten Offshore-Yuan aus, der in Hong Kong gehandelt wird, auch ausländischen Investoren zugänglich ist und dadurch den Marktkräften stärker unterliegt. Der Offshore-Yuan gewann allein am Mittwoch rund ein Prozent an Wert.

Chinas Währung ist trotz schlechter Nachrichten aus dem Reich der Mitte im Aufwind. Erst am vergangenen Mittwoch hatte die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft erstmals seit 1989 gesenkt – um eine Stufe auf „A1“. Kritisch sehen die Rating-Analysten vor allem den chinesischen Schuldenberg. China reagierte prompt und warf Moody's eine verfehlte Methodik und zu wenig Vertrauen in die Fähigkeit des Staates vor, Reformen durchzuführen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...