Deutliche Bewegung am Devisenmarkt gab es am Donnerstag weiterhin beim chinesischen Yuan. Obwohl der vom Wirtschaftsmagazin Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex erstmals seit fast einem Jahr unter die wichtige Schwelle von 50 Punkten sank, legte die chinesische Landeswährung wie schon an den vorangegangenen Handelstagen kräftig zu. Der Wertzuwachs in der Nacht lag bei fast einem halben Prozent.
Ein überraschender Schachzug der chinesischen Zentralbank hatte den Kurs des Yuan am Donnerstag auf ein Sieben-Monats-Hoch getrieben. Die People's Bank of China (PBoC) senkte den Dollar-Referenzkurs, den die chinesische Währung nur in einer bestimmten Spanne über- oder unterschreiten darf, um 0,8 Prozent auf 6,809 Yuan. Daraufhin verbilligte sich die US-Valuta an der Börse um bis zu 0,4 Prozent auf 6,7878 Yuan. Börsianern zufolge verstärkten Dollar-Verkäufe staatlicher Banken diesen Trend. Im weniger stark regulierten sogenannten Offshore-Handel an den Börsen in Hongkong und Frankfurt war der Dollar mit 6,7242 Yuan zeitweise so billig wie zuletzt vor knapp acht Monaten.
Seit der ersten Bonitätsabstufung durch die Ratingagentur Moody's seit fast 30 Jahren vor gut einer Woche hat der Yuan rund 1,5 Prozent an Wert gewonnen. Nach der Abstufung wäre eigentlich eine Yuan-Schwäche zu erwarten gewesen - doch das Gegenteil war der Fall.
Händler sehen die aktuelle Yuan-Stärke auch darin begründet, dass Anleger, die zuvor auf einen Wertverfall gewettet hatten, jetzt ihre Positionen auflösen und stattdessen Yuan kaufen müssen, um ihre Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Viele dieser Händler scheinen in den vergangenen Tagen vom Aufstieg der chinesischen Währung auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. Mehrere prominente Spekulanten aus den USA hatten in der Vergangenheit auf Yuan-Kursverluste gewettet und damit zahlreiche Nachahmer angezogen. Jetzt sind sie in die Defensive geraten.
„Bei Kunden hat die plötzliche Yuan-Aufwertung eine gewisse Panik ausgelöst“, sagte ein chinesischer Devisenhändler. Einige spielten mit dem Gedanken, Dollar in größerem Stil zu verkaufen, um ihre Verluste zu minimieren. „Die Regierung will auf Biegen und Brechen eine Yuan-Aufwertung sehen“, urteilte Commerzbank-Analyst Hao Zhou. Ein Mittel hierfür sei der vergangene Woche eingeführte „antizyklische Faktor“, den die Zentralbank künftig bei der Festsetzung des Referenzkurses berücksichtigen will. Wie dieser Faktor genau aussieht, blieb aber unklar.
Schon am Mittwoch hatte Chinas Währung im Verhältnis zum US-Dollar mehr als ein halbes Prozent zugelegt und erreichte den stärksten Wert seit über einem halben Jahr. Zuletzt war ein Dollar nur noch rund 6,81 Yuan wert. Noch deutlicher als beim „normalen“ Festland-Yuan fiel die Aufwertung beim sogenannten Offshore-Yuan aus, der in Hong Kong gehandelt wird, auch ausländischen Investoren zugänglich ist und dadurch den Marktkräften stärker unterliegt. Der Offshore-Yuan gewann allein am Mittwoch rund ein Prozent an Wert.
Chinas Währung ist trotz schlechter Nachrichten aus dem Reich der Mitte im Aufwind. Erst am vergangenen Mittwoch hatte die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft erstmals seit 1989 gesenkt – um eine Stufe auf „A1“. Kritisch sehen die Rating-Analysten vor allem den chinesischen Schuldenberg. China reagierte prompt und warf Moody's eine verfehlte Methodik und zu wenig Vertrauen in die Fähigkeit des Staates vor, Reformen durchzuführen.