Das kleine ostafrikanische Land Dschibuti, das auf der Straße Bab-el-Mandeb liegt, das Afrika mit dem Mittleren Osten und Indien verbindet, beherbergt sieben ausländische Militärpräsenzen, berichtet The Cipher Brief. Dort sind China und die USA Nachbarn und auch die Saudis wollen Militärs nach Dschibuti entsenden. Den größten Stützpunkt haben die Amerikaner. Es nennt sich Camp Lemonnier, wo sich das US-amerikanische Hauptquartier des Combined Joint Task Force Horn of Africa befindet und die US-Navy stationiert ist. Nach Angaben von The Telegraph sind dort 4.500 US-Soldaten stationiert.
Wer immer Djibouti kontrolliert, kann im Notfall durch eine Militärintervention zur See den Welthandel über den Suez-Kanal blockieren. China versucht sich auch, im Irak aktiv einzubringen, um seinen Bezug von Energieträgern zu sichern.
Die Franzosen, Deutsche, Italiener, Spanier und Japaner haben sich den USA in Dschibuti angeschlossen. Für Saudi-Arabien ist das künstlich geschaffene Land wichtig, weil es sich direkt gegenüber vom Jemen befindet. Riad ist direkt in den Jemen-Konflikt involviert und bekämpft die jemenitischen Houthi-Rebellen, die wiederum vom Iran unterstützt werden.
Doch Chinas Interessen in Dschibuti stehen nicht im Einklang mit den US-Interessen. „Sie sehen Dschibuti als Teil ihrer langfristigen Strategie, eine globale Macht zu werden, nicht nur eine regionale Macht. Zudem setzten sie eine außerordentliche Menge an Aufwand und Investitionen ein“, sagt der Direktor der nationalen Nachrichtendienste, Dan Coats. China zahlt Dschibuti 20 Millionen Dollar pro Jahr für seinen ersten Stützpunkt in Übersee. Das ist eigentlich ein Schnäppchen im Vergleich zu der jährlichen Leasing-Zahlung der USA in Höhe von 63 Millionen Dollar. Etwa 300 bis 400 chinesische Militärs sollen auf dem Stützpunkt stationiert sein.
Colonel Wu Qian, ein Sprecher des chinesischen Verteidigungsministeriums, sagte im Februar 2017, dass der Stützpunkt in Dschibuti der logistischen Unterstützung und der körperlichen Erholung der chinesischen Streitkräfte, die maritime Missionen im Golf von Aden und in den Gewässern vor der somalischen Küste durchführen, dienen soll. Die Missionen sollen der Friedenssicherung in der Region dienen, meint der Chinese.
Doch der Stützpunkt wird offenbar im Rahmen der chinesischen „One Belt – One Road“-Initiative errichtet, wonach eine neue Seidenstraße von Ost nach West errichtet werden soll. „Für die Sicherung der Handelswege und auch als Ausgangspunkt für den Anti-Terrorkampf am Horn von Afrika ist Dschibuti derzeit wahrscheinlich das wichtigste Land“, zitiert die Deutsche Welle Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Das Horn von Afrika ist eines der Schlüsselpunkte für den internationalen Containerhandel.
Coats warnt davor, dass die Chinesen durch ihre wirtschaftliche Seidenstraßen-Initiative nicht nur einen schnellen Zugang nach Europa, sondern auch in den Nahen Osten und in den Indischen Ozean erhalten. Edward Paice, Direktor des Africa Research Institute in London, sagte dem Cipher Brief, dass ein Stützpunkt in Dschibuti den Chinesen erlauben wird, „die Handelsströme besser zu schützen“.
„China hat sich im Laufe der Jahre zunehmend in die Friedenssicherung eingebunden (…). Es hat Kampftruppen sowohl im Südsudan als auch in Mali. Es ist logisch, dass es irgendwo in Afrika einen Stützpunkt braucht – genauso wie die Amerikaner sagen, dass sie Camp Lemonnier als Hauptquartier für Operationen in Afrika brauchen“, so Paice.
Trumps nationaler Sicherheitsberater H. R. McMaster ist der Ansicht, dass China weltweit auf Kosten der USA seine Macht erweitern wolle. Das beeinträchtige unter anderem die Sicherheit der US-Partner in der Asien-Pazifik-Region.
Die US-Abgeordneten Dana Rohrabacher und Duncan Hunter schrieben im Februar 2016 einen offenen Brief an den damaligen Außenminister John Kerry und den damaligen Verteidigungsminister Ashton Carter. Rohrabacher und Hunter wörtlich: „[Wir sind] Besorgt darüber, dass unsere eigenen strategischen Interessen rund um das Horn von Afrika, insbesondere unsere kritischen Operationen gegen den Terrorismus, durch den wachsenden strategischen Einfluss Chinas in der Region beeinflusst werden.“
Doch Dschibuti wird sich offenbar nicht freiwillig auf einen Kollisionskurs gegen China im Sinne der USA einlassen. Djiboutis Botschafter in den Vereinigten Staaten, H.E. Mohamed Siad Doualeh, sagte dem Cipher Brief, dass China ein „Freund“ ist und Dschibuti „sehr gute Beziehungen mit China“ habe. Auf Nachfrage, ob diese neue chinesische Basis Auswirkungen auf die Interessen der USA in der Region haben wird, sagte Botschafter Doualeh: „Wir erwarten, dass alle Länder auf der Grundlage des Völkerrechts zusammenarbeiten.“
Seine Äußerungen spiegeln die Aussagen von US-Verteidigungsminister James Mattis wider, der sich im vergangenen Monat in Dschibuti mit Präsident Ismail Omar Guelleh traf und den Journalisten sagte: „Das Völkerrecht ist entscheidend, um die Wasserstraßen offen zu halten, und es ist sehr wichtig, dass wir den gleichen Grad an Zusammenarbeit künftig beibehalten, weil anderen Länder (Anm. d. Red. nach Dschibuti) hereinkommen.“