An den beiden italienischen Krisenbanken Popolare di Vicenza und Veneto Banca wollen sich Reuters zufolge keine Finanzinvestoren beteiligen. Solche Kapitalgeber seien zwar wiederholt angesprochen worden, in die beiden Verluste schreibenden Institute zu investieren. Diese hätten aber wenig Appetit gezeigt, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenangentur. Einem zweiten Insider zufolge finden im Augenblick keine Gespräche mit Finanzinvestoren statt.
Die beiden Banken müssen eine milliardenschwere Kapitallücke schließen. Insidern zufolge haben die Geldhäuser Schwierigkeiten, die erforderlichen 1,2 Milliarden Euro an privaten Mitteln einzusammeln. Dies ist notwendig, damit die EU-Kommission staatlichen Hilfen für die Institute zustimmt. Der von Banken und Versicherern getragenen Rettungsfonds Atlante hatte bereits im vergangenen Jahr 3,4 Milliarden Euro für die beiden Krisenbanken aufgebracht. Er ist nicht bereit, weitere Gelder in sie zu pumpen. Für das kriselnde Institut Monte dei Paschi di Siena zeichnet sich hingegen eine Lösung ab. Die EU-Kommission hatte nach langem Ringen dem Rettungsplan der italienischen Regierung zugestimmt.
Damit dürfte der italienische Steuerzahler als letzter Retter in Frage kommen. Als Vorbild der Rettung könnte die Rettung der Monte dei Paschi dienen, die in dieser Woche vorerst das Schlimmste hinter sich gebracht hat.
Nach monatelangem Ringen hat die EU-Kommission dem Rettungsplan der italienischen Regierung für die Krisenbank Monte dei Paschi di Siena zugestimmt. Das Institut wird demnach mit Milliarden an Steuergeldern stabilisiert. Zuletzt wurde erwartet, dass der Staat 6,6 Milliarden Euro in das älteste Geldhaus der Welt pumpt und einen Anteil von rund 70 Prozent an der Bank aus der Toskana übernimmt.
Während die allermeisten Anleihegläubiger des Instituts von finanziellen Opfern direkt verschont wurden, sind die Aktionäre die Hauptleidtragenden der Krise bei Monte Paschi. Der Aktienkurs des Instituts war ab Mitte 2014 von rund 8,80 Euro bis Ende 2016 auf 0,15 Euro abgesackt. Zu den Verlierern gehörte auch die Stiftung der Bank, die Fondazione Monte dei Paschi di Siena, welche den Großteil ihres Aktienbesitzes im Jahr 2014 mit Verlusten abstoßen musste. Die Sozialdemokratische Partei, die Siena seit Langem regiert, kontrollierte die Bank bis zu ihrem Rückzug über die Stiftung.
Auch der italienische Staat und damit der Steuerzahler gehören zu den Verlierern, weil ihm im Zuge der Umwandlung von Anleiheforderungen in Aktien Ende vergangenen Jahres rund 400 Millionen Euro an Zinseinnahmen aus den sogenannten „Monti-Bonds“ verloren gingen. Bei diesen handelte es sich um Anleihen der Banken, die das italienische Finanzministeriums erstmals 2009 gekauft hatte und die von der Monte Paschi in Aktien und damit Eigenkapital umgewandelt werden durften.
Im Dezember hatte die Bank unter der Last eines Berges an faulen Krediten den Staat um Hilfe gebeten, um eine Lücke von rund 8,8 Milliarden Euro in der Bilanz zu schließen. Zuvor war der Versuch gescheitert, den Finanzmarkt dafür anzuzapfen. Nachdem die private Rettung durch den Verkauf neuer Aktien und den Umtausch von Anleihen in Aktien nicht erzielt werden konnte, blieb der Bank nur noch die Staatshilfe.
Die Regierung beschloss daraufhin, das Institut mit einer Finanzspritze aus dem neuen Bankenhilfsfonds zu retten. Monte Paschi beantragte eine „vorsorgliche Rekapitalisierung“ die dem Staat nach den EU-Regeln Finanzhilfen für noch solvente Banken erlaubt, ohne private Anleger allzu sehr zur Kasse bitten zu müssen. Das ist gerade in Italien ein heißes Eisen für die Politik, weil Monte Paschi Anleihen für zwei Milliarden Euro an private Anleger verkauft hatte. Minister Padoan hatte versichert, dass der Staat die rund 40.000 Kleinanleger schützen wolle.
Auch die anderen kriselnden italienischen Banken dürften aufatmen. Nach der Stabilisierung der Monte Paschi mit Staatsgeldern kann die Regierung auch anderen angeschlagenen Banken wie der Banca Populare di Vincenza oder der Veneto Banca Hilfe in Zukunft nur noch schwer verweigern. Der Chef der Popolare di Vicenza erklärte bereits, er sehe nach dem EU-Deal mit Monte Paschi nun mehr Spielraum, um an weitere Staatshilfen zu gelangen.