Stundenlanger Starkregen hat die Hauptstadt am Donnerstag unter Wasser gesetzt. Am Donnerstagmittag wurde in Berlin wegen Starkregens der Ausnahmezustand ausgerufen. Rund 600 Mal musste die Feuerwehr allein in Berlin ausrücken, um vollgelaufene Keller und überschwemmte Straßen abzupumpen. Auch in Nord- und Süddeutschland machen Wassermassen den Einsatzkräften zu schaffen. Der Deutsche Wetterdienst warnt zudem vor nächtlichen Unwettern in den nördlichen Bundesländern.
Am Berliner Flughafen Tegel wurden am Donnerstag Flüge gestrichen und Maschinen umgeleitet, die Stadtautobahn A100 - eine der am meisten befahrenen in Deutschland - war wegen einer Überschwemmung nahe dem Funkturm in Richtung Süden vorübergehend gesperrt. U-Bahnhöfe liefen voll Wasser. Und Besserung war zunächst nicht in Sicht: Der Chef der Feuerwehr, Wilfried Gräfling, sagte dem rbb, die Einsatzkräfte stellten sich darauf ein, die ganze Nacht durchzuarbeiten.
Gräfling appellierte an die Berliner: «Bleibt zu Hause, liebe Bürger.» Schon um 12.26 Uhr war der Ausnahmezustand ausgerufen worden. Teilweise fließe das abgepumpte Wasser wieder zurück, sagte der Feuerwehr-Chef. Auch Gullydeckel würden hochgedrückt. Die Pumpen schafften die Mengen nicht, sagte ein Sprecher. Im Stadtteil Charlottenburg wurde ein Haus so stark unterspült, dass es evakuiert werden musste.
Die Fluggesellschaft Air Berlin appellierte an die Berliner Luftfahrtbehörde, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen: Flugzeuge müssten auch nach 23.00 Uhr abheben können. Es solle vermieden werden, dass Passagiere wie in der Vorwoche festsitzen, als ein schweres Unwetter niedergegangen war.
Auf zahlreichen Straßen stand das Wasser knöchelhoch, die Berliner Innenstadt war teilweise lahmgelegt. In Durchsagen bei der U-Bahn hieß es, dass die Züge zum Teil in Bahnhöfen nicht halten, sondern wegen überfluteter Eingänge durchfahren würden. Am U-Bahnhof Spichernstraße lief das Regenwasser bis auf den Bahnsteig. Immerhin: Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand.
Auch in Brandenburg sorgte der Dauerregen für Dauereinsätze der Feuerwehr. Allein im Süden des Landes wurden Hunderte Einsätze gezählt. Betroffen war vor allem die Region um Königs Wusterhausen südöstlich von Berlin. Auch in Potsdam gab es 20 Vorfälle mit durchnässten Kellern und Tiefgaragen.
In Hannover sprach die Feuerwehr von rund 160 regenbedingten Einsätzen. Selbst bei der Zentralen Polizeidirektion gab es dort einen Wassereinbruch. Zahlreiche besorgte Anrufer meldeten zudem bei Oldenburg und Cloppenburg überlaufende Gullydeckel. «Nichts Dramatisches», meinte allerdings die Polizei in Oldenburg dazu.
Für die Nacht zum Freitag warnte der Deutsche Wetterdienst vor Dauerregen in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern - entlang der Elbe und nördlich davon könnten 50 bis 70 Liter pro Quadratmeter fallen, örtlich sogar 80 Liter.
Glimpflich verlief die Regenfront zunächst in Baden-Württemberg. Trotz heftigen Regens in der Nacht zum Donnerstag blieben größere Schäden nach Polizeiangaben aus. Am Freitag drohten allerdings auch dort gebietsweise noch unwetterartiger Regen und stürmische Böen bis zu 75 Kilometern pro Stunde.