Gemischtes

Volvo: Neue Modelle ab 2019 nur noch mit Elektro- oder Hybridantrieb

Volvo will ab 2019 nur noch Elektro- oder Hybridautos entwickeln. Die Umsetzung der weitreichenden Ankündigung könnte schwierig werden.
05.07.2017 22:32
Lesezeit: 2 min

Volvo verabschiedet sich als erster traditioneller Autobauer von Benzin- und Dieselmotoren, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Ab 2019 fährt jedes neue Modell entweder mit einem Elektro- oder Hybridantrieb, wie der schwedische Konzern am Mittwoch Reuters zufolge mitteilte. Herkömmliche Verbrennungsmotoren würden dann nur noch in ältere Modelle eingebaut. Damit vollzieht der Premiumhersteller, der zum chinesischen Autobauer Geely gehört, eine Kehrtwende. Während deutsche Autokonzerne zum Teil noch massiv in Diesel-Technologien investieren, ist Volvo die erste große Traditionsmarke, die sich ein Datum für das Auslaufen von Diesel- und Benzinmotoren gesetzt hat.

„Diese Ankündigung markiert das Ende des nur mit Verbrennungsmotoren angetriebenen Autos“, erklärte Volvo-Chef Hakan Samuelsson. Von 2019 bis 2021 sollen fünf neue Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb auf den Markt kommen. Diese Fahrzeuge würden durch eine Reihe von Hybrid-Modellen ergänzt, die zusätzlich zur Batterie auch mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet seien. „Das heißt, dass es in Zukunft keine Volvo-Autos ohne Elektromotor geben wird.“

Volvo hat seit der Übernahme durch die Chinesen 2010 kräftig in neue Modelle und Anlagen investiert. Geplant sei, die Elektroautos in Volvo-Fabriken weltweit zu produzieren, sagte Samuelsson der Nachrichtenagentur Reuters. Volvo hat Produktionsstandorte in Europa und China und baut eine weitere Fertigungsstätte in den USA.

Bereits im Mai hatten die Schweden als erster Premiumhersteller angekündigt, die Entwicklung von Dieselmotoren einzustellen. Volvo begründete den Schritt mit den steigenden Kosten der Abgasreinigung und einem zu hohen finanziellen Aufwand für Neukonstruktionen. Dagegen investiert etwa Daimler noch massiv in die Technologie, treibt aber zugleich auch den Ausbau von Elektroautos voran. Auch Rivale BMW, der sich selbst als Vorreiter beim batteriebetriebenen Fahren sieht, will den US-Pionier Tesla künftig in die Schranken verweisen.

Nach Einschätzung von Branchenexperten wird die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren mit Diesel und Benzin unter dem Druck schärferer Klimavorschriften im kommenden Jahrzehnt sinken. Angesichts der höheren Kosten und geringeren Reichweite machen Elektroautos aber immer noch nur einen Bruchteil der Autoverkäufe aus. In Deutschland konnte die vor einem Jahr von der Bundesregierung eingeführte Prämie von bis zu 4.000 Euro für Käufe von Elektro- und Hybridautos keine signifikante Nachfrage erzeugen.

Daimler und Volkswagen peilen an, bis 2025 rund ein Viertel ihres Pkw-Absatzes mit Elektroautos zu bestreiten. Das Image von Dieselautos ist seit dem Abgasskandal von Volkswagen angekratzt, auch weil danach Unregelmäßigkeiten bei anderen Herstellern festgestellt wurden. Berichte über Abgas-Manipulationen und die Debatte über Fahrverbote für ältere Diesel-Autos in Innenstädten haben die Verbraucher zusätzlich verunsichert.

Unter Analysten gibt es angesichts der Ankündigung der Schweden auch Skepsis. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Volvo komplett zurückzieht, zumal es noch genügend Ländermärkte gibt, wo Verbrennungsmotoren weiterhin vertrieben werden“, sagte Frank Schwope von der NordLB. Volvo wäre gut beraten, seine etablierte Kundschaft nicht zu verunsichern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...