Finanzen

TUI zieht sich vollständig aus Container-Handel zurück

Lesezeit: 2 min
12.07.2017 00:28
Der Touristik-Konzern TUI zieht sich mit dem Verkauf seiner Anteile an der Reederei Hapag Lloyd komplett aus der Containerschifffahrt zurück.
TUI zieht sich vollständig aus Container-Handel zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

TUI verabschiedet sich vollständig aus der Containerschifffahrt und wandelt sich damit zu einem reinen Touristikkonzern. Das Unternehmen aus Hannover teilte am Montag mit, seinen gesamten Restanteil an der Reederei Hapag-Lloyd auf dem offenen Markt veräußert zu haben, berichtet Reuters. Bereits seit März hatten sich die Niedersachsen von Anteilen an der Hamburger Firma getrennt. Der Verkauf brachte insgesamt 395 Millionen Euro ein, wie ein Sprecher sagte. Mit dem Geld will TUI nun den Ausbau seines Touristik-Geschäfts mit Schwerpunkt auf eigenen Hotel- und Kreuzfahrtmarken vorantreiben und seine Bilanz stärken.

„Mit dem Verkauf des restlichen Anteils an der Hapag-Lloyd AG haben wir die Veräußerungen aller nicht zum Kerngeschäft gehörenden Unternehmen und Beteiligungen erfolgreich beendet“, erklärte Finanzvorstand Horst Baier. Das Unternehmen hatte sich in den vergangenen Jahren bereits verstärkt auf das Reise-Geschäft ausgerichtet. Die Erlöse aus dem Verkauf der Anteile an Deutschlands größter Container-Reederei sollen TUI nun auf dem Weg „zum weltweit führenden integrierten Touristikkonzern“ voranbringen, wie das Unternehmen weiter mitteilte.

Laut TUI wurden die noch verbliebenen 8,5 Millionen Hapag-Lloyd-Aktien in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren zu einem Mindestpreis veräußert, der sich nah am Schlusskurs von Montag orientiert. Die Papiere gingen bei 29,50 Euro aus dem Handel. Seit März hatte TUI bereits sechs Millionen Aktien verkauft.

Nach Bekanntwerden der Entscheidung rückte Hapag-Lloyd am Dienstag bei Anlegern stärker ins Rampenlicht. Denn durch den Verkauf der TUI-Anteile von zuletzt noch rund 7,9 Prozent erhöht sich der Streubesitz des Hamburger Traditionskonzerns. Hapag-Lloyd hofft nun auf einen Aufstieg in den MDax für mittelgroße Unternehmen, womit das Papier stärker das Interesse professioneller Anleger auf sich ziehen würde. Am Dienstag stieg der Kurs der Aktie um 9,4 Prozent auf 32,3 Euro, der höchste Stand seit Ende 2015. Anleger begründeten den Kursanstieg damit, dass die Unsicherheit über den lange erwarteten Verkauf der Anteile nun beendet sei. „Die drohende Platzierung des TUI-Anteils hing wie ein Damokles-Schwert über der Aktie“, sagte ein Händler.

Der Kurs der Hapag-Lloyd-Aktie hatte schon seit einiger Zeit zugelegt, weil sich die Branche nach Jahren der Krise langsam berappelt und die Frachtraten auf wichtigen Routen anziehen. Hinzu kam zuletzt die angekündigte Fusion der Containerreederei Cosco Shipping mit dem kleineren Rivalen Orient Overseas International. Die beiden asiatischen Reedereien liefern sich künftig ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit CMA CMG aus Frankreich um Rang drei unter den weltgrößten Containerriesen. Für Investoren ist dies ein Signal, dass die Konsolidierung in der seit Jahren unter Überkapazitäten und sinkenden Frachtpreisen leidenden Branche voranschreitet. Die Experten der Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser zählen Hapag-Lloyd zu den Hauptnutznießern der Erholung. Die Hanseaten waren durch die Übernahme der arabische Reederei UASC auf Rang fünf der größten Containerredereien aufgestiegen. Davor hatte Hapag-Lloyd bereits die Containersparte der chilenischen Reederei CSAV geschluckt. Inzwischen kontrollieren die sechs größten Anbieter mehr als 60 Prozent des Weltmarktes.

Durch Zusammenschlüsse und Allianzen können die Reedereien ihre Transportkapazitäten besser ausnutzen und senken so die Stückkosten. Der Druck, sich gegenseitig bei den Frachtpreisen zu unterbieten, lässt dadurch nach. So lautet zumindest die dahinter steckende Logik. Kaum ein Schifffahrtsexperte schließlich derzeit jedoch aus, dass der Preiskampf erneut ausbricht, wenn das Wachstum der Weltwirtschaft wieder einbricht.

Branchenexperten halten daher weitere Zusammenschlüsse für wahrscheinlich. Als wahrscheinliche Partner gelten die beiden taiwanesischen Reedereien Evergreen und Yang Ming. Nach Daten des Branchendienstes Alphaliner würden sie zusammen Hapag-Lloyd bei der Containerkapazität überflügeln. Die Hamburger haben bereits deutlich gemacht, dass weitere Übernahmen derzeit nicht geplant seien. Zuerst müsse der Zusammenschluss mit UASC verdaut sein, hat Vorstandschef Rolf Habben-Jansen mehrfach betont.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik DWN Exklusiv – Folker Hellmeyer: „Wir erleben die größte existenzielle Krise seit 1949“
28.05.2023

Die Machtachsen verschieben sich zu Ungunsten des Westens, konstatiert Folker Hellmeyer, Experte für Weltwirtschaft und Geopolitik. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen So wird der Yuan zur Reservewährung für Eurasien und Afrika
28.05.2023

Große Teile der Welt ersetzen den Dollar für Importe und Exporte durch den Yuan. Die Entwicklung erinnert an die Einführung des...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Rentenberater erklärt: So gehen Sie vorzeitig in Rente
28.05.2023

Bis zum Jahr 2031 steigt das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre. Doch es gibt Tricks, um früher in Rente zu gehen. Wir haben mit einem...

DWN
Technologie
Technologie Methanol: eine sinnvolle Alternative zu Wasserstoff und Batterie
28.05.2023

Methanol kann es leicht per Tankwagen transportiert und zudem ohne kostenintensive Umbauten über das bereits bestehende Tankstellennetz...

DWN
Finanzen
Finanzen Gebäudetyp E: Einfach (mehr) bauen
28.05.2023

In Deutschland fehlt Wohnraum, und die Bauwirtschaft befindet sich weiter in einer Abwärtsspirale. Ein möglicher Ausweg aus der Krise ist...

DWN
Politik
Politik Die EU-Kommission agiert beim Datenschutz wie ein Terrorist
27.05.2023

Wenn die EU-Kommission Facebook erneut mit hohen Strafen belegt, macht sie nur ihrem Ärger darüber Luft, dass Europa den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Gold-Exporte gehen nicht mehr nach Westen
27.05.2023

Wegen der Sanktionen des Westens kann Russland kein Gold mehr nach London exportieren. Stattdessen gehen die russischen Gold-Exporte nun...

DWN
Deutschland
Deutschland Weik: „An diesen neun Punkten wird Deutschland scheitern“
27.05.2023

Die Zukunftsaussichten für den Wirtschaftsstandort Deutschland und somit für den Wohlstand des Landes und seiner Bürger sehen...