Politik

Neue Vorwürfe gegen Siemens wegen Russland-Sanktionen

Lesezeit: 2 min
13.07.2017 10:39
Reuters-Reporter wollen neue Siemens-Turbinen auf der Krim entdeckt haben.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Anton Zverev von Reuters schreibt, die Nachrichtenagentur habe zwei neue Siemens-Turbinen auf der Krim entdeckt:

Die Affäre um die Lieferung von Siemens-Energietechnik auf die Krim zieht weitere Kreise: Nach Augenzeugenberichten tauchten zwei weitere mutmaßliche Turbinen auf der Halbinsel auf. Reuters-Reporter sahen die Ausrüstung im Hafen von Feodosia. Dass es sich dabei um Gasturbinen aus der Produktion von Siemens handelt, ist bislang nicht bestätigt. Ein Konzernsprecher sagte am Mittwoch, man sei nach wie vor dabei, alle Fakten zusammenzutragen. So müsse noch ermittelt werden, wo sich die zwei restlichen von insgesamt vier Gasturbinen befinden, die eigentlich nach Russland geliefert werden sollten.

Die Siemens-Technik war laut Vereinbarungen für ein Projekt auf der südrussischen Halbinsel Taman bestimmt. Dagegen unterliegt die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim Sanktionen. Die EU und die USA untersagen direkte Wirtschaftskontakte dorthin. Der Siemens-Konzern hatte zuletzt mitgeteilt, dass mindestens zwei der vier Turbinen gegen seinen Willen und ohne sein Wissen auf die Krim geliefert worden seien. Das Management reichte daher in Moskau Klage gegen seinen russischen Abnehmer Technopromexport (TPE) ein, als dessen Opfer sich Siemens sieht. TPE ist Generalunternehmer sowohl für das nie gebaute Kraftwerk auf Taman als auch für auf der Krim geplante Projekte. Das russische Unternehmen hatte erklärt, die Turbinen für die Krim auf dem Zweitmarkt gekauft zu haben. Sie seien von russischen Spezialisten modernisiert worden. Die Regierung in Moskau steht auf dem Standpunkt, dass es sich um Ausrüstung aus russischer Produktion handele, die deshalb keinen Sanktionen unterliege.

Das russische Energieministerium und TPE wollten sich zu den beiden weiteren Turbinen nicht äußern. Auf die Frage, ob es sich bei den zylinderförmigen, mehrere Meter langen Objekten am Hafen, die mit blauen und grauen Planen abgedeckt waren, um Siemens-Produkte handle, sagte ein Regierungsvertreter auf der Krim: "Wir können darüber nicht sprechen. Sie verstehen: Sanktionen, Siemens." Er fügte hinzu: "Natürlich wird die ganze Geschichte ans Licht kommen, aber lassen Sie sie ohne uns ans Licht kommen." Russland braucht insgesamt vier Turbinen für zwei neue Kraftwerke auf der Krim, nachdem die Ukraine die Halbinsel von ihrem Stromnetz abgetrennt hatte, wie drei Insider erläuterten.

Die Lieferung von Siemens-Turbinen auf die Krim zeigt nach Ansicht von Experten die Grenzen der Sanktionen auf, da es in der EU keine Behörde gebe, um sie im Zweifel durchzusetzen. Dafür seien die einzelnen Mitgliedstaaten zuständig, sagte ein Sprecher der EU-Kommission mit Blick auf Siemens. Man sei in Kontakt mit den deutschen Behörden "in diesem speziellen Fall". In Berlin sprach ein Regierungssprecher von einem bemerkenswerten Vorgang, den die Bundesregierung "mit großer Aufmerksamkeit" verfolge. "Welche Konsequenzen das hat, wird derzeit beraten."


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Prognose 2025 mit Potential und Risiko - Nvidia-Aktie kaufen oder nicht?
12.01.2025

Die Nvidia-Aktie gehört zu den Lieblingspapieren sowohl der institutionellen Investoren als auch der privaten Anleger. Der US-Chipkonzern...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Schatz im Müll gelandet? Richter weist Klage auf "Schürf-Erlaubnis" ab
12.01.2025

Auf einer Mülldeponie ruht angeblich ein Millionen-Schatz in Kryptowährung. Ein Brite kämpft seit Jahren dafür, danach suchen zu...

DWN
Panorama
Panorama Artenvielfalt und Biodiversität: Neue Strategie schützt Natur in Deutschland
12.01.2025

Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt, die am Mittwoch vom Kabinett verabschiedet wurde, setzt wichtige Ziele für den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Comeback des Manta als E-Auto: Warum deutsche Autobauer auf Retro-Design setzen - auch Golf und Capri kehren wieder
12.01.2025

Der 2017 vorgestellte Bulli von VW hatte bereits frühzeitig den Weg gewiesen und neue Chancen am Markt der Elektroautos aufgezeigt. Doch...

DWN
Politik
Politik E-Patientenakte (ePA): Karl Lauterbach Lauterbach schwärmt von der E-Akte - und betont deren Sicherheit
12.01.2025

In wenigen Tagen wird die elektronische Patientenakte in Arztpraxen eingeführt - zunächst nur in Testregionen, später bundesweit. Karl...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Musk und Meloni: Verhandlungen über milliardenschweres Satellitenprojekt
12.01.2025

Italiens Regierung unter Giorgia Meloni führt Gespräche mit Elon Musk über ein milliardenschweres Satelliten-Kommunikationssystem. Das...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Rekordpreise für Strom: Warum Deutschland weltweit an der Spitze steht
12.01.2025

Deutschlands Haushalte zahlen Rekordpreise für Strom, während Nachbarn wie Frankreich und Norwegen mit weitaus niedrigeren Kosten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Plagiat oder nachgemacht? Original und Fälschung? Birkenstock fordert Urheberschutz für Sandalen als Kunstwerk ein
11.01.2025

Künstlerisches Design mit intrinsischem Wert. Oder sind Birkenstock-Latschen nur ein schnöder Gebrauchsgegenstand - eine Sandale halt,...