Die weltgrößte Exportnation China konnte seine Ausfuhren im Juni deutlich um 11,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat steigern, gab die Zollbehörde am Donnerstag in Peking bekannt. Ökonomen hatten lediglich ein Plus von 8,7 Prozent vorausgesagt. Die Importe legten mit 17,2 Prozent ebenfalls stärker zu als erwartet. Der von US-Präsident Donald Trump scharf kritisierte Exportüberschuss Chinas lag allein im vergangenen Monat bei fast 43 Milliarden Dollar. Dabei zog er im Handel mit den USA auf mehr als 25 Milliarden Dollar an und erreichte den höchsten Wert seit mehr als anderthalb Jahren.
Politische Bedeutung besitzt auch der florierende Handel Chinas mit Nordkorea: Dieser weitete sich einem Behördensprecher zufolge im ersten Halbjahr um 10,5 Prozent auf 2,55 Milliarden Dollar aus. Die USA fordern von der Regierung in Peking, auf Nordkorea verstärkten Druck auszuüben. Trump hat Chinas Nordkorea-Politik scharf kritisiert und der Regierung in Peking unter Hinweis auf den gestiegenen Handel zwischen den beiden asiatischen Nachbarn mangelnde Zusammenarbeit vorgeworfen. Nordkorea hat entgegen Auflagen der Vereinten Nationen Raketen getestet, die möglicherweise auch das Territorium der USA erreichen und Atomsprengköpfe tragen können. Das kommunistische Land hat erklärt, einsatzbereite Atomwaffen zu besitzen. Die USA haben ihrerseits mehrere Militärübungen in Südkorea abgehalten und dort ein Raketensystem aufgebaut.
Angesichts großer politischer Risiken rechnen Experten nicht damit, dass die chinesischen Ausfuhren ihr hohes Tempo halten können. „Das Exportwachstum dürfte sich verlangsamen wegen der unsicheren Nachfrage durch steigende geopolitische Gefahren und dem stärkeren Yuan“, erklärten die Analysten der Bank Nomura. „Auch die Importe dürften langsamer zulegen.“
Der Internationale Währungsfonds hob kürzlich seine Wachstumsprognose für China in diesem Jahr von 6,6 auf 6,7 Prozent an. Für 2018 werden 6,2 Prozent erwartet. „Der Reformprozess muss beschleunigt werden, um mittelfristige Stabilität zu sichern und dem Risiko zu begegnen, dass die laufende wirtschaftspolitische Umorientierung zu scharfen Anpassungen führen könnte“, warnte der IWF. Die Wirtschaft soll künftig stärker vom Konsum als von den Exporten getragen werden.