Finanzen

Google will über Wissenschaft öffentliche Meinung beeinflussen

Lesezeit: 2 min
17.07.2017 23:03
Der Technologie-Konzern Google hat Wissenschaftler jahrelang für gefällige Studie bezahlt.
Google will über Wissenschaft öffentliche Meinung beeinflussen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Internetkonzern Google hat Universitätsprofessoren engagiert, um die öffentliche Meinung und die Politik im Hinblick auf sein Geschäftsgebaren zu beeinflussen. Die von den Professoren erstellten Studien unterstützten die Position von Google, etwa zur Begleitung von Rechtsstreitigkeiten mit den Regulierungsbehörden.

Wie The Times berichtet, hat Google im Verlauf der letzten zehn Jahre Hunderte Studien finanziert. Etwa ein Dutzend Professoren erhielten für ihre Untersuchungen große Geldmengen. Das Wall Street Journal berichtet von bis zu 400.000 Dollar pro Studie. Die Politik sollte demnach nicht von Googles Einfluss auf die Studienergebnisse erfahren.

Die PR-Manager von Google erstellten auch Wunschlisten mit Themen, zu denen sie gern Studien geschrieben haben wollten. Sie gaben für die Studien sogar die Titel und die Zusammenfassung vor sowie den jeweiligen Preis, den die Professoren erwarten konnten. Dann suchte Google nach Autoren, die bereit waren, die vorgegebenen Studien zu verfassen.

Die engagierten Professoren fanden etwa heraus, dass die Datensammlung durch Google durchaus fair ist, weil die Dienstleistung den Nutzer nichts kostet. Bezahlt wurde auch für das Ergebnis, dass Google die Nutzer nicht auf unfaire Weise auf seine kommerziellen Seiten oder die seiner Werbekunden lenkt.

Google bezahlte auch die Reisekosten für Professoren von mehreren Eliteuniversitäten, darunter Harvard und Berkeley, damit sie Entscheidungsträger und Lobbyisten treffen konnten. Die Studien wurden unter anderem im Kampf gegen Monopolvorwürfe gegen Google im Jahr 2012 eingesetzt.

Der Bericht des Wall Street Journal legt nahe, dass Universitätsprofessoren als heimliche Lobbyisten im Auftrag von Unternehmen auftreten, um staatliche Entscheidungen zu beeinflussen. Google sagt selbst, dass es seit Firmengründung immer starke Verbindungen zu Universitäten und Forschungsinstituten unterhalten hat. „Sehr gern unterstützen wir akademische Forscher in den Computerwissenschaften und bei politischen Themen, darunter Copyright, freie Rede und Überwachung, und helfen jene Stimmen zu verstärken, welche die Prinzipien eines offenen Internets unterstützen“, sagte Google dem Wall Street Journal.

Im Juni verhängte die EU gegen Google eine Strafe in Höhe von 2,42 Milliarden Euro zahlen, weil das Unternehmen seine marktbeherrschende Stellung mit seinem Preisvergleichsdienst missbraucht hatte. Die EU-Wettbewerbshüter warfen Google vor, die Ergebnisse für seinen Preisvergleichsdienst bei entsprechenden Suchbegriffen sehr weit oben in den Suchergebnissen anzuzeigen. Der am besten platzierte Wettbewerber werde im Schnitt erst auf Seite vier der Suchergebnisse angezeigt.

Zusätzliche Milliardenstrafen können folgen, da die EU-Kommission zwei andere Verfahren gegen den Suchmaschinenbetreiber weiter verfolgt. Zudem gibt es auch mehrere Verfahren gegen andere große amerikanische Unternehmen, darunter Starbucks, Apple, Amazon und McDonalds.

Die höchsten Strafen aus Brüssel erhielten bisher 2009 der US-amerikanische Chipkonzern Intel wegen Monopolmissbrauchs mit 1,06 Milliarden Euro und 2016 der Stuttgarter Autobauer Daimler mit rund einer Milliarde Euro wegen der Beteiligung an einem Lkw-Kartell.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik DWN Exklusiv – Folker Hellmeyer: „Wir erleben die größte existenzielle Krise seit 1949“
28.05.2023

Die Machtachsen verschieben sich zu Ungunsten des Westens, konstatiert Folker Hellmeyer, Experte für Weltwirtschaft und Geopolitik. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen So wird der Yuan zur Reservewährung für Eurasien und Afrika
28.05.2023

Große Teile der Welt ersetzen den Dollar für Importe und Exporte durch den Yuan. Die Entwicklung erinnert an die Einführung des...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Rentenberater erklärt: So gehen Sie vorzeitig in Rente
28.05.2023

Bis zum Jahr 2031 steigt das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre. Doch es gibt Tricks, um früher in Rente zu gehen. Wir haben mit einem...

DWN
Technologie
Technologie Methanol: eine sinnvolle Alternative zu Wasserstoff und Batterie
28.05.2023

Methanol kann es leicht per Tankwagen transportiert und zudem ohne kostenintensive Umbauten über das bereits bestehende Tankstellennetz...

DWN
Finanzen
Finanzen Gebäudetyp E: Einfach (mehr) bauen
28.05.2023

In Deutschland fehlt Wohnraum, und die Bauwirtschaft befindet sich weiter in einer Abwärtsspirale. Ein möglicher Ausweg aus der Krise ist...

DWN
Politik
Politik Die EU-Kommission agiert beim Datenschutz wie ein Terrorist
27.05.2023

Wenn die EU-Kommission Facebook erneut mit hohen Strafen belegt, macht sie nur ihrem Ärger darüber Luft, dass Europa den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Gold-Exporte gehen nicht mehr nach Westen
27.05.2023

Wegen der Sanktionen des Westens kann Russland kein Gold mehr nach London exportieren. Stattdessen gehen die russischen Gold-Exporte nun...

DWN
Deutschland
Deutschland Weik: „An diesen neun Punkten wird Deutschland scheitern“
27.05.2023

Die Zukunftsaussichten für den Wirtschaftsstandort Deutschland und somit für den Wohlstand des Landes und seiner Bürger sehen...