Finanzen

Bundesregierung verschiebt U-Boot-Geschäft mit Israel

Die Bundesregierung verschiebt den geplanten Verkauf von U-Booten und Korvetten nach Israel aufgrund von Ermittlungen in einer Korruptionsaffäre.
18.07.2017 17:33
Lesezeit: 1 min

Die Bundesregierung hat die Unterzeichnung eines U-Boot-Geschäfts mit Israel offenbar verschoben. Dies verlautete am Dienstag aus einer Quelle im israelischen Nationalen Sicherheitsrat, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Die Unterzeichnung einer Absichtserklärung über den Bau und die Lieferung von drei U-Booten sei eigentlich für kommende Woche in Berlin geplant gewesen, berichteten israelische Medien. Grund für die Verschiebung ist nach israelischen Angaben eine Korruptionsaffäre um das U-Boot-Geschäft in Israel.

Ein Regierungssprecher in Berlin wollte die Informationen nicht kommentieren. Die israelische Zeitung „Jediot Ahronot“ hatte als erste über eine Verschiebung des U-Boot-Deals berichtet. Sie zitierte israelische Regierungsvertreter mit den Worten, Deutschland sei nicht aus dem Geschäft ausgestiegen, wolle aber die Ermittlungen in der Affäre abwarten.

In der vergangenen Woche hatte die israelische Polizei in der Korruptionsaffäre sieben Verdächtige festgenommen. Das Geschäft um den Kauf von drei hochmodernen U-Booten des deutschen Herstellers ThyssenKrupp hat israelischen Medienberichten zufolge einen Umfang von 1,2 Milliarden Euro. Die Boote der Dolphin-Klasse können von Israel mit Atomwaffen nachgerüstet werden, weshalb deren Lieferung in die Krisenregion Nahost auch in Deutschland für Diskussionen sorgte.

In Israel sorgten zuletzt vor allem Medienberichte über eine mögliche Verwicklung eines Vertrauten von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für Aufsehen. Im November ordnete der israelische Generalstaatsanwalt eine polizeiliche Untersuchung zu einem möglichen Interessenkonflikt bei dem Kauf an. Zuvor war bekannt geworden, dass Netanjahus Cousin und Anwalt David Schimron auch für den ThyssenKrupp-Vertreter in Israel arbeitete.

Seit Februar ermittelt auch das israelische Justizministerium in der Affäre. Nach Angaben des Ministeriums gilt Netanjahu aber nicht als Verdächtiger in dem Fall.

Thyssenkrupp hat nach eigenen Angaben keine Hinweise auf Korruption im Zusammenhang mit einem U-Boot- und einen Korvettenauftrag für die israelische Marine gefunden, berichtet AFP. Die internen Ermittlungen zu dem Fall, der in Israel hohe Wellen schlägt, seien vorläufig abgeschlossen und der Untersuchungsbericht den deutschen Behörden übergeben worden, teilte der Konzern am Dienstag mit. „Auf Basis der uns möglichen Untersuchungsmaßnahmen haben wir keine konkreten Hinweise auf Korruption entdecken können – weder mit Blick auf U-Boot-Projekte noch im Zusammenhang mit der Beschaffung von Korvetten.“ In Israel ermitteln die Behörden noch.

Thyssenkrupp habe selbst keine Untersuchungen in Israel anstellen dürfen, erklärte der Konzern. Daher sei das Ergebnis vorläufig. „Zum momentanen Zeitpunkt ist Thyssenkrupp nicht Gegenstand von deutschen oder israelischen Ermittlungen. Dennoch ist uns die vollständige Aufklärung der Vorwürfe in Israel sehr wichtig. Unser Unternehmen steht für saubere Geschäfte.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...