Finanzen

Dramatik in Spanien: Ministerpräsident Rajoy garantiert Sicherheit des Bankensystems

Lesezeit: 1 min
09.05.2012 23:04
In Spanien spitzt sich die Bankenkrise weiter zu: Ministerpräsident Mariano Rajoy versuchte, seine Landsleute zu beruhigen. Die Regierung garantiere das Bankensystem. Doch im Grunde ist klar: Ohne Rettungsgelder aus der EU kann die spanische Regierung die Banken nicht halten.
Dramatik in Spanien: Ministerpräsident Rajoy garantiert Sicherheit des Bankensystems

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Dramatischer Auftritt am Mittwoch: Nach einem Treffen mit seinem portugiesischen Kollegen trat Premier Mariano Rajoy vor die Kameras und sagte: „Die Regierung garantiert die Stabilität des gesamten spanischen Bankensystems.“ Wenn ein Regierungschef solches ankündigen muss, dann ist die Lage alles andere als stabil.

Zuvor hatte die Regierung bekanntgegeben, mit 4,47 Milliarden Euro für 45% bei der bedrohten Bankia einzusteigen (mehr zum politischen Versagen hier und zur Verstaatlichung hier). Das Wirtschaftsministerium sagte, der Einstieg sei „ein notwendiger erster Schritt, um die Solvenz des Unternehmens zu sichern, die Einleger zu beruhigen und Spekulationen über eine mögliche Insolvenz der Bank zu zerstreuen“.

Diese Finanzspritze und die Verstaatlichung sind nur der erste Schritt. Beobachter haben keinen Zweifel: Spanien kann den Crash wegen seiner Banken nur mit einem Bailout durch die europäische Union vermeiden.

Auf 10 Milliarden Euro wird die gesamte Höhe des unmittelbaren Kapitalbedarfs allein für die Bankia geschätzt. Doch das dürfte nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Ministerpräsident Rajoy erklärte nun auch, Steuergelder für die Bankenrettung nutzen zu wollen (mehr hier). Bisher hatte er das immer ausgeschlossen. Das ist allerdings nur ein Teil der Sanierungspläne.

Die Rede ist von insgesamt 136 Milliarden Euro an faulen Krediten. Analysten zufolge wird diese Zahl aufgrund weiterer Ausfälle von Immobilienkrediten weiterhin steigen.  Die Reserven der spanischen Banken decken allerdings lediglich 54 Milliarden Euro. Dass die Banken Gelder aus dem privaten Sektor erhalten, „wird so gut wie unmöglich sein“, erklärt Raoul Ruparel vom Think Tank Open Europe. Der spanische Bankenrettungsfonds FROB hat eine Darlehens-Kapazität von theoretisch 99 Milliarden Euro. Allerdings sind davon nur 18 Milliarden Eigenkapital. Hier müsste der EFSF aushelfen.

So ein großer Geldtransfer an Spanien könnte zu weiteren politischen Unruhen in der EU führen. Zumal damit noch nicht einmal sicher wäre, ob sich die Wirtschaft des Landes überhaupt erholen kann. Klare Kriterien für jede Art von Finanzhilfen fordert Ruparel, denn „wer kann garantieren, dass die Banken das Geld nicht aus Angst vor einem Zusammenbruch der Eurozone horten?“. Dagegen müssten die Banken ermutigt werden, weiter Kredite zu vergeben und damit die Wirtschaft wieder anzukurbeln.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...