Die massive Geldschöpfung der Europäischen Zentralbank (EZB) verstärkt den Kredit-Vergabe in der Euro-Zone. Im Juni vergaben Banken an Firmen etwa 2,1 Prozent mehr Darlehen als noch vor Jahresfrist, wie die Währungshüter am Donnerstag in Frankfurt laut Reuters mitteilten. Im Mai lag der Zuwachs sogar bei 2,5 Prozent. An Privathaushalte reichten die Banken im Juni 2,6 Prozent mehr Kredite aus als vor Jahresfrist.
Die EZB hält schon seit längerem ihre Geldschleusen weit offen und sorgt mit einem Leitzins auf Rekordtief von 0,0 Prozent für günstige Finanzierungsbedingungen. Zudem erwirbt sie seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen der Euroländer, um Banken zur stärkeren Kredit-Vergabe an die Staaten anzuregen.
Aktuell erwerben die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken Wertpapiere im monatlichen Umfang von 60 Milliarden Euro. Durch die Zusage der EZB, Staatsanleihen anzukaufen, sollen Banken dazu bewogen werden, auch hochverschuldeten Staaten wie Portugal, Spanien und Frankreich Geld zu leihen.
Zuletzt hatte die EZB aber einen ersten Mini-Schritt in Richtung einer weniger lockeren Geldpolitik gewagt und will nun im Herbst über die Zukunft ihres Anleihen-Kaufprogramms beraten. Die Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi führten allerdings prompt zu einem starken Abverkauf an den Anleihemärkten.
Die von der EZB genau beobachtete Geldmenge M3 stieg im Juni wie erwartet um 5,0 Prozent nach einem Plus von 4,9 Prozent im Mai. Zu M3 zählen neben Bargeld und Einlagen auf Girokonten auch Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen. Die EZB stützt sich bei der sogenannten monetären Analyse auf die Tatsache, dass Geldmengenwachstum und Inflation mittel- bis langfristig eng miteinander verbunden sind.